• 21.08.2004 14:14

Spa: Wo sich die Formel 1 ihrer Wurzeln besinnt

Die Ardennenstrecke in Spa-Francorchamps bietet den Gegensatz zu den High-Tech-Anlagen von Bahrain oder China

(Motorsport-Total.com) - Trotz der rasanten Expansion in die Märkte der Zukunft besinnt sich die Formel 1 von Zeit zu Zeit auf ihre Vergangenheit. So wie beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps. Der Traditionskurs in den Ardennen ist ein reizvoller Gegensatz zu den supermodernen Designerstrecken - und dank vieler Verbesserungen auch in punkto Sicherheit auf dem neuesten Stand.

Titel-Bild zur News: Eau Rouge

Die Senke Eau Rouge macht einen Großteil von Spas Faszination aus

Bei der Auswahl ihrer Gastspielorte setzt die Königsklasse des Motorsports auf eine attraktive Mischung aus Tradition und Moderne. Neue Strecken wie Bahrain und Shanghai, in dieser Saison erstmals Austragungsorte eines Großen Preises, stehen für den Aufbruch in eine neue Zeit. Auf so traditionsreiche Rennen wie in Spa-Francorchamps oder auf dem Stadtkurs in Monaco, die schon in den Gründerjahren der Formel 1 so manche Glanzlichter setzten, wollen die Verantwortlichen aber trotz aller Globalisierungstendenzen nicht verzichten.#w1#

Strecken wie Spa verlieren nichts von ihrem Charakter

"Wenn es nach uns ginge", sagte Sam Michael, Technischer Direktor des Williams-Teams, "könnten wir auf diesen Strecken auch noch in 15 oder 20 Jahren fahren."

Die Formel 1 ist von Haus aus ein Sport auf der Überholspur. Trotzdem steht die Tradition bei vielen Rennen auf der Pole Position. Sechs der sieben Großen Preise der ersten offiziellen Formel-1-Saison 1950 finden sich auch in diesem Jahr im Grand-Prix-Kalender, fünf werden sogar noch auf denselben Strecken ausgetragen: Großbritannien (Silverstone), Monaco (Monte Carlo), USA (Indianapolis), Belgien (Spa-Francorchamps) und Italien (Monza). Trotz aller Veränderungen haben sich vor allem Monaco und Spa-Francorchamps viel von ihrem ursprünglichen Charakter bewahrt. Das Kurvenlabyrinth in den Straßen von Monte Carlo stellt Fahrer und Teams ebenso vor ganz besondere Herausforderungen wie die Berg-und-Tal-Bahn in den Ardennen, der mit 6,973 Kilometern längste aktuelle Grand-Prix-Kurs. Eine echte Fahrerstrecke, auf der sich, vor allem wenn der für diese Region typische Regen einsetzt, die Spreu vom Weizen trennt. Und irgendwo entlang der Strecke regnet es eigentlich immer.

Weltberühmt wurde Spa-Francorchamps auch durch Eau Rouge, die spektakulärste Kurve der Formel 1: Nach der Haarnadel La Source stürzen sich die Fahrer mit Tempo 300 den Hügel hinunter und durchfahren die am tiefsten Punkt gelegene Links-Rechts-Links-Kombination - wenn sie mutig sind und ihr Auto perfekt abgestimmt haben, mit Vollgas im sechsten Gang. Das ist der Ritterschlag für jeden Formel-1-Fahrer. Dabei sind sie Fliehkräften von 4 g ausgesetzt, also dem Vierfachen der Erdanziehungskraft. Einen Wimpernschlag später rasen sie schon wieder die 15-prozentige Steigung hinauf und sehen irgendwann nur noch den Himmel vor sich - wie ein Düsenjäger-Pilot im Steilflug. Solche Grenzerfahrungen bietet keine andere Grand-Prix-Strecke.

Schumacher: "Gefühl der Behaglichkeit" durch Eau Rouge

"Als ich entdeckt habe, dass ich Eau Rouge voll fahren kann", erinnert sich Rekord-Weltmeister Michael Schumacher an seinen ersten Auftritt in den Ardennen, "hat sich so etwas wie ein warmes Gefühl der Behaglichkeit in mir ausgebreitet."

Mit 18 Rennen auf vier Kontinenten ist die Formel 1 eine echte Weltmeisterschaft, ein faszinierendes Spiel ohne Grenzen. Kein Wunder, dass die Zeichen schon bald auf weltweite Expansion standen: 1967 wurde der erste Große Preis von Kanada ausgetragen, 1973 kam Brasilien dazu. Nach dem Großen Preis von Japan 1976 war auch Asien kein weißer Fleck mehr auf der Weltkarte der Formel 1. In Australien feierte die Formel 1 im Jahre 1985 eine ebenso erfolgreiche Premiere wie 1999 in Malaysia. Ein besonderer Meilenstein in der Grand-Prix-Geschichte war 1986 der erste Große Preis von Ungarn, mit dem die Formel 1 lange vor der Politik den Eisernen Vorhang überwand.

Von den Traditionsstrecken der 50er-Jahre, den Dinosauriern der Formel 1, haben nur die überlebt, die sich der Evolution dieses Sports mit seinen extrem hohen Anforderungen an Sicherheit und Performance immer wieder angepasst haben. So wie der Nürburgring: Im Schatten der legendären Nordschleife, die sich einst auf einer Länge von 22,772 Kilometern in 180 Kurven durch die grüne Eifellandschaft schlängelte, entstand ein moderner Grand-Prix-Kurs, der zum Vorreiter einer neuen Generation von Rennstrecken wurde.

Spa wurde nicht von Architekten, sondern von der Natur "geplant"

Die strengen Sicherheitsauflagen der Fédération International de l´Automobile (FIA) und die Interessen der Fahrer und Zuschauer bringen auch die neuen Strecken in Bahrain und Shanghai vorbildlich unter einen Hut. Die eine mitten in der Wüste des aufstrebenden Ölscheichtums, die andere auf 40.000 Betonpfählen in einem Sumpfgebiet vor der chinesischen Wirtschaftsmetropole. Konzipiert wurden die supermodernen Anlagen von dem Aachener Architekten Hermann Tilke. Dessen Motto: Ein Rennen muss für Fahrer und Zuschauer so spektakulär, aber auch so sicher wie möglich sein. "Die Herausforderung", erläutert der Herr der neuen Ringe, "besteht darin, die Strecke so zu konstruieren, dass die Piloten Fehler machen und Überholmanöver möglich werden."

Eine Aufgabe, die im Fall von Spa-Francorchamps die Natur übernommen hat...

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