• 04.03.2005 03:46

  • von Marco Helgert

Stoddart: Wir ruinieren die Formel 1

Der Minardi-Teamchef ist frustriert: Die Regentschaft der Politik in der Formel 1 habe ein Ausmaß angenommen, das bedrohlich erscheint

(Motorsport-Total.com) - Leicht hatte es Paul Stoddart nie. Seit er das Minardi-Team übernahm, wartet der Australier auf einen Aufwärtstrend. Doch nicht nur die aktuelle Situation seines eigenen Teams nagt am Gemütszustand des 49-Jährigen, auch die generelle Lage der Formel 1 findet er "deprimierend". Gerade die anhaltenden Probleme mit Ferrari geben dem Australier zu denken.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Paul Stoddart

Paul Stoddart (rechts) hat den Optimismus scheinbar verloren

Stoddart möchte in Melbourne mit den Vorjahresboliden antreten, die aerodynamisch jedoch nicht den Regeln für 2005 entsprechen. Sollten alle Teams einverstanden sein, so dürfte Minardi dennoch teilnehmen, doch Ferrari verweigert die Unterschrift unter ein entsprechendes Papier. Stoddart fühlt sich nun als Opfer der politischen Querelen in der Formel 1, die nun schon seit einigen Monaten anhalten.#w1#

Beim Saisonschlusspunkt 2004 einigten sich neun Teams auf eine Testbeschränkung, Ferrari blieb außen vor. Seither haben sich die Standpunkte in der Formel 1 immer weiter verhärtet. Während Ferrari ein neues Concorde Agreement bis 2012 unterschrieb, obschon dies von FIA-Präsident Max Mosley jüngst nur als Absichtserklärung deklariert wurde, verbanden sich die übrigen neun Teams mit den Motorenherstellern, um ein gemeinsames Auftreten zu sichern.

"Die Formel 1 zerstört sich auf diese Weise selbst "

Für Stoddart ist die Isolation von Ferrari ein Hauptproblem der Formel 1, das weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Eine Auswirkung sei bereits, dass Ferrari Minardi die Ausnahmeregelung in Melbourne verweigert. "Ich bin unglücklich darüber, dass dies mit dem zehnten Grand Prix in Melbourne zusammenfällt", so Stoddart.

"Die Hauptsache, die man aus dieser Sache ziehen kann, ist eine kurze und scharfe Lektion über Politik in der Formel 1 in ihrer absoluten Härte", fuhr er fort. "Ich bin sehr besorgt, habe seit Tagen nicht geschlafen. Ich kann nicht glauben, dass sich die Formel 1 auf diese Weise selbst zerstört." Die jüngsten Ereignisse zeigen zudem, dass die Entwicklungen in der Formel 1 kaum mehr aufzuhalten sind.

Politik in der Formel 1: "Das ist absoluter Irrsinn"

"Wir steuern auf zwei Meisterschaften ab 2008 zu und damit auch auf die Zerstörung der Formel 1, so wie wir sie kennen", so der Australier. "Und wir tun alles, was wir können, um diesen Prozess auch noch zu beschleunigen." Der Hauptauslöser für die Misere sei Ferrari. "Mit Ferrari gibt es nur Politik - bei allen Problemen, nicht nur bei diesem. Das ist absoluter Irrsinn. Es gibt kein anderes Wort dafür, und die Zeit wird zeigen, dass diese Worte wahr sind."

Was die Teilnahme am Australien-Grand-Prix angeht, hat Stoddart noch nicht ganz aufgegeben. Ferrari könnte zustimmen, wenn er ein neues Papier aufsetzt. Dann aber könnten Red Bull Racing und Jordan ihre Zustimmung wieder zurückziehen. "Das (mit Todt; d. Red.) sehe ich mir zuerst an. Wenn er unterschreibt, dann werden das auch alle anderen tun. So sieht es letztendlich aus." Am Freitag wird Minardi aber wohl nicht mehr fahren.