So will Coulthard 2004 Weltmeister werden
Weil der neue "Silberpfeil" ein gelungener Wurf zu sein scheint, ist David Coulthard zuversichtlich, 2004 den Titel holen zu können
(Motorsport-Total.com) - Dass David Coulthard Jahr für Jahr aufs Neue ankündigt, in der jeweils bevorstehenden Saison endlich Weltmeister zu werden, ist für echte Formel-1-Fans keine wirkliche Neuigkeit mehr. 2004 setzt der Schotte seine Hoffnungen in den neuen "Silberpfeil" und seine Erfahrung, durch die er aus früheren Fehlern lernen will.

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David Coulthard will 2004 zu einem "proaktiveren" Rennfahrer werden
Alles in allem präsentierte sich der Schotte zuletzt jedenfalls in überaus positiver Stimmung: "Es ist sehr erfreulich, das neue Auto schon im Dezember zu testen", erklärte er kurz nach Aufstellen eines neuen Rundenrekords in Valencia. "Weil das neue Auto so früh unterwegs ist und es schneller ist als der MP4-17, können sie in der Fabrik erleichtert aufatmen. Jetzt haben wir ja noch zwei Monate bis zum ersten Rennen, um an der Standfestigkeit zu arbeiten und uns auf die neue Motorenregel vorzubereiten."#w1#
"Reibungsloser" Übergang von MP4-17 zu MP4-19
Der Übergang vom MP4-17 auf den MP4-19 ? dazwischen wurde ja der MP4-18 getestet, ohne je zu einem Renneinsatz gekommen zu sein ? sei "wirklich reibungslos" verlaufen, gab Coulthard zu Protokoll: "Manchmal tut es buchstäblich weh, erstmals in ein neues Auto zu steigen, weil die Sitzposition anders ist und man sich daran erst gewöhnen muss. Da kannst du überall Schmerzen bekommen." Im neuen "Silberpfeil" sei eben dies aber nicht der Fall.
In der Formel 1 gilt seit Jahren die Weisheit, dass es einfacher ist, ein schnelles Auto zuverlässig zu machen als ein langsames Auto schnell. Schon nach der ersten Runde, so meinen Experten, kann ein erfahrener Pilot spüren, ob ein neues Konzept funktioniert oder nicht ? und der MP4-19 scheint diese Bewährungsprobe perfekt bestanden zu haben, erklärte "DC": "Normalerweise brauchst du immer ein paar Runden, aber beim ersten Test in Valencia bin ich schon nach einigen Kurven voll aufs Gas gestiegen, weil sich das Auto so gut angefühlt hat."
"Dieses Vertrauen elektrisiert jetzt das ganze Team", fuhr der zweiterfolgreichste Nicht-Weltmeister der Grand-Prix-Geschichte ? nur Stirling Moss hat mehr Rennen, aber nie den Titel gewonnen ? fort. "Noch liegt ein langer Weg vor uns, aber es ist klar, dass wir aus dem MP4-17 und dem 18er viel gelernt haben. Jetzt den 19er zu testen, fühlt sich einfach an wie eine schnellere Version des 17ers, den wir ja sehr gut verstehen."
McLaren und Mercedes arbeiten noch enger zusammen
Der 32-Jährige hat im Winter auch McLaren, Ilmor und DaimlerChrysler aufgesucht, stattete der neuen Fabrik, die bald komplett bezogen werden soll, einen Kurzbesuch ab. Dabei erhärtete sich der allgemeine Eindruck, dass die Kooperation zwischen McLaren und Mercedes immer enger wird, wodurch man sich langfristig sportlichen Erfolg verspricht. Schon 2004 könnte dieser Trend aufgrund der neuen Motorenregel erste Früchte tragen.
"Es wurde mehr Wert darauf gelegt als früher, alle Elemente des Pakets schon in der Designphase aufeinander abzustimmen, nicht erst, wenn Chassis und Motor sowieso schon fertig sind", teilte Coulthard zu dieser Thematik mit. "Ich habe definitiv das Gefühl, dass es zwischen McLaren, Ilmor und Mercedes eine verbesserte Einstellung gibt, es jetzt endlich hinzukriegen. Ich will Grands Prix gewinnen und denke, ich habe die Möglichkeit dazu und auch die Fähigkeiten."
Er selbst steht bekanntlich vor seiner letzten Saison im silbernen Overall ? und weil Top-Cockpits neuerdings rar gesät sind, kann es gut sein, dass Coulthard 2005 plötzlich bei einem mittelständischen Team anheuern wird müssen. Somit ist das bevorstehende Jahr die vermutlich letzte Chance, endlich den WM-Titel zu holen. Mit der Erfahrung von zehn Formel-1-Jahren bei Williams und McLaren will er sich diesen Traum endlich erfüllen.
"DC" gesteht Schwächen ein, will sich 2004 aber steigern
"Als Grand-Prix-Pilot bist du im Auto auf dich alleine gestellt", erklärte er. "Ich möchte den Spielraum bei McLaren dazu verwenden, um meine Fahrtechnik zu verbessern. Es ist eine Frage davon, die Hausaufgaben zu erledigen und aus den Fehlern vergangener Rennen zu lernen. Ich möchte einfach ein proaktiverer Rennfahrer sein und nicht nur testen und zum ersten Rennen fahren und dann schauen, was dabei herauskommt."
Als Kernschwäche hat Coulthard seine Qualifying-Leistungen identifiziert. Zwar galt er schon früher nicht als der Schnellste auf eine Runde, spätestens seit dem Einzelzeitfahren waren seine Startplätze aber immer wieder jenseits von Gut und Böse. Ohne dieses Handicap stünde er der Konkurrenz um nichts nach, ist er sich sicher: "Meine Fähigkeit, Runde für Runde ein konstantes und schnelles Rennen zu fahren, ist mindestens genauso gut wie bei allen anderen Piloten."
"Ich bin der Ansicht, dass manche meiner 13 Grand-Prix-Siege Weltklasse waren", spielte er auf Sternstunden wie 2002 in Monaco oder 2000 in Magny-Cours an. "Jetzt habe ich mir vorgenommen, diese Leistungen in eine einzelne Saison zu packen und dann mit dem WM-Titel im Gepäck nach Hause zu fliegen." So könnte er sich würdig von McLaren verabschieden ? und vielleicht den Helm am Höhepunkt an den Nagel hängen, ehe er einen Abstieg zu einem schwächeren Team in Kauf nehmen müsste...

