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So herzhaft lacht Mercedes über und mit Lewis Hamilton!

Lewis Hamilton sind im Rennen in Monaco graue Haare gewachsen, wofür er sich bei seinen Strategen mit einem ziemlich nassen "Racheakt" bedankte ...

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat am Sonntag zwar den Grand Prix von Monaco gewonnen, aber wer seinen Boxenfunk während des Rennens gehört hat, der hätte auch vermuten können, dass der Mercedes-Star nicht um den ersten Platz kämpft, sondern ums nackte Überleben. Sein Gemecker im Dialog mit Renningenieur Peter Bonnington war über weite Strecken eine der Hauptattraktionen des Nachmittags.

Grund für Hamiltons Kritik an der Strategie war das Handling des ersten Boxenstopps. Wegen des Safety-Cars fand dieser früher als geplant statt, in der elften von 78. Runden - und während die Verfolger Max Verstappen und Sebastian Vettel von Soft auf Hard wechselten, um bis zum Ende durchzufahren, schnallte Mercedes Hamilton die etwas weichere Medium-Mischung auf.

"Rückblickend", sagt Andrew Shovlin, Leiter des Einsatzteams an der Rennstrecke, "hätten wir auf den harten Reifen wechseln sollen. Aber wir waren wegen des Aufwärmens der Reifen beim Re-Start besorgt. Deshalb haben wir uns für den Medium-Reifen entschieden, was Lewis das Leben erschwerte."

Noch bevor Hamilton zurück zum Team kam, waren sich viele unsicher, wie der nun dreimalige Monaco-Sieger gelaunt sein würde. Denn auch wenn er das Rennen gewonnen hatte: Seine Nörgelei am Boxenfunk, dass die Reifen "tot" seien, war so penetrant, dass sich sogar Chefstratege James Vowles zwischendurch einschalten musste, um ihn zu beruhigen.

Hamilton & Bonnington: Genau wie 2018!

Dabei war die Faktenlage klar: Würde Hamilton noch einmal an die Box kommen, würde er Vierter werden und nicht Erster. Aber das war für Beobachter von außen leichter zu erkennen als für ihn im Cockpit. Übrigens genau wie 2018, als er mit Renningenieur Peter Bonnington genauso hartnäckig einen weiteren Boxenstopp einforderte, der ihn zwei Positionen gekostet hätte.

"Wir sind sehr dankbar dafür, dass Lewis das Rennen bis zum Ende so im Griff hatte - er musste richtig hart für den Sieg kämpfen", sagt Shovlin und ergänzt: "Diese Entscheidung werden wir uns genauso wie die zugrundeliegenden Informationen noch einmal genau ansehen." Denn dass Hamilton Fragen haben würde, war nach den zahlreichen Funksprüchen klar.

Insofern herrschte, bevor Hamilton nach der Siegerehrung in den Strategieraum kam, eine gewisse Anspannung bei den Mercedes-Strategen. Vowles nahm's in einem Twitter-Video aber gelassen: "Im Nachhinein ist klar, dass mit dem Hard das gleiche Ergebnis rausgekommen wäre. Aber wir hätten etwas weniger Stress gehabt. Wir wollten es halt spannend machen!"

"Ich rechne damit, dass Lewis zu uns kommt und sagt: 'Warum habt ihr diese Reifen draufgetan?' Worauf ich sagen werde: 'Hätten wir nicht tun sollen.' Ich hoffe, dass er mich umarmen wird. Dann werden wir uns freuen. Und dann werden wir ein ernstes Wörtchen drüber reden, warum wir das nicht ganz richtig gemacht haben."

Und genau so kam es dann auch: Hamilton stürmte das Briefing mit einer Flasche Schampus in der Hand - und verpasste Vowles und Shovlin aus "Rache" eine ordentliche Dusche. "Piss off!", lachte Vowles - aber Hamilton kannte keine Gnade: "Ihr habt mir die falschen Reifen gegeben, für 67 Runden!" Natürlich alles mit einem kräftigen Augenzwinkern ...

Hamilton: Wäre kein zweites Mal reingekommen

Dass das Team sowohl das Gemecker als auch die suboptimale Strategie im Nachhinein so locker wegsteckt, ist nach sechs Siegen in sechs Rennen nicht weiter verwunderlich. Aber Hamilton macht bei aller guten Laune keinen Hehl daraus, dass ihm die Strategen das Leben seiner Meinung nach unnötig schwergemacht haben.

"Noch 38 Runden zu fahren, keine Reifen mehr übrig - da dachte ich mir: 'Keine Chance, mit dem Gefühl, das ich habe, und mit dem Tempo, das ich gerade fahre, das Rennen zu gewinnen.' Das ist ein schreckliches Gefühl, denn mir war klar, dass ich das Rennen nicht gewinnen kann, wenn ich noch einmal an die Box muss", erklärt Hamilton.

Seine Erinnerungen kreisten um den Grand Prix von Monaco 2015: "Vor ein paar Jahren hatte ich hier auch 20 Sekunden Vorsprung. Dann kam das Safety-Car raus, ich ging an die Box und fiel auf Platz drei zurück. Das tut weh. Daher dachte ich mir: 'Ich komme auf keinen Fall rein, egal wie. Ich fahre ohne Reifen bis zum bitteren Ende - bis es die Reifen zerfetzt!'"

"Ohne Safety-Car", meint er im Nachhinein, "wäre es ein viel leichteres Rennen gewesen. Ich wäre bis Runde 20 oder 22 draußen geblieben, hätte einen neuen Reifensatz abgeholt und wäre viel entspannter ins Ziel gecruist. So war es ein echt hartes Rennen. Das muss ich auch irgendwie schätzen, denn als Sportler wünschst du dir ja, die härtesten Kämpfe zu bestehen."

"Im Nachhinein kann man immer über das Wenn und Aber diskutieren, aber ich glaube, mit dem Hard wäre es für mich ein viel leichteres Rennen gewesen. Ich hatte ihn das ganze Wochenende nicht gefahren, aber wir wussten aus der Analyse, dass er ein ganzes Rennen überstehen kann. Damit wäre es leichter gewesen, die Führung zu verteidigen."

Jetzt, wo die Sache gut ausgegangen ist, sieht er das Positive am Rennverlauf: "So war das Rennen halt eine Herausforderung. Ich sage nicht, dass ich dafür nicht dankbar bin. Es wäre nur schön gewesen, einen etwas entspannteren Nachmittag zu haben! Wahrscheinlich sind mir ein paar graue Haare gewachsen. Aber die färbe ich einfach schwarz!"

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