Startabbruch: Streckenposten haben geschlafen

Dass Giancarlo Fisichella am Nürburgring nach dem Startabbruch nicht weggeschoben werden konnte, war ein Fehler der Streckenposten

(Motorsport-Total.com) - In der Aufregung um Kimi Räikkönens spektakulären Abflug in der letzten Runde des Grand Prix von Europa haben viele schon wieder vergessen, dass das Rennen mit einem Abbruch begonnen hat: Unmittelbar nach der ersten Aufwärmrunde musste das Startprozedere angehalten werden, weil bei Giancarlo Fisichella der Motor abgestorben war.

Titel-Bild zur News: Streckenposten im Einsatz

Rasches und kompetentes Eingreifen der Streckenposten ist oft entscheidend

"Es war ein ziemlich spezielles Problem", erklärte Renault-Chefingenieur Pat Symonds gegenüber 'Crash.net'. "Es war kein klassisches Abwürgen, sondern eher ein Startproblem. Die Kupplung war bereits voll losgelassen, er war im ersten Gang, aber als er auf das Gaspedal stieg, starb der Motor plötzlich ab. Wir kennen den Grund dafür noch nicht. Es ist das erste Mal, dass uns so etwas passiert, seit es die Startautomatik beziehungsweise mittlerweile ja die semiautomatischen Systeme gibt."#w1#

Unabhängig davon bekleckerten sich im Zuge dieses Zwischenfalls die Streckenposten am Nürburgring nicht mit Ruhm, wenn man Symonds' Darstellung glauben darf. Bekanntlich sieht das Startprozedere seit dieser Saison vor, dass sofort nach einem Abbruch eine weitere Aufwärmrunde gefahren wird. Zwischen erstem und zweitem Start liegen somit nur ungefähr zwei Minuten. In diesen zwei Minuten schafften es die Streckenposten aber nicht, Fisichellas Renault vom Grid zu schieben.

Ursache dafür war, dass der Schalter für die Neutralstellung des Getriebes, der für solche Fälle außen an jedem Formel-1-Auto angebracht ist, nicht gefunden wurde: "Die Streckenposten wussten nicht, wie sie den Neutralmechanismus betätigen müssen. Charlie (Whiting, Rennleiter; Anm. d. Red.) hat uns daraufhin am Funk kontaktiert und gesagt, dass wir ihnen helfen sollen. Das war eine ziemlich gute Entscheidung von Charlie", erklärte Symonds.

"Man braucht kompetente Streckenposten", beschwerte er sich anschließend. "Es gibt diesen Knopf außen am Auto, er muss vor dem Cockpit sein. Ich habe gesehen, dass Giancarlo dorthin gezeigt hat, aber die Streckenposten hatten keine Ahnung, was er damit meint. Wenn sie den Knopf gedrückt hätten, hätten sie das Auto wegschieben können. Sie hätten uns beinahe noch mehr Probleme verursacht, wenn deswegen der zweite Start verzögert worden wäre."

In Zusammenhang mit diesem Vorfall gibt es eine interessante Überlegung, die unsere Kollegen von 'Autosport-Atlas' in ihrer Analyse des Nürburgring-Wochenendes zur Sprache brachten: Wäre Fisichellas Auto nicht rechtzeitig weggebracht worden, hätte das Startprozedere noch einmal von vorne beginnen müssen - und wegen einer weiteren Aufwärmrunde wäre die Renndistanz auf 58 Runden verkürzt worden. Für diese Runde weniger hätte ein gewisser Kimi Räikkönen in der Eifel viel Geld bezahlt...