• 07.07.2008 15:02

Silverstone-Nachlese: Spannung pur im Titelkampf

Nach Silverstone kommen drei punktgleiche Führende nach Hockenheim - Begeisterung für Hamilton und Heidfeld, öffentliche Prügel für Ferrari

(Motorsport-Total.com/sid) - Piloten von Mercedes und Ferrari gleichauf, das BMW Sauber F1 Team nur knapp dahinter, sogar Nick Heidfeld hat plötzlich WM-Chancen: Hockenheim freut sich nach einem Jahr Pause beim Großen Preis von Deutschland am 20. Juli auf das spannendste Formel-1-Titelrennen aller Zeiten. "Das wird ein Formel-1-Fest. Alles fängt wieder bei Null an, jetzt geht's erst richtig los", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

Die deutschen Autobauer Mercedes und BMW fahren mit Vollgas auf der Überholspur. Lewis Hamilton lag bei seinem Heimsieg 68 Sekunden vor dem Überraschungszweiten Nick Heidfeld im BMW Sauber F1.08, Ferrari ging im Regenchaos von Silverstone unter. Nach dem Husarenritt des Mönchengladbachers standen die Telefone in Hockenheim nicht mehr still. Die Veranstalter rechnen mit einem vollen Haus von 85.000 Zuschauern im badischen Motodrom.#w1#

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton meldete sich mit dem Sieg in Silverstone eindrucksvoll zurück

"Wir steuern auf 65.000 verkaufte Eintrittskarten zu. Der zweite Platz von Heidfeld sorgt für einen weiteren Aufschwung. Der Ticketverkauf hat am Montag nochmal deutlich angezogen", sagte Jorn Teske, Marketing-Chef der Hockenheimring GmbH. Er sei optimistisch, bei gutem Wetter ein volles Motodrom zu haben.

Der Titelkampf ist mehr als offen

Vor dem deutschen Grand Prix liegen Hamilton sowie die beiden in Silverstone blamierten Ferrari-Piloten Felipe Massa (Brasilien) und Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) mit jeweils 48 Punkten gleichauf an der Spitze. Dahinter folgen die BMW Sauber F1 Piloten Robert Kubica (46 Punkte) und Heidfeld mit 36 Zählern.

"Wer jetzt den besseren Job macht, ist am Ende vorne." Norbert Haug

Laut Haug hat jetzt sogar Heidfeld Titelchancen. "Es ist gerade mal Halbzeit, alles ist drin. Wer jetzt den besseren Job macht, ist am Ende vorne", meint der Mercedes-Boss, der vor dem roten Rivalen warnt: "Ferrari war in Silverstone völlig neben der Spur, deshalb würde ich sie jetzt aber nicht abschreiben." Spannender könnte es nicht sein, so Haug: "Wir werden in Hockenheim eine große Show bieten."

Haug: "Hamilton Rainman der Formel 1"

Der Mercedes-Sportchef lobte Triumphator Hamilton, der zuletzt viel Kritik einstecken musste, in den höchsten Tönen: "Lewis ist unter schwierigen Bedingungen am stärksten, das hat er in dieser Saison schon in Monaco gezeigt. Er ist der Rainman der Formel 1." Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda bescheinigte dem Briten gar "eine weltmeisterliche Form".

"Ich habe in den vergangenen Wochen viel mitgemacht, es war eine harte Zeit." Lewis Hamilton

Der 23-jährige Hamilton widmete den Sieg seiner Familie. "Ich habe in den vergangenen Wochen viel mitgemacht, es war eine harte Zeit", sagte er. Die Familie habe ihm aber in diesen Tagen viel geholfen: "Vor dem Rennen sagte mein Bruder zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Also gilt mein Dank ihnen."

Britische Presse huldigt "Lewis I."

Das Königreich huldigte "Lewis I." "Hamilton fegt wie ein Sturm über Silverstone. Im Regen behält er die Ruhe und schickt die Gegner in die Wäscheschleuder. Seine Vorstellung war atemberaubend und eine der besten Regenfahrten in der Geschichte der Formel 1", schrieb die sonst so seriöse Times im schönsten Boulevardstil. Der Independent fand, dass Hamilton seine Rivalen zu Alibi-Rennfahrern degradiert habe.

"Wer in so einem Rennen mehr als eine Minute Vorsprung herausfährt, der ist ein ganz Großer." Norbert Haug

Für Hamilton war es "der schönste Sieg" in einem der härtesten Rennen seiner Karriere. "Als ich da draußen fuhr, dachte ich daran, dass es das beste Rennen sein wird, das ich jemals gefahren bin, wenn ich gewinne", sagte der Brite. Und das tat er dann auch - absolut unwiderstehlich.

Haug, der immer zu seinem Fahrer gehalten hatte, sah sich jetzt bestätigt. "Wer in so einem Rennen mehr als eine Minute Vorsprung herausfährt, der ist ein ganz Großer. Er war in Silverstone eine Klasse für sich", sagte er. Dem stimmte McLaren-Boss Ron Dennis zu: "Dieses Rennen von Lewis wird uns noch lange in Erinnerung bleiben."

Öffentliche Prügel für Ferrari

Öffentliche Prügel gab es für die "Reifen-Trottel" von Ferrari. "Kimi Räikkönen von den falschen Reifen gebremst. Kalte Dusche für Ferrari", titelte der 'Corriere dello Sport'. Ex-Weltmeister Keke Rosberg sagte am 'Premiere'-Mikrofon: "Die beiden Ferrari waren erbärmlich schlecht."

'La Repubblica' schämte sich an einem schwarzen Tag: "Reifen und Regen, Ferrari ist k.o." Das Blatt sehnt eine Rückkehr des zu Honda abgewanderten "Superhirns" Ross Brawn herbei: "Man kann zwar keinen Sieg bei jedem Rennen verlangen, doch bei Ferrari hat man ganz klar den Eindruck, dass etwas nicht funktioniert. Die Strategie muss geändert werden."