• 08.10.2005 05:00

  • von Inga Stracke

Shorrock: "Ferrari hatte als Team viele Schwierigkeiten"

Der Direktor der Formel-1-Aktivitäten von Michelin im Interview über die Arbeit an der Rennstrecke und das enttäuschende Jahr für Bridgestone

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was ist ihre Aufgabe als Direktor der Formel-1-Aktivitäten bei Michelin?"
Nick Shorrock: "Ich habe verschiedene Rollen im Verlauf eines Wochenendes. Zunächst einmal stelle ich sicher, dass die ganze Ausrüstung da ist, wenn die Teams vor Ort sind, dass die Reifen hier sind und bei der FIA registriert sind. Dann beginnen wir an der technischen Seite der Reifen zu arbeiten, die wir mit den Teams verwenden werden."

Titel-Bild zur News: Nick Shorrock, Direktor der Formel-1-Aktivitäten bei Michelin

Nick Shorrock lobt die Arbeit der Michelin-Teams in der Saison 2005

"Natürlich erledige ich keine Detailarbeit, aber ich muss die Arbeit mit den Teams an der Strecke koordinieren. Ein Drittel der Arbeit macht wohl der Kontakt zu unseren Partnern aus, zum Teil geht es über technische Dinge aber auch über allgemeine Dinge, wie zum Beispiel die Entwicklung der Regeln."#w1#

Frage: "Wie viele Leute arbeiten bei einem Rennen vor Ort?"
Shorrock: "Wir haben Leute für verschiedene Arten von Aufgaben vor Ort. Es gibt solche für die Logistik, für die Montage der Reifen, in dieser Gruppe sind das zwischen 12 und 15 Leute. Dann gibt es eine Gruppe von sieben Technikern, wobei einer für jedes Team zuständig ist, sowie ein kleines Managementteam, bestehend aus drei Leuten."

Frage: "Wann kommt ihr an und wie lange ist eurer Wochenende?"
Shorrock: "Wenn wir dieses Wochenende hier als Beispiel heran nehmen, dann ist es ein Überseerennen, so sind wir 12 Stunden mit dem Flugzeug von Frankreich unterwegs. Das Team wird sich in diesem Fall normalerweise am Dienstag auf den Weg machen. Diese Woche sind sie am Dienstag losgezogen und kamen am Mittwochnachmittag an und gingen Donnerstagmorgen an die Strecke."

Frage: "Es ist ein langes Wochenende und dann habt ihr ja auch keine ganze Woche frei, oder?"
Shorrock: "Den technischen Mitarbeitern haben wir empfohlen, zurück nach Hause zu fliegen. Sie haben so einen Tag Zeit, den technischen Bericht anzufertigen. Sie können dann etwas Freizeit genießen. Das zentrale Management arbeitet für gewöhnlich durch, denn es gibt ja auch noch andere Sachen zu erledigen. Man muss sich entweder auf den kommenden Test oder auf das nächste Rennen vorbereiten. Manchmal geht man auch zu seinen Partnern, um mit ihnen etwas zu besprechen."

Frage: "Es war eine sehr erfolgreiche Saison für Michelin, liegt das in erster Linie daran, dass man mehr Partner hat als ihr Rivale Bridgestone oder habt ihr einfach besser gearbeitet?"
Shorrock: "Wir haben in diesem Jahr einen Partner mehr als im letzten Jahr. Wir haben also sieben Partner im Vergleich zu sechs. Es ist nicht so, dass wir aus diesem Grund in diesem Jahr diesen Erfolg hatten."

"Ich würde nicht sagen, dass dies auf die Arbeit zurückzuführen ist, die wir 2005 geleistet haben, sondern auf die Arbeit, die seit unserer Rückkehr im Jahr 2001 geleistet wurde. Einen solchen Reifen kann man nicht innerhalb weniger Monate entwickeln, das passiert in Jahren harter Arbeit, nicht weil man sieben Teams hat."

"Das Wichtigste, das wir von sieben Teams gewinnen können, ist Erfahrung. Sieben Teams, die dasselbe Produkt verwenden, geben uns sieben verschiedene Ergebnisse, die wir analysieren können und von denen wir das beste und das schlechteste Ergebnis herauspicken. Wir können schauen, warum wir gute oder keine guten Ergebnisse erzielen und das Ergebnis nutzen, um die kommenden sieben Produkte herzustellen. Das ist die wahre Basis des Erfolgs."

Frage: "Fernando Alonso hat gerade den WM-Titel gewonnen, Michael Schumacher, der lang amtierende Champion hat es nicht direkt gesagt, aber man konnte indirekt hören, dass es an den Reifen lag, dass er in diesem Jahr nicht mitfahren konnte. Wie kann man erklären, dass man von einer Saison auf die anderen von der Dominanz abstürzt und kein Rennen gewinnen kann?"
Shorrock: "Die einfache Antwort ist, dass es Bridgestone ist. Die nicht so einfache, dass es mit den Änderungen im Reglement zu tun hat, die stattgefunden haben, die Regeln für die Reifen, die Regeln für die Autos, was einen mehr oder weniger großen Einfluss auf die allgemeine Leistung hatte."

"Wir reden über die Reifen, aber ich möchte nicht, dass man das Gesamtpaket vergisst, das man haben muss, um in der Formel 1 konkurrenzfähig und erfolgreich zu sein. Sicherlich sind die Reifen ein Teil davon, aber man muss auch die Arbeit anerkennen, die von den unterschiedlichen Rennteams bei der Entwicklung der Chassis und Motoren geleistet worden ist. Auch das Setup zählt dazu, wie die Reifen verwendet werden. Wir haben in den letzten Monaten den Teams auch dabei geholfen, wie sie das Paket aus Reifen und Auto besser nutzen können."

"Und abschließend ist da auch noch der Fahrer und die Art und Weise, wie er um die Strecke fährt. Um auf die Frage bezüglich der Leistung von Michael Schumacher, Ferrari und Bridgestone zurückzukommen - sie ist schwierig zu analysieren. Klar ist, dass sie als Team viele Schwierigkeiten hatten, die mit dem Reglement zu tun haben. Das ist ein Lob für alle Michelin-Teams, die in der Lage waren, mit dieser Herausforderung fertig zu werden."

Frage: "Michael hat mir gesagt, dass er zwar auf Regen hofft, aber dass Bridgestone auch hier keinen Vorteil mehr hat, auch hier Michelin aufgeholt hat. Er gibt es also sogar zu..."
Shorrock: "Wir haben in Spa ein gutes Ergebnis erzielt und waren damit sehr zufrieden. Wir waren darüber nicht überrascht, denn wir haben in den letzten Monaten viel an unseren Regenreifen gearbeitet. Sie haben sich sicherlich verbessert und es war schön, dass wir dies über eine Renndistanz hinweg demonstrieren konnten."

Frage: "Es könnte auch morgen im Rennen regnen. Was wäre ihr Lieblingsergebnis?"
Shorrock: "McLaren-Mercedes war technisch gesehen in den letzten Rennen dominierend, die Zuverlässigkeit war aber ein Thema. Die Renault dahinter hatten die Zuverlässigkeit, waren technisch aber nicht so gut wie die McLaren. Aber dank ihrer Zuverlässigkeit waren sie gut genug, um die Fahrermeisterschaft zu gewinnen. Es könnte ein ereignisreiches Rennen werden und es ist nie vorbei, bevor nicht die karierte Flagge gefallen ist."