• 04.10.2013 10:07

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Silverstone schreibt 2012 Rekordverluste

Der BRDC verbucht für die Rennstrecke in Silverstone für 2012 einen Verlust von 64,6 Millionen Euro, die Formel 1 ist daran aber nicht schuld

(Motorsport-Total.com) - Silverstone, Heimstätte des Großbritannien-Grand-Prix, erschüttert die Welt des Motorsports mit der Offenlegung der größten Verluste, die je eine Rennstrecke in der Formel 1 verursacht hat. Im Fiskaljahr bis 31. Dezember 2012 schrieb der Eigentümer von Silverstone, der British Racing Drivers Club (BRDC), einen Nettoverlust von 64,6 Millionen Euro, was einem enormen Anstieg von 1.200 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahr entspricht.

Titel-Bild zur News: BRDC

Der BRDC muss für Silverstone 2012 einen Verlust in Millionenhöhe verbuchen Zoom

Die vielleicht größte Überraschung ist, dass die Verluste nicht einmal auf schlecht laufende Geschäfte mit dem britischen Formel-1-Grand-Prix zurückzuführen sind. Zwar ist der Gesamtumsatz rückläufig, aber nur leicht. Der Rückgang liegt bei sechs Prozent, auf 62,2 Millionen Euro, aber das lag laut dem BRDC-Vorsitzenden Stuart Rolt eher am zweirädrigen als am vierrädrigen Motorsport.

In einem Brief an die mehr als 800 BRDC-Mitglieder schreibt Rolt am 24. September: "2009, inmitten der Zweifel über den zukünftigen Austragungsort des britischen Formel-1-Grand-Prix, unterzeichneten wir einen Vertrag, um den britischen Motorrad-Grand-Prix (MotoGP) zurück nach Silverstone zu holen. Das fürchterliche Wetter, das wir bei dieser Veranstaltung 2011 hatten, wirkte sich erheblich auf unsere Einnahmen für die Veranstaltung 2012 aus. Kombiniert mit den unter den Vorhersagen gebliebenen Einnahmen für unsere anderen Motorrad-Veranstaltungen wirkte sich das erheblich auf unseren Profit aus."

Der Personalstand des BRDC wuchs ebenfalls, von 130 auf 137 Mitarbeiter, womit die Personalkosten sechs Millionen Euro ausmachen. Somit bleibt dem BRDC ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 0,5 Millionen Euro, um 0,8 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor. Aber das ist noch nicht alles.

Hinzu kommt eine einmalige Belastung von 58,3 Millionen Euro, die der wichtigste Faktor hinter dem BRDC-Verlust ist. Die Belastung hängt direkt mit der Entscheidung des BRDC zusammen, Silverstone und 113 Hektar angrenzendes Land an MEPC zu verpachten, eine Immobiliengruppe des BT-Rentenfonds.

Die größte Einzelkomponente dieser Belastung war ein Verlust über 34,1 Millionen Euro, resultierend daraus, dass die Strecke unter dem Schätzwert verpachtet wird. Der restliche Verlust ruht daher, dass das an MEPC verpachtete Land einen geringeren Wert hatte, als zuvor in BRDC-Bilanzen geschätzt wurde.


Fotos: Young-Driver-Test in Silverstone


Erstaunlicherweise war die einmalige Belastung beinahe so hoch wie der BRDC-Umsatz des gesamten Jahres, einschließlich der Einnahmen aus den Formel-1- und MotoGP-Rennen. Trotzdem ist die Situation keineswegs nur negativ. Der Erlös aus der Verpachtung an MEPC soll dafür sorgen, die Schulden des BRDC zu begleichen. Außerdem dürfte ein Überschuss übrig bleiben, zusätzlich zu den laufenden Verpachtungseinnahmen.

Ungeachtet dessen sind einige der Mitglieder nicht sonderlich beeindruckt, weil die Anteilseigner-Mittel durch die Verluste von 64,9 auf 0,5 Millionen Euro zurückgegangen sind. Das wiederum führte bei der BRDC-Generalversammlung angeblich zu Androhungen einer Revolte.