Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Senna: "Das Auto muss giftiger werden"
Bruno Senna im Interview: Warum der Williams FW34 derzeit zu gutmütig ist, was ihm Zuversicht gibt und warum man sich erst in Barcelona ein klares Bild machen kann
(Motorsport-Total.com) - Bruno Senna durfte am Donnerstag zum ersten Mal im neuen Williams Platz nehmen. Der Brasilianer war am dritten Tag der Jerez-Tests um 3,680 Sekunden langsamer als Bestzeit-Halter Nico Rosberg im alten Mercedes-Boliden. Im Interview erklärt er, warum ihn der Rückstand überahupt nicht beunruhigt, welches Problem des Vorjahres-Autos beim FW34 gelöst scheint und in was sich noch ändern muss.

© Williams
Bruno Senna ist nach dem ersten Testtag vorsichtig optimistisch
Frage: "Bruno, wie war dein Tag?"
Bruno Senna: "Es war ein guter Tag. Wir waren sehr zuverlässig und wir brachten unser heutiges Testprogramm durch. Wie haben gute Daten erhalten. Das Auto fährt sich gut und wir müssen noch herausfinden, welche Möglichkeiten wir beim Setup haben. Das Auto hat sicher Potenzial. Jetzt freue ich mich auf die kommenden Testtage und bin sicher, dass noch viel mehr möglich ist als wir es heute zeigen konnten."
Frage: "Im Vorjahr hattest du so wie jetzt einen Renault-Motor im Heck. Welche Vergleiche kannst du ziehen?"
Senna: "Die Motoren verhalten sich sehr ähnlich. Beim Testen hat man natürlich nicht die gleichen Motormappings und die gleiche Leistung wie an einem Renn-Wochenende. Der größte Unterschied im Vergleich zum Vorjahr ist aber die Position des Auspuffs und wie er sich auf das Fahrverhalten auswirkt, wenn man auf dem Gas steht oder vom Gas geht."
"Ich habe den Eindruck, dass der Motor dieses Jahr fahrbarer ist als im Vorjahr, da er nicht mehr so aggressiv mit dem Auspuff umgeht."
Frage: "Das Auto sieht über die Randsteine nicht besonders gut aus."
Senna: "Wir müssen noch ein paar Dinge verbessern. Über die Randsteine war das Auto nicht besonders gut, daher haben wir viel Arbeit vor uns. Hoffentlich können wir das bei den nächsten Tests aussortieren. Heute war aber ein großartiger Tag, denn wir konnten viel mehr Kilometer abspulen. Wir befinden uns aber mitten in der Arbeit. Wir können bei der Rundenzeit mit Sicherheit noch große Fortschritte machen, wenn das Auto etwas direkter wird."

© Williams
Bruno Senna fühlt sich im neuen Williams auf Anhieb wohl Zoom
Frage: "Habt ihr schon ein ordentliches Basis-Setup?"
Senna: "Wir haben uns nicht wirklich darauf konzentriert, unterschiedliche Teile des Autos zu testen. Wir hatten gestern und am Tag davor nur limitierte Zeit auf der Strecke, weshalb wir nicht alle Funktionstests hinter uns bringen konnten. Heute haben wir uns nicht so sehr auf das Setup des Autos konzentriert, sondern eher auf die Zuverlässigkeit."
Frage: "Bei diesem Test geht es auch darum, dass die Fahrer verstehen, welche Basis sie haben. Hast du das Gefühl, dass du schon soweit bist? Kannst du das bereits abhaken?"
Senna: "Nun ja, das ist jetzt mein erster Testtag, daher kann ich nicht sagen, dass ich das Auto zur Gänze kenne. Ich weiß, dass wir noch viel bessere Rundenzeiten herausholen können. Noch einmal - heute war es nicht das Ziel, der Schnellste auf der Strecke zu sein, sondern konstante, gute Arbeit zu verrichten."
"Das ist uns glaube ich gelungen. Wir hatten viele Longruns, die uns viele Informationen gebracht haben. Wenn die Zeit kommt, um richtig zu pushen und eine gute Zeit zu fahren, dann werden wir das tun."
Frage: "Fühlte sich das Auto gut an?"
Senna: "Ja, es ist schön zu fahren und sehr gutmütig. Jetzt müssen wir es etwas härter machen." (lacht)
Frage: "Muss es aggressiver werden?"
Senna: "Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber wir müssen die Abstimmungs-Möglichkeiten auf jeden Fall erforschen und den falschen und den richtigen Weg einschlagen, damit wir uns auskennen."

© Williams
Senna spulte mit dem FW34 am Donnerstag 134 Testrunden ab Zoom
Frage: "Wie verhielten sich die Reifen bei den Longruns?"
Senna: "Die Pirelli-Reifen sind sehr ähnlich wie im Vorjahr. Es gibt ein paar Unterschiede bei den neuen Mischungen, aber sie werden glaube ich weiterhin für gute Rennen sorgen. Die Teams sind jetzt aber schon viel routinierter und sie haben die Autos schon so designt, dass sie mit den Reifen besser umgehen."
Frage: "Kann man sagen, dass das neue Auto im Vergleich zum Vorjahr ein Schritt vorwärts ist oder ist das schwer zu beurteilen?"
Senna: "Das Team ist zuversichtlich, dass wir mit diesem Auto mehr erreichen können. Sie haben den Details große Aufmerksamkeit gewidmet, das Auto ist sehr zuverlässig, was immer wichtig ist. Wir müssen jetzt aber sein wahres Potenzial feststellen und dann an seiner Effizienz arbeiten, damit es ein rundum starkes Auto ist."
Frage: "Erkennt man schon Schwachpunkte?"
Senna: "Jedes Auto hat Stärken und Schwächen. Es ist gut zu fahren. Wenn wir es etwas giftiger machen, ohne es zu übertreiben, dann ist es ein viel schnelleres Auto."
Frage: "Hat dich etwas überrascht, egal ob positiv oder negativ?"
Senna: "Die Traktion ist eine angenehme Überraschung. Es geht sehr gut mit den Hinterreifen um. Das ist ein großer Unterschied zum Vorjahres-Auto. Beim Heck setzen wir aber auch auf ein anderes Konzept und wir müssen es immer noch erforschen und es stärker machen. Wir müssen jetzt auf den Stärken aufbauen."
Frage: "Werdet ihr erst beim Barcelona-Test versuchen, richtig auf Tempo zu kommen und euch mit der Konkurrenz vergleichen?
Senna: "Barcelona ist auf jeden Fall eine viel aussagekräftigere Strecke - aussagekräftiger als jede andere Strecke im Kalender. Das gilt auch für Paul Ricard. Wenn du dort eine Abstimmung hinkriegst, dann bist du überall schnell. Hier wollen wir das Auto kennenlernen, aber in Barcelona ist die Setup-Arbeit viel relevanter."
Frage: "Welche Ziele hast du für dieses Jahr?"
Senna: "Es wird sicher ein sehr hartes Jahr mit sehr viel Konkurrenz. Aber ich habe jetzt endlich die gleiche Vorbereitung wie alle anderen. Pastor ist ein sehr schneller Kerl und ich habe damit eine ordentliche Messlatte im eigenen Haus. Zunächst muss ich gegen ihn konkurrenzfähig sein. Dann möchte ich in der Formel 1 konkurrenzfähig sein, mich jedes Jahr verbessern. Die Erfahrung hilft da natürlich. Hoffentlich kann ich mich dadurch auch für das kommende Jahr empfehlen."

© xpb.cc
Williams-Mann Senna freut sich auf die nordamerikanische Hitze Zoom
Frage: "Wie läuft es mit Pastor Maldonado?"
Senna: "Ich kenne Pastor schon lange und wir hatten immer eine großartige Beziehung. Es wird schwer, ihn zu schlagen, aber es ist immer die erste Aufgabe eines Rennfahrers, den Teamkollegen zu schlagen. Ich hoffe, dass wir ein konkurrenzfähiges Jahr haben werden."
Frage: "Dieses Jahr gibt es ein Rennen in Nordamerika. Was bedeutet es für dich, dort zu fahren, und kennst du die Strecke?"
Senna: "Ich weiß gar nichts über die Strecke. Ich weiß, dass es sehr heiß sein wird. Ich freue mich darauf, dort ein Rennen zu fahren. Ich denke, dass es Spaß machen wird. Hoffentlich ist die neue Strecke eine Herausforderung - ich probiere gerne neue Strecken aus. Hoffentlich wird es schön."

