Schumachers Heimatstadt im Ausnahmezustand

Wegen des Comebacks von Michael Schumacher ist die Aufregung in Kerpen groß - Fanclub plant schon Reisen zu den Grands Prix

(Motorsport-Total.com) - Der zweite Vorsitzende des Fanclubs wurde beim Richten seiner Dauerwelle überrascht, die Fleischerin und der Bäcker wurden sofort von TV-Teams interviewt und die Stadt blockierte noch am selben Tag die Jahnhalle für das Public Viewing: Seit der überraschenden Comebackankündigung von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher sind die Menschen in seiner Heimatstadt Kerpen wie elektrisiert.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher-Fans auf der ganzen Welt freuen sich schon auf das Comeback

"Ich habe ständig Schweißausbrüche und mir stehen fast dauerhaft die Haare zu Berge", sagt Reiner Ferling, der zweite Vorsitzende des Michael-Schumacher-Fanclubs Kerpen, zum 'Kölner Stadt-Anzeiger' und berichtet ganz aufgeregt: "Ich muss meinen 'Schumi'-Anzug aus dem Schrank holen und meine Hüte wieder in Schuss bringen. Und das Telefon klingelt Sturm."#w1#

Dass der siebenfache Weltmeister längst in der Schweiz wohnt und kein Kerpener mehr ist - egal. Dass er Termine in seiner Heimatstadt aus Zeitgründen nur selten wahrnimmt - vergessen. Dass Bürgermeisterin Marlies Sieburg ihn einst ebenso vergeblich zu einem Empfang lud wie der Fanclub zur Weihnachtsfeier - verziehen.

"Schumi" ist und bleibt einer von ihnen. Und wenn der 40-Jährige aus der Steinheide im Stadtteil Manheim am 23. August in Valencia wirklich wieder ins Formel-1-Auto steigt, wird die Jahnhalle mit 1.000 Zuschauern aus allen Nähten platzen. Dort, wo die Kerpener fast jedes Rennen des berühmtesten Sohns der Stadt verfolgt haben, wo sie seine sieben Titel ausgelassen feierten, wollen sie auch beim Comeback mitfiebern.


Fotos: Die Michael-Schumacher-Story


"Wir können das aus dem Stand stemmen, alle Einrichtungen sind vorhanden", sagt Bürgermeisterin Sieburg - als hätte man sich stets für ein mögliches Comeback bereitgehalten. Einziges Problem: Die Halle ist am Tag zuvor, einem Samstag, vermietet. "Wir müssen mal schauen, wie schnell wir da reinkönnen", sagt Sieburg. Von Schumachers Ankündigung sei sie überrascht worden, nun wünscht sie ihm vor allem eines: "Er soll vorsichtig sein."

Denn auch ohne Steuereinnahmen ist Michael Schumacher für die 64.000-Einwohner-Stadt ein wahrer Goldesel. Seit Donnerstag ist die Stadt wieder voll mit Journalisten und Kamerateams. Sie befragen die Bürger auf der Straße und vor allem in Schumachers Kart- und Eventcenter. Die Bürgermeisterin hat einen "Ruck" in der Stadt verspürt - genau passend, vier Wochen vor der Kommunalwahl. Diese, am 30. August, ist plötzlich nur noch das zweitwichtigste Event des Monats in der Stadt im Rhein-Erft-Kreis.

¿pbvin|512|1819||1|1pb¿Vor allem die Mitglieder des Fanclubs sind aufgewühlt. Als ihm seine Frau per Telefon die freudige Nachricht überbrachte, "hatte ich mir gerade beim Friseur eine neue Dauerwelle machen lassen und saß frisch gefönt im Auto", sagt Ferling. Auf dem Heimweg stoppte er an einer Kneipe mit öffentlichem TV-Gerät. "Da habe ich mir das alles bestätigen lassen", erklärt er. Erst dann konnte er beruhigt weiterfahren.

Und die eingefleischten "Schumi"-Fans geben sich auch mit einer Großleinwand auf Dauer nicht zufrieden. Eifrig sucht Ferling schon nach Hotelzimmern für die nächsten Rennen. Vor allem Monza am 13. September ist Pflicht: "Dorthin sind wir damals zu 'Schumis' Abschiedsrennen gefahren", sagt Ferling. "Auf sein Comeback sollten wir an diesem geschichtsträchtigen Ort anstoßen."

Ob er wieder Rennen gewinnt, ist den Kerpenern egal. Sie sind froh, dass ihr "Schumi" zurück ist. Oder, wie es Wirtin Helga Bellingrodt (62) in der 'Bild'-Zeitung ausdrückt: "'Schumi' macht alles richtig. Wenn man als Rentner gefragt wird, ob man noch mal arbeiten will, dann macht man das gerne."