• 19.08.2001 11:31

Schumi-Fans machen alle glücklich

Huren-Gewerkschaft stellt sich gegen Polizei, denn das Geschäft mit der Lust ist am Rennwochenende äußerst lukrativ

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Michael-Schumacher-Fans konnten immer, waren überall und machten alle glücklich - egal, ob ungarische Regierung oder "leichte Mädchen". Um die 50.000 feierfreudige Formel-1-Jünger aus Deutschland bescherten Zeltplätzen, Fünf-Sterne-Hotels, Bars und Liebesdienerinnen das Geschäft des Jahres. Auf etwa 120 Millionen Mark werden die Einnahmen rund um den Grand Prix geschätzt. Die Huren-Gewerkschaft ließ sich wegen der (zahlungs)willigen Gäste sogar auf eine Auseinandersetzung mit dem Staat ein.

Titel-Bild zur News: Ungarn

Die "leichten Mädchen" verdienen an einem Wochenende mehr als im ganzen

"Die Politiker haben ein Gebiet am Hungaroring zur verbotenen Zone für die Prostitution erklärt, und die Polizei wollte das auch durchsetzen", sagte GP-Pressechef Sandor David im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst. "Da ist die Gewerkschaftsführerin der Huren gekommen und hat gemeint: Diese Geschäftsmöglichkeit können wir uns nicht entgehen lassen, wir verdienen an einem Wochenende mehr als im ganzen Jahr zusammen."

Das gilt nicht nur für die Frauen, die im vergangenen Jahr in einem eingezäunten Sexbezirk in winzigen Bretterverschlägen ihren Beruf ausübten mussten "Die Wirtschaft verdient an dem Wochenende zwischen 13 und 15 Milliarden Forint", sagt David. Das sind etwa 120 Millionen Mark, und 25 Prozent davon gehen über Steuern an den Staat - macht satte 30 Millionen Mark. Ein Zehntel davon bekommen die Streckenbetreiber an Subventionen für die Instandhaltung und Modernisierungen von der Regierung zurück.

Das ist nicht viel. "Die Tickets bringen nur 20 Millionen Mark. Je weiter weg von der Rennstrecke, umso besser wird verdient - vor allem in den Bars der Fünf-Sterne-Hotels", meint David. Eine Nacht in einer der noblen Herbergen in der Innnenstadt kostet bis 800 Mark. Weil das billigste Formel-1-Ticket erst für umgerechnet 200 Mark zu haben ist, lassen die Fans pro Kopf schnell 2.000 Mark in Ungarn.

"75 Prozent der Zuschauer kommem aus dem deutschsprachigen Raum. Die Ungarn können sich das gar nicht leisten", erzählt David. Der Ungarn-Grand-Prix ist das inoffizielle dritte Heimrennen für Schumi und Co., auch wenn um die 20.000 Finnen für Mika Häkkinen jubelten und tranken. Auf den Zeltplätzen schlummerten ganz harte Fans in rotbemalten Ferrari-Caravans und wanderten früh um 6 Uhr in Marschformation mit riesigen Fahnen an die Strecke.

Das soll zumindest bis 2006 so bleiben. "Es gibt einen von Bernie Ecclestone unterschriebenen neuen Vertrag über fünf Jahre", sagt David. Der Presseschef am Hungaroring dementierte Gerüchte, nach denen der Ungarn-GP wegen der Aufnahme neuer Rennstrecken gefährdet sei.

Aussichtsreichster Kandidat dafür ist momentan Moskau, wo auf der Moskwa-Halbinsel Nagatino ein Kurs für angeblich 100 Millionen Dollar gebaut wird. Ecclestone will dort ab 2003 den Großen Preis von Russland veranstalten. Zudem drängen die Türkei, Dubai, Bahrain, Beirut und Kairo in die Formel 1. David: "Die Formel 1 fährt seit 15 Jahren in Ungarn. Daran wird sich nichts ändern, auch wenn sich einige nicht daran gewöhnen können."