• 05.09.2008 18:14

  • von Roman Wittemeier

Senna: "Es gibt ein paar Möglichkeiten"

Bruno Senna über die Vorteile und gleichzeitige Last des berühmten Nachnamens - Formel-1-Einstieg "nicht unwahrscheinlich"

(Motorsport-Total.com) - Bruno Senna hat seit seinem offiziellen Motorsport-Debüt im Jahr 2004 einen rasanten Aufstieg hingelegt. Nach nur vier Jahren im Business steht der Neffe des unvergessenen Ayrton Senna in der GP2-Gesamtwerung auf Rang zwei und gleichzeitig bereits auf der Schwelle zur Königsklasse. "Es ist noch nichts unterschrieben, aber wir arbeiten daran", gab der brasilianische iSport-Pilot im Interview mit 'spiegel-online.de' zu bedenken. Er fügte jedoch an: "Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nächstes Jahr Formel 1 fahre, ist nicht gering."

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

iSport-Pilot Bruno Senna bewundert die Stärke seiner Mutter Viviane

Senna wird immer wieder mit einem frei werdenden Platz bei Toro Rosso in Verbindung gebracht. "Es ist noch nichts bestätigt. Es gibt ein paar Möglichkeiten und wir prüfen, welche die beste ist." Der Brasilianer erklärte, er könne sich fast aussuchen, wohin er wechseln wolle. Vor allem aber: Er ist nach eigener Einschätzung bereit für den Sprung ganz nach oben. "Es ist eine andere Herausforderung als die GP2, klar. Aber wenn es genug Gelegenheit zum Testen gibt, sehe ich da kein Problem."#w1#

Gerade die Testmöglichkeiten könnten sich allerdings hinderlich auswirken, denn in der Formel 1 sind unbegrenzte Probefahrten seit einiger Zeit Geschichte. "Es ist für junge Fahrer schwieriger geworden, sich auf die Formel 1 vorzubereiten. Aber ich musste schon oft von einer Stufe zur nächsten springen. Das hat immer gut funktioniert. Es kommt immer nur darauf an, dorthin zu kommen und dann so effektiv wie möglich zu lernen", sagte der selbstbewusste 24-Jährige.

Nachname Senna ist Hilfe und Belastung zugleich

Der berühmte Nachname habe Türen geöffnet, gab Senna zu. Vor allem bei der Sponsorensuche habe er gute Erfahrungen gemacht, doch der Nachname könne auch zur Last werden - speziell in der Formel 1: "Der Name verspricht viel und das muss ich halten. Da ist immer der Zweifel: Ist er so gut wie sein Onkel? Die Leute wollen den Beweis, bevor sie das Risiko eingehen, mich unter Vertrag zu nehmen. Ich muss mehr zeigen als andere."

Bruno Senna

Auch das Helmdesign erinnert an den großen Ayrton: Bruno Senna in der GP2 Zoom

Rein sportlich sei sein Onkel Ayrton zwar immer bewundernswert, aber nicht das alleinige Vorbild gewesen, erklärte der iSport-GP2-Pilot: "Auf gewisse Weise war Michael Schumacher viel mehr ein Vorbild für mich. Ayrton ist bis 1994 gefahren, das war noch eine andere Ära der Formel 1. Was Michael gezeigt hat, zum Beispiel bei Rennstrategien, ist viel interessanter für mich heute." Senna verlor viele Jahre seiner Rennkarriere, weil er nach dem Tod seines Onkels auf Wunsch der Familie mit dem Kartsport aufhören musste.

Die Erinnerungen an den 1. Mai 1994 beschrieb der junge Brasilianer so: "Ich habe mir das Rennen angeschaut und einen heftigen Unfall gesehen. Aber als Kind habe ich nicht verstanden, wie schlimm es war. Ich dachte, Ayrton springt gleich aus dem Auto und geht weg. Aber das geschah nicht. Sie brachten ihn ins Krankenhaus. Ich dachte immer noch, alles würde in Ordnung kommen. Aber das geschah auch nicht. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich die Nachricht von seinem Tod wirklich verstanden hatte."

Bruno Senna war damals zehn Jahre alt und es dauerte acht Jahre, bis ihn seine Familie wieder Rennen fahren lassen konnte. Seither hat man sich im Hause Senna wieder an regelmäßige Zeitenjagden gewöhnt. "Meine Mutter kommt zu fast allen Rennen", so die brasilianische Rennhoffnung. "Sie ist immer sehr ängstlich und sehr nervös. Aber so sind alle Mütter von Rennfahrern."