• 19.02.2002 16:42

  • von Marcus Kollmann

"Schumi II": Vielleicht erwartet man zu viel von uns

Im Gespräch äußert sich der Pilot über den WM-Kampf, die Gegner seines Teams und die Leistungsfähigkeit von BMW-Williams

(Motorsport-Total.com) - Für Ralf Schumacher war die letzte Formel-1-Saison mit drei Siegen, vier Schnellsten Rennrunden, insgesamt 49 WM-Punkten und damit Rang vier in der Fahrerwertung die bisher erfolgreichste Saison, seit er 1997 mit dem Jordan-Rennstall in der Königsklasse debütierte.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

"Schumi II" tut sich schwer die Chancen seines Teams einzuschätzen

Nach den guten Leistungen im Vorjahr erwarten die Fans von BMW-Williams und vom 26-Jährigen diese Saison weitere Erfolge. Manch einer träumt sogar schon vom Titelgewinn der Blau-Weißen. Ob der FW24 aber konkurrenzfähig genug ist, um die Konkurrenz abzuhängen, weiß selbst "Schumi II" trotz der letzten Marathon-Tests nicht: "Ehrlich gesagt kann ich nicht sagen, ob wir dieses Jahr um die Meisterschaft fahren werden oder nicht. Als Team werden wir natürlich unser Bestes geben, aber wir sollten uns keine zu hohen Ziele setzen", erklärte Ralf Schumacher in einem Interview mit 'ITV' zurückhaltend. Als Ziel für 2002 nannte der Wahl-Österreicher, dass man versuchen wolle mehr Siege als im Vorjahr herauszufahren und sich vorgenommen habe eine konstantere Leistung auf allen Rennstrecken zu zeigen.

Viele Motorsportkenner betrachten das dritte Jahr der Zusammenarbeit von BMW und Williams als "kritisches Jahr" und die Erwartungen an das Team aus Grove sind dementsprechend groß. Vielleicht zu groß: "Es stimmt, dass das ein sehr wichtiges Jahr für unser Team ist, denn die Leute erwarten einfach eine Menge. Aber vielleicht erwarten sie etwas zu viel. Aber warum sollte die Saison 2002 für mich persönlich 'kritischer' sein als irgendein anderes Jahr?", fragte "Schumi II", den einige dieses Jahr unter die Räder seines kolumbianischen Teamkollegen kommen sehen.

Über diese Art von Vermutungen zerbricht sich der BMW-Williams-Pilot eigener Aussage nach jedoch nicht den Kopf. Befragt, wie konkurrenzfähig sein Team dieses Jahr sein wird, meinte Schumacher: "Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Wir hoffen, dass wir in Melbourne konkurrenzfähig sein werden. In den ersten Rennen ist die Zuverlässigkeit des Autos am wichtigsten. Wenn wir das zuverlässigste Auto haben, dann sollten wir auch eine gute Chance auf den Sieg haben."

Als Gegner des Teams von Frank Williams sieht "Schumi II" nicht nur das Team seines Bruders, Ferrari, sondern in erster Linie McLaren-Mercedes. Der Rennstall von Ron Dennis belegte im letzten Jahr trotz vieler Probleme mit 102 WM-Punkten (22 Zähler mehr als BMW-Williams) am Ende der Saison Platz zwei bei den Konstrukteuren, weshalb sich BMW-Williams wohl in erster Linie an McLarens Leistungen messen lassen müssen wird. "Soweit ich das bisher beurteilen kann, scheinen sie ein sehr starkes Paket zu haben. Es wird definitiv eine schwierige Saison werden", zeigte sich Ralf Schumacher von der Konkurrenz beeindruckt und prophezeite einen interessanten Wettkampf.

Aber nicht nur die Frage ob BMW-Williams es mit Ferrari und McLaren-Mercedes aufnehmen können wird, oder ob Ralf Schumacher eine Chance gegen Juan-Pablo Montoya hat, bot zuletzt Grundlage für zahlreiche Diskussionen, sondern auch die Kurzsichtigkeit von "Schumi II". Eine Entscheidung, ob er in Australien mit seiner Spezialbrille oder mit Kontaktlinsen starten wird, ist jedenfalls noch nicht gefallen: "Ich habe in Valencia die Spezialbrille noch einmal ausprobiert, aber ich habe mich noch nicht dafür oder dagegen entschieden. Die Qualität der Brille ist auf jeden Fall besser als die von Kontaktlinsen. Momentan arbeite ich mit Oakley immer noch an dem perfekten Gestell für die Brille. Schließlich soll sie mich unter dem Helm nicht stören. Was das angeht, so muss ich jedoch noch eine Entscheidung treffen", verriet der 26-Jährige abschließend.