Springt der "Jungle Boy" auf das Transferkarussell auf?

Antonio Pizzonia spekuliert nach Monza auf ein Cockpit bei WilliamsF1 oder BMW - 'F1Total.com'-Experte Marc Surer glaubt aber nicht daran

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem siebenten Platz beim Grand Prix von Italien war Antonio Pizzonia gestern in Monza eine der positiven Überraschungen des Rennens. Der Brasilianer war am Samstagmorgen kurzfristig für Nick Heidfeld eingesprungen, stellte seinen Williams BMW FW27 im Qualifying auf den 16. Startplatz und lieferte anschließend eine fehlerfreie Performance über die gesamten 53 Runden ab.

Titel-Bild zur News: Antonio Pizzonia

Wunschdenken oder echte Chance? Antonio Pizzonia will ein Stammcockpit...

Nun spekuliert der 24-Jährige, der bisher auf dem Transfermarkt überhaupt kein Thema war, sogar wieder mit einem Comeback als Stammfahrer: "Das Team ist zufrieden mit meiner Leistung", sagte er nach dem Rennen, "und ich denke, dass auch andere Teams das realisiert haben. Leider vergessen die Leute in der Formel 1 aber sehr schnell, was man geleistet hat, daher brauche ich rasch eine weitere Chance, ehe sich niemand mehr an Monza erinnern kann."#w1#

Mit Spa hat Pizzonia noch eine Rechnung offen

Der "Jungle Boy", wie er aufgrund seiner Herkunft aus der Stadt Manaus am Amazonas genannt wird, spekuliert insgeheim mit einem weiteren Einsatz am kommenden Wochenende in Spa, wo er vergangenes Jahr als Ersatz für Ralf Schumacher beinahe sein erstes Podium erreicht hätte, wäre nicht kurz vor Schluss das Getriebe kaputt gegangen. Sollte Heidfeld jedoch rechtzeitig fit werden, droht ihm wieder die Abschiebung auf das Abstellgleis.

Allzu viele Türen hat ihm auch die gestrige Vorstellung nicht geöffnet, jedoch sieht er durchaus Chancen bei zwei Teams: "BMW könnte eine Möglichkeit für mich sein, aber darauf hoffe ich nicht, bevor WilliamsF1 nicht die Fahrerpaarung bekannt gegeben hat", ließ sich Pizzonia ein wenig in die Karten blicken. "Zuerst einmal wünsche ich mir aber eine weitere Chance für ein ganzes Wochenende in Spa, damit ich zeigen kann, was ich wirklich drauf habe."

'F1Total.com'-Experte Marc Surer verteilte an den BMW WilliamsF1 Team Test- und Ersatzpiloten recht gute Noten für den Auftritt in Monza, betonte aber, dass er ihn als Entscheidungsträger bei einem Team "nur als Notnagel" unter Vertrag nehmen würde, denn: "Ich glaube, dass er kein wirklich kompletter Rennfahrer ist. Er ist zwar sehr schnell und hat Talent, kann das aber nicht immer umsetzen", so der 82-fache Grand-Prix-Teilnehmer.

Nur 200 Formel-1-Testkilometer seit Anfang Juli

"Das hat er nicht schlecht gemacht, denn er ist mit ganz ungünstigen Voraussetzungen in dieses Wochenende gegangen." Marc Surer

Die Leistung gestern sei aber in Ordnung gewesen: "Das hat er nicht schlecht gemacht, denn er ist mit ganz ungünstigen Voraussetzungen in dieses Wochenende gegangen. Er hat in diesem Jahr außer der Ausscheidung gegen Nick Heidfeld nicht mehr getestet. Auch beim Monza-Test ist Nico Rosberg gefahren. Somit war er richtig schlecht vorbereitet. Er ist zwar mal den V8 gefahren, aber nie das aktuelle Auto", unterstrich Surer.

Tatsächlich hat Pizzonia seit Saisonbeginn immerhin 6.000 Testkilometer absolviert, womit er sogar mehr im Auto saß als die Stammpiloten Heidfeld und Webber. In den vergangenen zwei Monaten absolvierte er jedoch nur knapp 200 Kilometer im Williams BMW FW27. Mit mickrigen 17 Trainingsrunden in Monza Qualifying und Rennen in Angriff zu nehmen, war eine dementsprechend schwierige Aufgabe für den ehemaligen Jaguar-Piloten.

Umso bemerkenswerter ist, dass er sich trotz des zweitschwersten Autos und trotz seiner ersten Startposition im Qualifying relativ schadlos halten konnte - und im Rennen legte er sogar noch einen drauf: Pizzonias schnellste Rennrunde von 1:22.870 kurz vor dem ersten Boxenstopp war nämlich um 65 Tausendstelsekunden schneller als die seines Teamkollegen Webber, gegen den er 2003 bei Jaguar noch alt ausgesehen hatte...