Schumacher und sein Verhältnis zu den Medien
Weil Michael Schumacher seine Emotionen in der Regel nicht öffentlich zur Schau stellt, steht er mit den Medien auf Kriegsfuß
(Motorsport-Total.com) - Große Champions polarisieren. Michael Schumacher polarisiert ? entweder man liebt oder man hasst ihn, aber dazwischen gibt es kaum Spielraum. Ähnlich verhält es sich mit den Medien, die den Kerpener einmal in die Höhe jubeln, dann aber wieder fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Aus genau diesem Grund hat er sich angeeignet, seine Gefühle nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen.

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Kommt nicht mit allen Medien gut aus: Weltmeister Michael Schumacher
Die aktuelle Saison hat für den 34-Jährigen schwierig begonnen. Als dann am Imola-Wochenende auch noch seine Mutter starb und er trotzdem an den Start ging, wurde er ? schlagzeilenträchtig ? kurzerhand zum gefühlskalten "Roboter" abgestempelt. Dabei, so erklärte er nun in einem Interview mit dem 'Guardian', möchte er nur seine Privatsphäre wahren, weil er in all den Jahren schon viele negative Erfahrungen mit den Medien gemacht hat.
"Ich bin eine stabile Person", gab Schumacher zu Protokoll, "und keine, die in einer Situation die Kontrolle verliert oder zu aufgeregt wird. Das bin nicht ich. Es macht mir etwas aus, Emotionen zu zeigen, weil ich dadurch schon viel Unangenehmes mit den Medien erlebt habe. Wenn jemand Emotionen zeigt, wird das von den Medien zu ihrem eigenen Nutzen ausgeschlachtet, aber das betroffene Individuum bleibt auf der Strecke."
Der fünffache Weltmeister verwies in diesem Zusammenhang nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf Monza 1999, als sein damaliger Erzrivale Mika Häkkinen bei einem Zusammenbruch im Wald in Tränen ausbrach und prompt als "Weichei" auf den Titelseiten stand: "Für so etwas", ärgerte sich der Deutsche, "habe ich kein Verständnis. Ich finde nicht, dass man nicht weinen darf, aber ich zeige das nicht jedem, weil das nur ausgenutzt wird."
"In Imola war es so", wechselte er dann wieder zum Tod seiner Mutter, "dass alle wie Hyänen darauf gewartet haben, dass etwas passiert. Anstatt Respekt für so eine Situation zu haben, kommen alle mit der Ausrede, es sei nur Teil ihrer Arbeit. Genau darum will ich mich da raushalten." Beim anschließenden Begräbnis seiner Mutter ließ er den Friedhof in Kerpen für die Öffentlichkeit absperren, um einen Medienwirbel zu vermeiden.
Der Teil an seiner Arbeit, der ihm nach wie vor großen Spaß macht, ist aber das Rennfahren an sich: "Geschwindigkeit, Fahren, das gefällt mir. Wenn das Adrenalin zu pumpen beginnt, macht einem das schon irgendwie Angst. In einem Formel-1-Auto sollte das nicht passieren, bevor du nicht ein Problem hast. Ansonsten ist alles unter Kontrolle und man ist ruhig, macht seinen Job und hat Freude an dem, was man macht", ergänzte Schumacher abschließend.

