Schumacher steht zu Fehleinschätzungen

Michael Schumacher akzeptiert die Kritik der Medien nach Malaysia und bestätigt, dass er Ende 2006 das Angebot hatte, Ferrari-Teamchef zu werden

(Motorsport-Total.com) - Selten zuvor hat es auf einen unserer Artikel so viele empörte Leserreaktionen gegeben wie auf "Schumacher nach Fehlentscheidungen in der Kritik" am 5. April. Es kommt bei den deutschen Formel-1-Fans eben nach wie vor nicht gut an, den siebenfachen Rekordweltmeister Michael Schumacher nicht ausschließlich positiv darzustellen. Das grenzt an Majestätsbeleidigung.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hat kein Problem damit, zu seinen Fehlern zu stehen

Doch im Gegensatz zu seinen Fans hat der Ferrari-Berater kein Problem damit, die Kritik aus den verschiedensten Ecken des Blätterwaldes zu akzeptieren. Schließlich war er laut Aussage von Teamchef Stefano Domenicali selbst an der äußerst fragwürdigen Entscheidung beteiligt, Kimi Räikkönen in Malaysia auf trockener Strecke mit Regenreifen rauszuschicken, was dem Finnen letztendlich jede Chance im Rennen kostete.#w1#

Schumacher räumt Fehler ein

Allzu getroffen ist Schumacher daher trotz der vielen Negativschlagzeilen nicht: "Fakt ist, wir haben Entscheidungen getroffen, die falsch waren. Das war auch von mir eine Fehleinschätzung, das ist gar keine Frage", gibt er im Interview mit der 'dpa' zu. "Es ist eine Sache, im Auto zu sitzen und Dinge beobachten zu können oder es von der Boxengasse aus zu tun. Da entsteht ein ganz anderes Bild. Ich habe kein Problem damit, zu Kritik zu stehen."

Insofern war es aus seiner Sicht vielleicht auch klüger, das Ferrari-Angebot auszuschlagen, Nachfolger von Teamchef Jean Todt zu werden. Dazu hätte der 40-Jährige am Ende seiner Fahrerkarriere im Jahr 2006 Gelegenheit gehabt: "Ich hätte die Position von Jean Todt einnehmen können, aber das ist ganz klar nicht mein Ding und der Zeitpunkt wäre der falsche gewesen. Und vor allem bin ich der Meinung, dass Stefano diesen Job viel besser ausüben kann."

¿pbvin|512|1476||1pb¿So konzentriert sich Schumacher darauf, Ferrari mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn er benötigt wird, dann und wann ein bisschen zu testen, in Berührung mit der Szene zu bleiben, aber trotzdem jede Menge Zeit für die Familie zu haben. So kann er auch regelmäßig an semiprofessionellen Motorradrennen teilnehmen, die ihm weiterhin viel Spaß bereiten. Ob er auch über 2009 hinaus Ferrari-Berater bleiben wird, steht indes in den Sternen.

Vorerst findet man seinen Namen noch auf der Gehaltsliste in Maranello - und nach dem schlechtesten Saisonstart seit 1981 empfiehlt Schumacher seinem Arbeitgeber, die Saison 2009 abzuschreiben und frühzeitig die Saison 2010 ins Visier zu nehmen: "Das ist sicherlich eine Frage, die man sich zum richtigen Zeitpunkt stellen muss", so der Deutsche. "Es wird eine meiner Aufgaben sein, da beratend zur Seite zu stehen."

Andere Voraussetzungen als früher

"Das ist in diesem Jahr noch wichtiger als in früheren Jahren, weil mit den neuen Regeln auch die Zeiten für die Nutzung des Windkanals und der Computersimulationen stark eingeschränkt wurden. Das vermindert natürlich die Möglichkeiten. Früher hätte man Doppel- und Dreifachschichten eingelegt - das haben wir ja auch mehrmals getan -, aber das geht in diesem Jahr nicht mehr. Man muss irgendwann darüber nachdenken, wie man verfahren will, wo man hin will", sagt er.

"Du kannst nicht nach drei von 17 Rennen schon aufgeben!" Marc Surer

'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer widerspricht Schumacher jedoch: "Dafür ist es viel zu früh! Wir wissen nicht, was die Saison noch bringt, da kannst du nicht nach drei von 17 Rennen schon aufgeben", findet der Ex-Formel-1-Pilot. "Mit diesem Gedankengang könnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Ferrari muss jetzt beweisen, dass sie es in kurzer Zeit schaffen, wieder den Anschluss zu finden. Das werden sie auch, denn sie haben Ressourcen, die groß genug sind."

Surer hält es eher mit Teamchef Domenicali, der diese Entscheidung beim Europaauftakt in Barcelona treffen will, sagt aber selbst dazu: "Ich würde auch dann sagen, es ist noch nicht gelaufen. Massa hat letztes Jahr in den ersten beiden Rennen auch keine Punkte gemacht und fuhr dann um die Weltmeisterschaft. Wie viele Ausfälle wird Brawn haben? Da kann plötzlich wieder alles offen sein. Wenn du da was verschenkst, dann hast du wirklich alles falsch gemacht..."