Shanghai: Jordan will in China positiv auffallen

Das nach Ferrari zweitbeliebteste Team in China möchte sich in Shanghai mit Anstand verkaufen - Glock wieder am Start

(Motorsport-Total.com) - Seit rund zwei Jahren hat sich Eddie Jordan um ein positives Verhältnis zu China bemüht, um die Formel-1-Premiere im Reich der Mitte marktwirtschaftlich ausschlachten zu können - und jetzt, wo es endlich soweit ist, ringt der Ire ums nackte Überleben. Dennoch wird der Grand Prix am kommenden Wochenende ein absolutes Highlight für die unterfinanzierte Truppe aus Silverstone.

Titel-Bild zur News: Jordan in China

Bei Jordan freut man sich sichtlich auf den ersten Grand Prix von China

"Wir sind ganz aufgeregt darüber, ein Rennen in China zu fahren", erklärte der 56-jährige Jordan-Boss. "Als ich letztes Jahr den 'Shanghai International Circuit' besucht habe, war ich der erste Teamchef dort. Ich liebe den Ort. Es freut uns ungemein, China im Formel-1-Kalender willkommen zu heißen, und gleichermaßen ist es spannend, unsere Autos und unser Team in dieses Land zu bringen."#w1#

Jordan in China fast so bekannt wie Ferrari

"Letztes Jahr haben wir eng mit 'CCTV' (chinesischer TV-Sender; Anm. d. Red.) zusammengearbeitet und durch einige Initiativen ist es uns gelungen, unser Profil zu heben. Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass Jordan in China fast so populär ist wie Ferrari, und wir sind davon überzeugt, dass das mit unserer gelben Farbe zu tun hat", erklärte er weiter. Denn: Gelb gilt im Reich der Mitte als himmlische Farbe.

Seine Vielzahl an chinesischen Initiativen sieht Jordan insofern belohnt, als er am kommenden Wochenende mit drei chinesischen Sponsoren auftreten wird - 'Shoulu-Huayuan Co.', 'B and Q China' und 'Citibank China'. Und weiter: "China ist inzwischen ein Markt mit gigantischer wirtschaftlicher Kraft. Die Formel 1 ist die erste westliche Sportart dieser Größenordnung in diesem Land, noch vor Olympischen Spielen und einer Fußball-WM. Das ist für die Formel 1 eine große Ehre."

Sportlich betrachtet hat sich bei Jordan in der Zwischenzeit ebenfalls einiges getan, denn zum zweiten Mal nach Kanada wird 'F1Total.com'-Kolumnist Timo Glock in Shanghai das zweite Fahrzeug pilotieren. Der Deutsche hat sich mit tadellosen Leistungen als Freitagstester für höhere Aufgaben empfohlen, hatte aber letztendlich auch Glück, dass Giorgio Pantano scheinbar das Geld ausgegangen ist. Das dritte Auto wird in China Robert Doornbos lenken.

Glock sieht keine schlechten Chancen für sich

"Shanghai ist meiner Meinung nach eine ausgeglichene Spielwiese, weil niemand die Strecke kennt - genau wie in Bahrain", so Glock. "Es sieht nach einem fantastischen Projekt aus, alles ist brandneu und ziemlich beeindruckend. Wir freuen uns darauf, nach China zu kommen und in Shanghai das Rennen zu fahren, aber ich weiß noch nicht, was ich von der Strecke erwarten soll - das werden wir erst nach den ersten Trainings sehen."

"Ich freue mich darauf, wieder ein Rennen zu bestreiten, denn ich habe den Grand Prix in Kanada so genossen und habe seither auf eine weitere Gelegenheit gewartet. Jetzt ist sie schneller als erwartet gekommen. Ich kann es gar nicht mehr erwarten", ergänzte der 'Deutsche-Post'-Schützling. Neben einem guten Resultat geht es für Glock vor allem darum, sich für nächstes Jahr aufzudrängen - noch hat er ja keinen Jordan-Rennvertrag in der Tasche.

Teamkollege Nick Heidfeld freut sich ebenfalls auf China: "Es ist schon etwas Besonderes, zum ersten Mal nach China zu kommen. Ich war in der Formel 3 schon in Macau, aber das zählt nicht. Ich freue mich schon auf die Stadt und bin früh hingereist, um mich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen und um mir ein paar Sachen anzuschauen. Diejenigen, die schon an der Strecke gewesen sind, sagen, dass alles State-of-the-Art ist. Mir persönlich macht es Spaß, einmal wieder auf einer neuen Strecke zu fahren."

Team bereitete sich genauso vor wie auf Bahrain

Auch Chefingenieur James Robinson blickte auf das Wochenende voraus: "Mit zwei neuen Rennen ist 2004 ein gutes Jahr für die Formel 1. Ich denke, alle freuen sich genauso wie auf Bahrain, wenn nicht sogar mehr, denn wir haben schon gehört, welches Ausmaß die Formel-1-Anlage einnimmt. Von der Strecke haben wir nur wenige Daten und wir konnten auch noch mit keinem Auto dort fahren. Ein paar Teams sind schon mit Formel-1- beziehungsweise Straßenautos dort gefahren und haben einen kleinen Vorteil, aber das war vor Bahrain nicht anders und da ist es auch ganz gut für uns gelaufen. Die Art und Weise, wie wir uns auf Bahrain vorbereitet haben, hat funktioniert, also haben wir dieselben Methoden einfach noch einmal angewendet."

Das Groß der Vorbereitung hat Jordan letzte Woche beim Test in Silverstone absolviert, den Robinson wie folgt zusammenfasste: "Wir haben am Dienstag in Silverstone getestet. Das Wetter war am Morgen wechselhaft, aber wir konnten am Nachmittag trotzdem ein paar Reifenmischungen von Bridgestone für Suzuka ausprobieren. Alles lief halbwegs glatt und Timo hat einen soliden Job gemacht. Natürlich hätten wir gerne mehr Runden hingelegt, aber das ist beim Testen nie anders."

Realistisch gesehen geht es für Jordan am kommenden Wochenende aber in erster Linie darum, die kommerziellen Partnerschaften mit chinesischen Firmen voll auszuschlachten, denn auf der Strecke werden Heidfeld und Glock wohl kaum eine Chance haben - schließlich wurde die Weiterentwicklung des EJ14 schon vor Wochen eingefroren, weil die Verantwortlichen ja noch nicht einmal wissen, ob der Rennbetrieb für kommende Saison bald gesichert werden kann.

Folgen Sie uns!