Schumachers Ziele bleiben weiterhin bescheiden

In Monza möchte Michael Schumacher zwar wieder aus eigener Kraft in die Punkte fahren, an ein Podium glaubt er aber noch nicht

(Motorsport-Total.com) - Nach der sensationellen Pole Position von Ungarn folgte für Ferrari in der Türkei ein herber Rückschlag, was jedoch vor allem einer falschen Reifenentscheidung zugeschrieben wurde. Beim Heimspiel in Italien am kommenden Wochenende wollen Michael Schumacher und Rubens Barrichello jedoch wieder aus eigener Kraft in die WM-Punkte fahren, auch wenn ihre Ziele vorerst weiterhin bescheiden bleiben.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hofft in Monza auf ein solides Resultat in den WM-Punkten

Das Rennen in Istanbul sei "mit Sicherheit der schlechteste Auftritt der Saison und seit langer Zeit" gewesen, erklärte Schumacher auf seiner Internetseite: "Eine große Enttäuschung nach der Hoffnung, die nach Budapest doch wieder aufgekommen war. Nach Ungarn liebäugelten wir damit, dass wir die Saison noch drehen und doch wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren könnten, daher war das Rennen in der Türkei ein herber Rückschlag", seufzte er.#w1#

Surer: "Die haben sich in Istanbul mit den Reifen vertan"

'F1Total.com'-Experte Marc Surer weiß jedoch: "Die haben sich mit den Reifen vertan. Sie wollten einen speziellen Reifentypen von Bridgestone", so der Schweizer. "Es kursiert die Geschichte, dass sie erste die vorgesehene Konstruktion nicht fahren konnten, die sie eigentlich wollten. Dann haben sie dieselbe Gummimischung genommen, aber mit der alten Reifenkonstruktion. Irgendetwas haben sie da herumgemurkst, aber man bekommt da natürlich nicht alles zu hören. Ferrari wollte aber einen speziellen Reifen für Istanbul - und damit haben sie sich wohl ein Eigentor geschossen."

Vor Monza scheinen die Italiener jedoch besser aufgestellt zu sein, zumal die Tests auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in der vergangenen Woche recht positiv verlaufen sind. Daraus schöpft auch Schumacher wieder Hoffnung: "Die Tests haben Besserung gezeigt, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir auf einen Podiumsplatz oder eine vergleichbare Vorstellung wie in Ungarn hoffen können", kündigte er an. "Aber wir können um Punkte fahren, und auch wenn das nicht unser wahrer Anspruch sein kann, ist es doch ein Schritt zurück zu alter Stärke."

"Wir lassen uns so schnell nicht unterkriegen"

"Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als wir meist nach Monza kamen, um um den Sieg zu kämpfen, sind die Erwartungen diesmal etwas reduziert", gab der 36-Jährige zu. "Wir sind im Kopf sehr stark, wir lassen uns so schnell nicht unterkriegen. Wir hatten so viele gute Jahre, da wird uns so ein schwieriges Jahr nicht wirklich durcheinander bringen. Wir sind alle noch motiviert und konzentriert, und wir alle arbeiten hart daran, wieder den Anschluss zu finden."

Surer ist indes davon überzeugt, dass die Krise bei Ferrari nicht nur mit der Schwäche von Bridgestone zusammenhängt, sondern auch mit dem Wechsel in der Designabteilung. Der F2005 ist bekanntlich der erste Ferrari, den Aldo Costa mehr oder weniger selbstständig entwickelt hat, während sein Vorgänger Rory Byrne nur noch sporadisch arbeitet und bereits seinen Rückzug vorbereitet. Ende 2006 läuft der Vertrag des Südafrikaners ja aus.

"Man muss sich nur erinnern, was passiert ist, als Adrian Newey von WilliamsF1 weggegangen ist: Seither haben sie nichts mehr gewonnen", vergleicht unser 'F1Total.com'-Experte. "Für mich ist der Mann, der das Auto baut und die Verantwortung trägt, das wichtigste Glied in einem Team. Er muss den Überblick haben, er muss die Zusammenhänge kennen - das muss einfach ein Genie sein. Ist das nicht der Fall, hat man nur ein durchschnittliches Auto."

Brawn kann Byrnes Abgang nicht alleine kompensieren

Auch Ross Brawn kann da längst nicht mehr die Rolle des Feuerwehrmannes ausfüllen: "Der Laden ist inzwischen so groß geworden, dass Brawn andere Probleme hat als sich um die Entwicklung des Autos zu kümmern. Das muss er jemandem überlassen können. Der Bau des neuen Autos läuft jetzt schon. Er kann nicht alles im Griff haben. Dafür ist das Team als Organisation einfach zu groß", analysiert Surer, der in seiner aktiven Karriere 82 Grands Prix bestritten hat.

Schumacher glaubt ungeachtet dessen aber an einen Aufwärtstrend in den nächsten Wochen: "Die kommenden Rennen sind allesamt Rennen, bei denen wir oft gut ausgesehen haben und bei denen wir die Verhältnisse kennen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald wieder besser dastehen werden. Denn natürlich wollen wir den Tifosi ein starkes Ferrari-Team präsentieren. Dafür hoffen wir aber auch auf ihre Unterstützung", meinte er im Vorfeld des 15. WM-Laufs.