Kein Stunk zwischen Senna und Barrichello

2009 hat Rubens Barrichello Bruno Senna das Formel-1-Cockpit weggenommen, diesmal war es umgekehrt - Mark Gillan von Barrichello sehr beeindruckt

(Motorsport-Total.com) - Im November 2008 stand Bruno Senna nach einem Honda-Test unmittelbar vor dem Aufstieg in die Formel 1, doch letztendlich kam er 2009 doch nicht zum Zug: Honda-Erbe Ross Brawn setzte auf Routine statt Jugend und gab Routinier Rubens Barrichello einen neuen Vertrag. Senna, um mehr als zehn Jahre jünger als sein brasilianischer Landsmann, musste sich also noch bis 2010 gedulden.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna und Rubens Barrichello

Bruno Senna und Rubens Barrichello sind trotz allen nach wie vor befreundet

Dass ausgerechnet Barrichello indirekt Sennas Aufstieg zum späteren Weltmeister-Team Brawn verhinderte, schlug damals hohe Wellen, schließlich war Barrichello in seiner Anfangszeit in der Formel 1 mit Sennas Onkel Ayrton befreundet. Der starb an einem tragischen Grand-Prix-Wochenende in Imola 1994 - zwei Tage nachdem Barrichello im Training wie durch ein Wunder einen absoluten Horrorcrash überlebt hatte.

Wie sich die Zeiten ändern...

Drei Jahre nach dem Kampf um das Brawn-Cockpit ist der Spieß umgedreht: Barrichello wartete den ganzen Winter auf eine Zusage von Williams, suchte in seiner Heimat sogar Sponsoren und fand kolportierte fünf Millionen Euro, wurde aber von Senna deutlich überboten - um die doppelte Summe, wie man aus gut informierten Kreisen hört. Senna hatte anschließend Charakter genug, selbst das Gespräch mit dem Freund seiner Familie zu suchen.

"Ich sprach mit ihm, als das Team entschieden hatte, mich an Bord zu holen. Es war eine etwas unangenehme Plauderei, denn wir sind Freunde", wird der 28-Jährige von 'Autosport' zitiert. "Es war eine schwierige Situation, aber Rubens ist sehr erfahren und weiß, wie der Sport funktioniert. Er war großartig. Wir unterhielten uns ganz nett und er wünschte mir alles Gute. Ich wünsche ihm auch alles Gute für die Zukunft."

Auch Mark Gillan, bei Williams Chefingenieur für Operatives, spricht ohne Bitterkeit über Barrichello, den es nun in die IndyCar-Serie zieht - ganz im Gegenteil: "Ich kam in den letzten sechs Rennen der Saison und habe technisch gesehen großen Respekt vor Rubens. Es war beeindruckend, wie er an diese letzten sechs Rennen bis Brasilien herangegangen ist. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar, aber wir blicken nach vorne", lobt er.


Fotos: Williams, Testfahrten in Jerez, Mittwoch


Viel Jugend, keine Erfahrung

2012 startet Williams mit Senna und dem Venezolaner Pastor Maldonado in die Saison, die Gerüchten zufolge ein kombiniertes Sponsorenpaket in der Höhe von bis zu 40 Millionen Euro mitbringen. Dazu kommt GP3-Meister Valtteri Bottas aus Finnland, der an 15 Freitagen im Training dabei sein wird. Dem Traditionsteam fehlt damit ein klassischer Führungsfahrer, der dank seiner Routine die Richtung vorgeben kann.

Helm von Bruno Senna

Der gelbe Senna-Helm wird wieder in einem Williams-Renault zu sehen sein Zoom

"Wir haben drei relativ unerfahrene Piloten", räumt Gillan ein, "aber wir haben viel im Simulator gearbeitet und wir geben uns viel Mühe, eine starke Bindung zu ihnen aufzubauen. Ich sehe unsere Fahrer als gutes Zeichen für die Zukunft. Sie sind - genau wie der Rest des Teams - ungemein heiß darauf, besser abzuschneiden als im Vorjahr. Alle drei waren im Winter oft in der Fabrik, eigentlich fast jeden Tag. Das ist ungewöhnlich."