• 07.04.2002 12:45

"Schumi": Keine Angst vor neuem Startunfall

Michael Schumacher rechnet beim kommenden Rennen in Imola nicht mit einem weiteren Unfall zwischen ihm und Juan-Pablo Montoya

(Motorsport-Total.com/dpa/sid) - Michael Schumacher befürchtet nicht, dass die Startcrash-Serie zwischen ihm und Heißsporn Juan-Pablo Montoya demnächst in einem schweren Unfall gipfeln könnte. "Ich habe keine Angst, dass etwas Schlimmes passiert", sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister aus Kerpen eine Woche vor dem Großen Preis von San Marino am kommenden Sonntag in Imola: "Ich glaube, wir werden eher vernünftiger als noch heißsporniger."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher rechnet mit keinem weiteren Startunfall in Imola

Montoya hatte seinem Kontrahenten nach der jüngsten Kollision in Sao Paulo böse Absicht unterstellt. "Michael hat mein Rennen zerstört", hatte der Kolumbianer getobt, der wegen eines verlorenen Frontflügels beim brasilianischen Grand Prix hoffnungslos zurückgefallen war. Dennoch erwartet Michael Schumacher keinen weiteren Startunfall. "Auch wenn alle denken, dass es bald richtig kracht zwischen uns: Ich glaube das nicht. Ich habe keine Angst, dass etwas Schlimmes passiert", sagte der viermalige Weltmeister der 'Bild am Sonntag'.

Sein Bruder Ralf, Montoyas Teamkollege, befürchtet ebenfalls keine Eskalation zwischen den beiden. "Glaube ich nicht", sagte er der 'Welt am Sonntag'. Dies sei zwar nicht sein Problem und letztendlich habe er vom Duell Schumacher-Montoya sogar profitiert. "Aber diese ganze Diskussion ist nicht gut für die beiden, und sie ist auch nicht gut für den Sport", plädierte "Schumi II" staatsmännisch für ein Ende des Streits.

Montoya auf Michael Schumacher sauer

Vor Sao Paulo waren Michael Schumacher und Montoya schon in Malaysia aneinander geraten. Kurz nach dem Start in Sepang rutschten beide nach einem Zusammenstoß von der Strecke, konnten den zweiten Saisonlauf aber als Dritter respektive Zweiter hinter Ralf Schumacher beenden. Damals stuften die Stewards den Kolumbianer als Schuldigen ein und bestraften ihn mit einer Fahrt durch die Boxengasse. Dieses Urteil hatte für allgemeines Unverständnis gesorgt. In Sao Paulo, als sich die beiden in der vierten Kurve berührten, blieben Sanktionen aus. Montoya hatte daraufhin die Entscheidung der Rennkommissare als "Witz" kritisiert: "Michael wusste: Er hat nur dann eine Chance gegen mich zu gewinnen, wenn er mich raus haut."

Möglicherweise trägt der erweiterte Strafenkatalog des Internationalen Automobilverbandes FIA zu einer Abkühlung des Hitzkopfs Montoya bei. Neben Sperren, Stopp-and-Go-Strafen sowie einer Fahrt durch die Boxengasse können die drei Rennkommissare einen Verkehrssünder seit Sao Paulo beim nächsten Grand Prix auch in der Startaufstellung um zehn Plätze zurück versetzen. Im Autodromo Enzo e Dino Ferrari droht am Sonntag beim ersten europäischen Saisonrennen die Fortsetzung des mit Haken und Ösen geführten Zweikampfs zwischen Michael Schumacher und Montoya.

Berger: "Michael wird in Imola dominieren"

Gut möglich, dass Bruder Ralf ? wie in Malaysia ? wieder lachender Dritter wird. Der 26 Jahre alte Kerpener hat zu dem Kurs in der Emilia Romagna eine besonders innige Beziehung: Hier feierte er vor einem Jahr seinen ersten von inzwischen vier Grand-Prix-Triumphen. "Wir sind auch in Imola Favorit", hatte er im Vorfeld vollmundig getönt. BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger meinte zurückhaltender: "Wir müssten da eine Chance haben. Aber Michael wird dominieren."

Sollte Ralf Schumacher in Imola sein Kunststück wiederholen, könnte er erstmals die WM-Spitze übernehmen. Vor dem Großen Preis von San Marino führt Titelverteidiger Michael Schumacher mit 24 Punkten und acht Zählern Vorsprung vor seinem Bruder (16) und Montoya (14). "Mit Weißblau ist in dieser Saison stärker denn je zu rechnen", drückte der "Rote Schumacher" seine Hochachtung aus.

Michael: "Ein Weichei ist Ralf auf keinen Fall"

Unabhängig vom Ausgang dieses Rennens hat der "weißblaue Schumacher" seine Ambitionen auf den WM-Titel unterstrichen. "Ich habe meine Glaskugeln nicht dabei, aber ich würde mal sagen, dass sie nie größer waren als in dieser Saison, auch wenn es noch sehr früh ist, darüber zu spekulieren", sagte er der 'Welt am Sonntag'. Aber noch habe BMW-Williams im Vergleich mit Ferrari "auf der aerodynamischen Seite ein Manko. Da müssen wir den Hebel ansetzen, allerdings arbeitet das Team auch hart daran".

Michael Schumacher nahm seinen Bruder gegen Kritik wegen dessen angeblich zurückhaltenden Fahrweise in Sao Paulo in Schutz. Der BMW-Williams-Verfolger hatte den hauchdünn führenden Ferrari kaum attackiert. "Bruder Weichei oder Bruder Schlau? Die Frage stellt sich für mich nicht", sagte er der 'BamS'. Ralf hätte ihn in Brasilien nicht überholen können, da er nicht nahe genug an ihn heran gekommen sei. "Ein Weichei ist Ralf auf keinen Fall, das ist Unsinn."

Williams: "Wir glauben, Michael schlagen zu können"

Derweil verglich Teamchef Sir Frank Williams Montoya mit Nigel Mansell und attestierte dem Kolumbianer bereits weltmeisterliche Fähigkeiten: "Der war wie ein Stier im Auto, ist einfach drauflos gedonnert. Dazu hat Montoya die Fahrzeugkontrolle eines Michael Schumacher oder Ayrton Senna."

Gleichzeitig trat Williams Kritik an Ralf Schumacher entgegen, der es in Brasilien nicht schaffte, seinen Bruder in den letzten Runden zu überholen: "Das Auto war nicht gut genug. Montoya hätte die gleichen Probleme gehabt." Sir Frank Williams hält Ferrari auch im Kampf um den WM-Titel für den Favoriten: "Michael ist Favorit. Aber wir glauben, ihn schlagen zu können." Der Ferrari-Star, beim Auftakt in Melbourne und zuletzt in Brasilien jeweils siegreich und zugleich Führender in der Gesamtwertung, werde in der laufenden Saison noch einige Rennen verlieren, prophezeite Williams. Der neue Ferrari sei "auf jeden Fall schlagbar", sagte der 59-Jährige.