• 04.03.2005 13:32

  • von Fabian Hust

So dramatisch schneller wurde die Formel 1

Ein Vergleich der Melbourne-Daten der Saisons 2003 und 2004 macht deutlich, warum die Formel 1 dringend eingebremst werden musste

(Motorsport-Total.com) - Den Formel-1-Fahrern kann es eigentlich nie schnell genug gehen, doch zahlreiche Fahrer begrüßten den Vorstoß des Automobilweltverbandes FIA, die Autos durch Eingriffe in das Reglement für diese Saison einzubremsen. Beim Saisonfinale 2004 in Brasilien waren die Fliehkräfte bereits so groß gewesen, dass selbst der durchtrainierte Michael Schumacher Probleme mit seiner Nackenmuskulatur bekam.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Nicht auszudenken, wie schnell die Formel 1 ohne das neue Reglement wäre...

Über den Winter sind die Autos kaum langsamer geworden, aber zumindest konnte durch das Höhersetzen des Frontflügels und durch Eingriffe in den Bereich des Heckflügels und des Diffusors verhindert werden, dass die Autos über den Winter erneut deutlich schneller wurden. Auch die langlebigeren Reifen und Motoren tun ihr Übriges.#w1#

Wie sehr sich die Formel 1 von einem Jahr auf das andere steigern kann, zeigt ein Blick auf die Telemetriedaten aus Melbourne der Jahre 2003 und 2004, die 'F1Total.com' freundlicherweise von Ferraris Bremsenpartner 'Brembo' zur Verfügung gestellt wurden.

Vor allem dank verbesserter Reifen und mehr Abtrieb sind die Verzögerungswerte deutlich besser geworden. 2003 fuhren die Ferrari-Piloten mit 220 km/h auf die 'Prost-Kurve' vor Start und Ziel zu und bremsten innerhalb von 120 Metern auf 90 Stundenkilometer ab. Ein Jahr später flogen die Autos mit bereits 250 km/h an den Bremspunkt heran und bremsten innerhalb von 110 Metern ebenfalls auf 90 km/h ab. Der Top-Speed stieg also innerhalb eines Jahres um rund 14 Prozent an, der Bremsweg sank trotz dieses gewaltigen Geschwindigkeitszuwachses um rund 8 Prozent.

Während in der 'Prost-Kurve' aufgrund der geringen Geschwindigkeit im Scheitelpunkt die Aerodynamik kaum zum Tragen kommt, zeigen andere Messwerte in schnelleren Kurven, wie sehr die Verbesserungen an der Aerodynamik die Tempi in den Kurven innerhalb nur eines Jahres haben anwachsen lassen.

So stiegen die Kurvengeschwindigkeiten in vier der acht Messpunkte, an denen auf dem Albert Park von Melbourne gebremst wird, um gleich 30 km/h an. In der 'Jones-Kurve' von 120 auf 150 km/h, in der 'Marina-Kurve' von 130 auf 160 km/h, in der 'Waite-Kurve' von 200 auf 230 km/h und in der 'Stewart-Kurve' von 170 auf 200 km/h.

An allen acht Bremspunkten des Kurses sank der Bremsweg gegenüber dem Vorjahr laut den 'Brembo'-Zahlen beträchtlich. So benötigte Ferrari für die Verzögerung von 280 auf 130 km/h in der Saison 2003 noch 2,6 Sekunden, 2004 waren es für den Bremsvorgang von 300 auf 160 km/h vor der gleichen Kurve nur noch 2,0 Sekunden.

Die Bremsen wurden in ihrer Leistungsfähigkeit innerhalb eines Jahres ganz offensichtlich ebenfalls deutlich verbessert. Die höchste Temperatur der Bremsschreiben betrug 2003 nach Angaben des Bremsenherstellers 800 Grad, im vergangenen Jahr überschritten die Werte regelmäßig die 900-Grad-Marke mit einem Maximum von 950 Grad.

Die gewaltigen Verbesserungen dieser Daten der acht Bremspunkte in Melbourne machen deutlich, dass es wohl wirklich notwendig war, die Autos ein wenig einzubremsen, auch wenn die Werte nicht 100-prozentig vergleichbar sind, weil sich die Streckenbedingungen von Jahr zu Jahr verändern. Auch der Blick auf die Gesamtrundenzeit untermauert den Fortschritt. 2003 fuhr Michael Schumacher seine schnellste Rennrunde in 1:27.759 Minuten, 2004 benötige er nur 1:24.125 Minuten, eine Steigerung um 3,634 Sekunden.