• 04.03.2005 04:00

Mosley: "Agreement für 2008 nicht unterzeichnet"

Der FIA-Präsident spricht ausführlich über die politischen Machtkämpfe in der Formel 1 und verteidigt den Automobilweltverband FIA

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Warum hast du nur einen Vertrag mit Ferrari und der FOM abgeschlossen und mit niemand anderem?"
Max Mosley: "Wir haben gesagt, dass wir bereit sind, dass Concorde-Agreement von 2008 zu erneuern. Wir hätten es vorgezogen, gar kein Concorde-Agreement zu haben und die Formel 1 wie den Rest des Motorsports zu regulieren, aber alle Teams und die Inhaber der kommerziellen Rechte (FOM) scheinen eine Vereinbarung haben zu wollen."

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley spricht wieder einmal klare Worte...

Frage: "Ja, aber warum gerade Ferrari?"
Mosley: "Es ist nicht nur Ferrari. Wir haben ihnen gesagt, dass wenn sie nach 2008 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen wollen, sie die Rechte und Privilegien behalten, die sie im Moment unter dem Concorde-Agreement genießen. Das gleiche gilt auch für alle anderen Teams."#w1#

Frage: "Aber wurde Ferrari kein zusätzliches Geld versprochen?"
Mosley: "Das Geld ist nicht das Geschäft der FIA, aber so wie wir das verstanden haben, werden alle Teams, die für 2008 unterschreiben, jenes Geld erhalten, das ursprünglich zwischen der FOM und der GPWC in ihrer so genannten Absichtserklärung vom Dezember 2003 vereinbart worden war. Scheinbar wird dies für 2008 zusammen mit dem Geld von 2004 bis 2007 an Hand einer Formel mit Zinseszins über die fünf Jahre von 2008 bis 2012 ausgezahlt. So wie wir es verstanden haben, wird das Geld unter den Teams mit dem gleichen Prozentsatz aufgeteilt, wie das in den letzten 25 Jahren der Fall gewesen ist."

Frage: "Aber hat man Ferrari nicht einen zusätzlichen Anreiz geboten?"
Mosley: "So wie wir das mitbekommen haben, ist jenes Geld darin involviert, das an Ferrari gezahlt worden wäre, wäre die FOM vor drei Jahren an die Börse gegangen und dass die anderen betreffenden Teams ähnlich behandelt werden, aber das ist nicht wirklich unsere Angelegenheit."

Mosley sieht sich nicht als "Diktator"

Frage: "Dir wurde vorgeworfen, eine Diktatur zuführen. Was kannst du dazu sagen?"
Mosley: "Es ist schwierig, irgendetwas als Diktatur zu beschreiben, das von der FIA ausgeführt wird. Von den drei größten Veränderungen für 2005 und 2006 wurden zwei (Reifen und Aerodynamik) von den Teams uneingeschränkt unterstützt und eine (Motoren) genoss eine Mehrheit von sieben zu drei. Das ist kaum eine Diktatur."

"Das einzige einseitige Vorgehen der FIA war die Einführung des Ablaufes zu Beginn der Saison 2003. Sogar damals gwnossen wir die Unterstützung der meisten Teams und wir handelten erst, als die Teams sich erneut nicht darauf einigen konnten, wie man zum Beispiel die Gefahr und die Kosten von Qualifyings-Autos und -Motoren eliminieren kann. Es wurde generell anerkannt, dass die Formel 1 von den Änderungen von 2003 profitiert hat."

Mosley dementiert Alleingang bei den Regeln

Frage: "Die neuen Regeln für die Reifen, die Aerodynamik und die Motoren wurde breit kritisiert..."
Mosley: "Die Regeln für die Reifen und Aerodynamik für 2005 und 2006 wurden von den Teams einstimmig beschlossen, jene für die Motoren von einer großen Mehrheit. Auch die Reifenfirmen sind zufrieden und werden vier statt wie im vergangenen Jahr 19 Reifensätze pro Auto zu den Rennen bringen. Alle Regeln können kritisiert werden, aber wir müssen ein paar Rennen abwarten, bevor wir uns sicher sein können, ob wir und die Teams, die uns unterstützt haben, richtig lagen."

Die Teams wollten weniger Leistung

Frage: "Es wurde gesagt, dass die Geschwindigkeiten der Autos viel einfacher und kostengünstiger reduziert hätten werden können, indem man Kontrollreifen eines einzigen Herstellers einführt..."
Mosley: "Wenn es so einfach gewesen wäre, dann hätte dies die Technische Arbeitsgruppe vorgeschlagen - entweder während ihrer ersten Phase der zwei Monate, in der überlegt wurde, wie man die Autos einbremsen kann oder, spätestens, während den 45 Tagen, in denen sie sich die drei Pakete der FIA angeschaut haben."

"Tatsache ist, dass die aktuellen Strecken und Autos mit den die 1.000-PS-Marke überschreitenden Motoren nicht umgehen könnten, nicht einmal mit einem Kontrollreifen. Aus diesem Grund haben die Technischen Direktoren der Teams erneut und einstimmig in den Treffen der Technischen Arbeitsgruppe um die Reduzierung der Motorleistung gebeten."

Das Concorde-Agreement wurde nicht einmal entworfen

Frage: "Kommen wir noch einmal auf das vorgeschlagene Concorde-Agreement für 2008. Wie konntest du dieses lediglich mit der FOM und Ferrari unterzeichnen, ohne die anderen Teams zu konsultieren?"
Mosley: "Wir haben das Concorde-Agreement für 2008 nicht unterzeichnet. Es wurde noch nicht entworfen. Wir haben Ferrari einfach bestätigt, dass wenn sie in der Weltmeisterschaft weitermachen und/oder 2008 in ein neues Concorde-Agreement eintreten, sie die bestehenden Rechte und Privilegien genießen werden. Wir haben klargestellt, dass für alle anderen Teams das Gleiche gilt."

Frage: "Aber warum hast du die anderen Teams nicht involviert?"
Mosley: "Es bestand keine Notwendigkeit, denn dasselbe Angebot steht allen offen. Die anderen Teams haben nie einen Hinweis darauf gegeben, dass sie mit ihren eigenen aktuellen Rechten oder Privilegien oder denen von Ferrari nicht glücklich sind. Vergiss nicht, dass sie 1998 diese alle für 10 Jahre unterzeichnet haben."

Geld ist nicht die Angelegenheit der FIA

Frage: "Sie scheinen aber mit dem Geld nicht zufrieden zu sein?"
Mosley: "Das ist etwas zwischen ihnen und der FOM. Sie waren scheinbar glücklich mit dem Geld, das in der Absichtserklärung im Dezember 2003 angeboten wurde. Uns wurde gesagt, dass die FOM dieses Geld nun wieder für alle auf den Tisch legt, die bis 2012 weitermachen. Es ist wohl gerechtfertigt anzunehmen, dass die Teams mit diesem Geld immer noch glücklich sein würden, aber es ist ihr Recht, mit der FOM zu verhandeln, falls sie dies wünschen. Die FIA muss neutral bleiben."

Mosley: "Keine spezifischen Beschwerden"

Frage: "Du hast gesagt, dass die Teams mit ihren Rechten und Privilegien glücklich sind, aber einige von ihnen beschweren sich über die Führung des Sports durch die FIA..."
Mosley: "Das ist etwas, das wir in der Presse lesen, aber wir haben keine spezifische Beschwerde gehört. Es ist natürlich, dass sich ein Team jemanden sucht, dem es die Schuld geben kann, wenn es scheitert. Das wird möglicherweise aufhören, wenn es mit dem Gewinnen beginnt."

Frage: "Manche sagen, dass du Ferrari bevorzugt..."
Mosley: "Die Ferrari-Anschuldigung ist ein Mythos und hält der Wahrheit nicht stand. Was wir 2003 getan haben, hat Ferrari benachteiligt, das ist eine Tatsache. Das letzte Jahr verlief reibungslos ohne Kontroversen, in die Ferrari oder ein anderes führendes Team verwickelt waren."

"Die FIA ist transparent und unabhängig"

Frage: "Sie sagen auch, dass es der FIA an Transparenz mangelt..."
Mosley: "Wir sind vielleicht die transparenteste Organisation im internationalen Sport. Wir haben niemals den Zugang zu einem Meeting oder Dokumenten gegenüber jemandem verweigert, der ein legitimes Interesse hatte. Unser Berufungsgericht ist für die Presse geöffnet, dies ist unserer Meinung nach einzigartig unter den internationalen sportlichen Hoheiten."

Frage: "Manche Teams sagen, dass das Berufungsgericht der FIA nicht unabhängig ist..."
Mosley: "Das ist einfach Schwachsinn. Ein Team könnte dies einfach überprüfen, indem es eine der großen Anwaltskanzleien fragt, die sie alle beauftragen, um sich dieser Frage zu widmen. Sie würden bald herausfinden, dass das Berufungsgericht der FIA aus unabhängigen und professionellen Rechtsanwälten besteht, die der FIA ohne Bezahlung helfen."

"Zum Beispiel ist der Rechtsanwalt aus England im Moment ein hauptberuflicher Richter in England. Jeder, der irgendwelche Zweifel hat, sollte sich das genauer anschauen, bevor er absurde und nicht haltbare Anschuldigungen trifft und damit die Richter mit reinzieht, die zum Wohle des Motorsports ihre Zeit freiwillig zur Verfügung stellen."

Ferrari-Dominanz nicht der Fehler der FIA

Frage: "Auch wenn das Berufungsgericht unabhängig ist, sind die Regeln nicht gemacht, um Ferrari zu bevorzugen?"
Mosley: "Das ist einfach zu sagen, aber können wir dafür ein Beispiel haben? Neue Regeln werden alle von der Mehrheit der Teams abgesegnet, überwiegend einstimmig. Die Veränderungen am Ablauf 2003 haben Ferrari positiv behindert. Es ist nicht der Fehler der FIA, dass Ferrari in den vergangenen Jahren so erfolgreich war, noch kann man sich bei der FIA bedanken, wenn die anderen Teams nun zu gewinnen beginnen. Die Regeln werden für die Mehrheit gemacht. Das Siegen hängt von einer außergewöhnlichen Kompetenz ab."

Frage: "Die Mehrheit der Teams sagt, dass sie die Regeln machen sollen, nicht die FIA..."
Mosley: "Vorausgesetzt, dass die Regeln nicht die Sicherheit oder die Fairness beeinträchtigen, ist dies absolut gerechtfertigt und die FIA würde ihre Vorschläge fast sicher akzeptieren. Das Problem ist, dass sie regelmäßig daran scheitern, sich zu einigen, sodass sie es der FIA überlassen, zu versuchen, einen Kompromiss zu finden."

"Die FIA hat nie einen Vorschlag abgelehnt, der die Unterstützung aller Teams genossen hat. Fakt ist, dass die Teams die Regeln unter dem Concorde-Agreement bereits machen. Technische Regeln benötigen acht von zehn Ja-Stimmen der Technischen Arbeitsgruppe. Die FIA hat in dieser Gruppe nicht einmal eine Stimme. Dann gehen die vorgeschlagenen Regeln zur Formel-1-Kommission, wo die Teams zwölf Stimmen haben und die FIA nur eine."

Mosley lacht über das Vorhaben der Automobilhersteller

Frage: "Einige der Teams werden sich am 7. und 8. April treffen, um sich auf ihre eigenen Regeln für 2008 mit den Automobilhersteller zu einigen..."
Mosley: "Wenn sie das können, umso besser. Das Problem ist, dass zwei der Hersteller unlimitierte Technologie, oder zumindest minimale Restriktionen, haben wollen, was somit praktisch bedeutet, dass sie unlimitierte Kosten haben wollen. Zwei möchten, dass die Kosten niedrig gehalten werden, sodass sie in der Formel 1 bleiben können und zwei stehen irgendwo in der Mitte. Das Problem wird auftauchen, wenn es darum geht, sich auf detaillierte technische und sportliche Regeln zu einigen."

Frage: "Aber sie haben schon eine umfangreiche Liste von Prinzipien veröffentlicht..."
Mosley: "Ja, das haben sie, aber das sind keine detaillierte Regeln. Niemand kann diesen veröffentlichten Prinzipien und Zielen widersprechen. Das Problem ist, die Regeln zu schreiben, mit denen man sie erreicht."

Die Motorenhersteller haben sich geirrt...

Frage: "Bist du mit den neuen Motorenregeln nicht zu weit gegangen? Hättest du die Leistung nicht reduzieren können, ohne der Technologie so viele Restriktionen aufzuerlegen?"
Mosley: "Bisher waren es immer die Chassis-Ingenieure gewesen, die mit Restriktionen umgehen mussten. Die Motoren waren hoch heilig. Aber Restriktionen waren notwendig, um die Rate der Leistungssteigerung einzubremsen. Man darf nicht vergessen, dass uns 1994/95 von den Motorenbauern gesagt wurde, dass die 'Gesetze der Physik' verhindern würden, dass ein 3-Liter-Motor mehr als 600 PS haben wird."

"Ein sehr hilfreicher Seiteneffekt der Technologie-Restriktionen ist, dass kommerzielle Motorenbauer wie Cosworth oder Mecachrome in der Lage sein werden, Motoren für die neue Formel (2,4-Liter-V8) zur Verfügung zu stellen, deren Leistungslevel jenem der viel Geld ausgebenden großen Automobilhersteller gleich oder sehr nahe kommen wird."

Mosley glaubt an konkurrenzfähige Kundenmotoren

Frage: "Warum ist dies hilfreich?"
Mosley: "Weil die Formel 1 nur dann überleben kann, wenn ein konkurrenzfähiger kommerzieller Motor für jedes Team zur Verfügung steht, das diesen haben möchte. Ohne dies wird man nur dann eine volle Startaufstellung haben, solange es genügend große Automobilhersteller gibt, die in der Lage und bereit sind, für alle Teams Motoren zur Verfügung zu stellen."

Mosley erteilt Automobilherstellern Backpfeife

Frage: "Aber wir haben in den vergangenen Pressemitteilungen gelesen, dass die Automobilhersteller gewillt sind, zweiten Teams Motoren zur Verfügung zu stellen..."
Mosley: "Ohne unhöflich sein zu wollen - man muss sich daran erinnern, dass eine Gruppe gut bekannter Hersteller versprochen hat, Motoren für zehn Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, das ist ihnen nicht gelungen. Kurze Zeit später versprachen sie 'erschwingliche' Motoren, falls die FIA ihre Versuche abbricht, die Traktionskontrolle zu stoppen. Erneut konnten sie nicht liefern."

"Schlussendlich hat sich ein Hersteller dazu entschieden, Motoren zur Verfügung zu stellen (Toyota an Jordan), aber das war keiner der Hersteller, der das Versprechen abgegeben hat. Toyota tat dies als Geste des guten Willens an die Formel 1. Sie waren nicht Teil jener Gruppe, die die Vorschläge an die FIA und die unabhängigen Teams gemacht hat, aber gescheitert ist, diese auch zu halten."

Automobilhersteller wollen sich nicht langfristig binden

Frage: "Das mag vielleicht für die Vergangenheit zutreffend gewesen sein, aber die neu konstituierte Gruppe der Automobilhersteller ist nun klar seriös..."
Mosley: "Ohne Zweifel meinen sie es gut und vielleicht haben sie die Absicht, das zu tun, was sie sagen. Aber die Umstände verändern sich, Bosse kommen und gehen. Es gibt einen einfachen Test: Man fragt die Automobilhersteller, einem bindenden rechtlichen Abkommen beizutreten und besonders, alle Teams bis zu einem Maximum an 24 Autos für fünf Jahre von 2008 bis 2012 inklusive auszurüsten. Sie werden mit der gleichen Begründung ablehnen, die schon 2003 zum Scheitern der Absichtserklärung mit der FOM geführt hat."

"Sie können sich nicht langfristig dazu verpflichten, Motoren bereitzustellen oder an der Formel 1 zu partizipieren. Ihr Direktorenrat wird es ihnen nur erlauben, sich für ein Jahr oder zwei Jahre zu verpflichten und dann nur für eines oder zwei Teams. Es wäre eine völlige Torheit für die FIA, auf die Bereitschaft der Automobilhersteller auf die Zukunft der Formel-1-Meisterschaft zu setzen, dass diese für eine absehbare Zeit Motoren für eine komplette Startaufstellung an Autos zur Verfügung stellen."

Formel 1 muss vor den Automobilherstellern geschützt werden

Frage: "Also, was ist die Lösung, für dieses Problem?"
Mosley: "Wir müssen einen Weg finden, wie wir große Automobilhersteller unterbringen, wenn diese in die Formel 1 kommen, ohne dass sie Teams aus dem Geschäft boxen, wenn sie wieder verschwinden. Wir möchten auf jeden Fall Automobilhersteller in der Formel 1, aber wir müssen anerkennen, dass wir sie nicht am Gehen hindern können, wenn sie dies möchten. Dies bedeutet, dass wir käuflich verfügbare Motoren benötigen, die mit jenen der großen Automobilhersteller mithalten können, selbst wenn diese im Jahr 250 Millionen Dollar oder sogar noch mehr ausgeben."

Frage: "Sagst du damit, dass falls eines der Top-Teams für 2006 seinen Motorenpartner verliert, es zu, sagen wir, Cosworth oder Mecachrome gehen könnte, und einen Motor bekommt, mit dem es in der Lage ist, den Titel 2006 zu gewinnen?"
Mosley: "Ja. Dies ist fundamental für die zukünftige Gesundheit und Stabilität der Formel 1. Es wäre mit den Motorenregeln für 2005 nicht möglich, und auch mit jeder anderen Motorenregel, die wir jemals zuvor in der Formel 1 hatten, aber uns wurde gesagt, dass dies mit den neuen Motoren für 2006 möglich sein wird."

Mosley nicht gegen die Konkurrenzfserie

Frage: "Bist du gegen die mögliche Serie der Automobilhersteller, die ab 2008 gegen die Formel 1 antreten könnte?"
Mosley: "Nein. Teil unseres Abkommens mit der Europäischen Kommission ist, dass wir absolut vorbereitet sein sollten, eine Serie zu akzeptieren und zu regulieren, die im Wettbewerb mit der Formel 1 steht."

Frage: "Aber einige der 'Rebellen' sagen, dass sie nicht haben möchten, dass die FIA involviert ist..."
Mosley: "Im wirklichen Leben wäre es nicht möglich, außerhalb der aktuellen Motorsport-Struktur zu fahren. Es gibt unzählige Gründe dafür. Vor allem weil die Europäische Kommission angedeutet hat, dass wir vorbereitet sein müssen, jede neue Serie in die Struktur aufzunehmen, egal ob dies ein Gegner der Formel 1 ist oder nicht, vorausgesetzt, sie erfüllt die Standardkriterien für die Sicherheit und Fairness. Ich denke, dass es unwahrscheinlich ist, dass wir zwei Meisterschaften haben werden, wegen der offensichtlichen kommerziellen Probleme."

"Aber wir können die Möglichkeit von zwei Serien basierend auf Philosophien von Rivalen nicht ausschließen: unlimitierte Technologie und unlimitierte Kosten auf der einen versus technische Beschränkungen und Kosteneffizienz auf der anderen Seite. Eine der beiden würde bald die Oberhand gewinnen, aber die Effekte der anfänglichen Rivalität würden wohl die Einkommen der Teams von den reinen Organisatoren und des Fernsehens für viele Jahre reduzieren."

Frage: "Du bist also gegen die GPWC oder die neue Gruppe der Automobilhersteller?"
Mosley: "Absolut nicht. Sie, und wahrhaftig die Teams, sind berechtigt zu versuchen, mehr Geld von der FOM oder von irgendjemand anderem zu bekommen. Das ist nicht unser Geschäft. Und es ist auch nicht unser Geschäft, falls sie dabei scheitern oder sogar schlussendlich weniger bekommen als momentan angeboten wird. Sie sind auch absolut berechtigt, ihre eigene Meisterschaft aufzuziehen, falls sie dies tun möchten."

"Falls sie sich auf eine realistische Herangehensweise an die technischen Regeln einigen können, könnten wir sogar ihre Ideen für die Weltmeisterschaft anpassen. Das einzige, was er nicht tun werden, ist, uns auf technische Regeln für die Formel-1-Meisterschaft zu einigen, die es einem Top-Team unmöglich machen könnten, einen konkurrenzfähigen Motor zu finden, wenn es sich von seinem aktuellen Partner trennen muss."

Neues Reglement für 2008 wird noch dieses Jahr bekannt gegeben

Frage: "Wie ist der Stand der Dinge in Bezug auf die Formel-1-Regeln nach 2008?"
Mosley: "Wir werden uns in den nächsten Monaten mit all jenen Teams einigen, die sich für die Weltmeisterschaft 2008 verpflichten. Bekannt geben werden wir die Regeln noch vor Ende dieses Jahres. So ist es ja auch im Concorde Agreement festgesetzt."

"Stoddart ist fast schon naiv"

Frage: "Wie siehst du Paul Stoddart als das neue Sprachrohr der Teams?"
Mosley: "Ich denke, Paul ist ein bisschen zu vertrauenswürdig, fast schon naiv. Ein oder zwei Teamchefs, die sich jetzt als seine besten Freunde ausgeben, haben vor ein paar Jahren versucht, ihm seine Minardi-Gelder streitig zu machen. Sie wurden nur aufgehalten, weil die FIA klar gemacht hat, dass ihm das Geld zusteht. Dann haben sie gesagt, dass Paul keinen Platz in der Formel 1 verdient. Sie nutzen ihn aus, aber sie werden ihm den Rücken zuwenden, sobald er für sie nicht mehr nützlich ist. Paul tut sein Bestes, aber im Endeffekt schützt nur die FIA die Interessen der unabhängigen Teams in der Formel 1."

Frage: "Und was sagst du zu den Problemen mit seinen Autos in Melbourne?"
Mosley: "Paul kennt die neuen Regeln für das Bodywork seit dem 6. September 2004 - sein Team hat an jenem Tag sogar mit allen anderen Teams dafür gestimmt. Wir wissen, dass er ein aktuelles Bodywork in Melbourne hat, wenn es auch noch nicht getestet wurde. Außerdem wissen wir, dass drei Teams sich darüber beschweren würden, sollte er sich außerhalb der Regeln bewegen. Es ist unser Job, die Einhaltung der Regeln sicherzustellen. Sollte er sich gegen einen Start entscheiden, würden ihn die Veranstalter von Melbourne wohl kaum belangen."