• 29.03.2002 10:23

Schumacher: "Wir mussten uns etwas einfallen lassen"

Michael Schumacher gibt zu, dass die starken BMW-Williams der Grund für den verfrühten Einsatz des neuen F2002 sind

(Motorsport-Total.com/dpa) - Michael Schumacher setzt seine ganze Hoffnung auf den neuen Ferrari. Seine beiden schärfsten Rivalen Juan Pablo Montoya und Bruder Ralf sind dennoch überzeugt, den viermaligen Formel-1-Weltmeister auch beim Großen Brasilien bezwingen zu können. "Ich schaue auf die Stoppuhr: Der F2002 ist einfach schneller", begründete der WM-Spitzenreiter, warum er die Rennpremiere der "Roten Göttin" beim dritten Saisonlauf in Sao Paulo angesichts der weiß-blauen Dominanz zuletzt in Malaysia so heiß herbei gesehnt hat.

Titel-Bild zur News: Todt und Schumacher

Jean Todt und Michael Schumacher mussten sich etwas einfallen lassen

Den BMW-Williams-Kontrahenten bereitet das Debüt des neuen Ferrari keinerlei Kopfzerbrechen. "Ich bin für hier und Imola sehr zuversichtlich, Ferrari wieder schlagen zu können", sagte Ralf Schumacher. "Wir waren in diesen beiden Rennen auch im Vorjahr stärker." Er sehe in Brasilien und zwei Wochen später beim Großen Preis von San Marino, bei dem er am 15. April 2001 den ersten von bislang vier Grand-Prix-Triumphen gefeiert hatte, die Weiß-Blauen "definitiv als Favorit".

Montoya meinte eben so selbstbewusst: "Ich habe keine Angst vor dem F2002. Wir machen Michael trotzdem das Leben schwer." Gestützt auf die eigene Stärke stichelte der Südamerikaner: "Es ist schon etwas merkwürdig, dass Ferrari nur ein neues Auto hier her gebracht hat. Wahrscheinlich sind sie wegen unserer guten Vorstellung in Sao Paulo 2001 und zuletzt in Malaysia von ihrem Plan, den F2002 erst in Imola zu bringen, abgerückt."

Der Kolumbianer genießt es, sich innerhalb nur eines Jahres zum schärfsten Kontrahenten des Superstars aus Kerpen hoch gekämpft zu haben. "Es ist toll, gegen einen Typen wie Michael zu fahren", sagte Montoya. Bezogen auf seine Titelchance reagierte er zurückhaltend: "Man sollte nicht A vor B sagen."

Für Michael Schumacher ist nicht automatisch Montoya der größte WM-Widersacher. "Es gibt fünf Fahrer, mit denen ich mich herum ärgern muss. In den bisherigen zwei Rennen war es Montoya. Das wird nicht so bleiben." Insgesamt bezeichnete er sein Verhältnis zu dem 26-Jährigen als entkrampft. "Vor der Saison ist das hoch gekocht worden, ein Schumacher-Montoya-Blabla."

Ganz so locker sieht der 54-malige Grand-Prix-Sieger die Herausforderung aber nicht. Er und die Ferrari-Verantwortlichen räumten ein, dass der souveräne Doppelerfolg des BMW-Williams-Duos in Sepang die Entscheidung, wenigstens einen F2002 bereits in Brasilien einzusetzen, beschleunigt hat. Der Druck, auf der die Weiß-Blauen favorisierenden buckeligen Berg-und-Tal-Piste im Autodromo Jose Carlos Pace erneut ins Hintertreffen zu geraten, war zu groß. "Wenn wir in Malaysia genau so stark wie in Australien gewesen wären, dann wären wir hier mit dem alten Auto gefahren", räumte der Rheinländer ein. "BMW-Williams war sehr stark. Wir mussten uns was einfallen lassen. Alle wollten das neue Auto."

Schließlich liegt "Schumi I" mit 14 Punkten in der WM-Wertung nur noch 2 Zähler vor Montoya (12) und 4 vor seinem Bruder (10). Mit dem angeblich bis zu acht Zehntelsekunden pro Runde schnelleren F2002 hofft er darauf, den Angriff der beiden stark aufkommenden Rivalen abwehren zu können. Ferrari nimmt sogar in Kauf, in Sao Paulo die doppelte Abstimmungsarbeit für die zwei verschiedenen Boliden leisten zu müssen. Zwei Grand-Prix-fähige F2002 konnten die Italiener in so kurzer Zeit nicht fertig stellen. "Ich will den genauen Grund dafür nicht bekannt geben", mauerte Michael Schumacher. "Wir haben bestimmte Dinge nicht so zahlreich."

Der "rote Schumacher" fürchtet aber keinen Flop. "Ich wüsste keine Achillesferse", schloss er Schwachstellen aus, nachdem er und Rubens Barrichello bei den Testfahrten in Barcelona zusammen zwei Renndistanzen mit dem Neuen absolviert hatten. "Die Aerodynamik ist besser, das Getriebe ist besser, er hat mehr Leistung", zählte er Pluspunkte auf. Der Tank sei dagegen gleich groß wie beim Vorgängermodell, und auch die Elektronik sei ziemlich gleich.

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