• 19.04.2009 18:50

  • von Dieter Rencken

Domenicali: "Wir müssen gelassen bleiben"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hat den Ernst der Lage erkannt, hofft aber, dass in Europa die große Wende gelingen wird

(Motorsport-Total.com) - Drei Nullnummern hintereinander am Saisonbeginn, das hat es bei Ferrari zum letzten Mal vor 28 Jahren gegeben. Präsident Luca di Montezemolo wird seine Truppe also voraussichtlich weiterhin nicht nur im Sport-, sondern auch im Comedy-TV sehen, aber zumindest ist das Team einmal die rote Laterne in der Konstrukteurs-WM los.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali und Felipe Massa

Domenicali an Massa: "Kopf hoch, Felipe - das wird schon wieder!"

Heute in Schanghai schied Felipe Massa an dritter Stelle liegend mit einem Elektronikproblem aus, während Kimi Räikkönen nach einer eher farblosen Vorstellung Zehnter wurde - hinter Rookie Sébastien Buemi im Kunden-Ferrari des Toro-Rosso-Teams. Nach dem Rennen stellte sich Teamchef Stefano Domenicali wieder wie üblich den Fragen der Medienvertreter. 'Motorsport-Total.com' war in der Ferrari-Hospitality mit von der Partie.#w1#

Starker Auftakt von Massa

Frage: "Stefano, im Vorjahr hatte Ferrari im Regen Probleme damit, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Sehen wir nun eine ähnliche Charakteristik?"
Stefano Domenicali: "Es ist schade, denn wenn man sich den ersten Teil des Rennens anschaut, dann hat Felipe einen fantastischen Job gemacht. Er war viel schneller als Sebastian Vettel, obwohl Vettel weit weniger Benzin an Bord hatte. Unter diesen Bedingungen lief es ehrlich gesagt perfekt. Dann hatten wir unglücklicherweise dieses Elektronikproblem, durch das er ausrollte. Sehr schade. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit unserer Strategie und mit unseren fantastischen Rundenzeiten auf das Podium gefahren wären. Kein Zweifel."

¿pbvin|512|1466||1pb¿Frage: "Wie frustrierend ist ein Saisonstart wie dieser?"
Domenicali: "Natürlich ist das schwierig. Es ist nicht leicht, aber was soll ich sonst auch sagen? Wir kommen aus dieser Situation nur heraus, indem wir hart arbeiten und gelassen bleiben. Wir wissen, dass wir viel zu tun haben, aber wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen, denn das würde alles nur noch schlimmer machen. Wir wissen, dass wir uns darauf verlassen können, dass alle an einem Strang ziehen - Felipe und Kimi eingeschlossen."

"Wir müssen reagieren und arbeiten, denn nur das bringt uns weiter. In den ersten drei Rennen sind so viele Dinge aufgetaucht, die die Situation radikal verändert haben, also müssen wir weiterhin pushen, um in Spanien ein neues Paket fertig zu haben. Dann werden wir sehen, wo wir wirklich stehen. Es ist aber noch zu früh, um nach drei Rennen schon endgültige Rückschlüsse zu ziehen."

Frage: "Müsst ihr nach diesem Saisonstart eure Ziele revidieren?"
Domenicali: "Da müssen wir abwarten. Wir müssen gelassen bleiben. Es ist nicht einfach, ich weiß, aber wir müssen gelassen bleiben, denn es gibt zu viele Dinge, die sehr schnell kippen können. Das erste Ziel muss einmal sein, von den null Punkten wegzukommen."

Schumacher empfiehlt: 2009 abhaken!

Frage: "Michael Schumacher sagt, dass sich Ferrari überlegen muss, 2009 abzuschreiben und alles auf 2010 zu konzentrieren. Wann siehst du dafür den richtigen Zeitpunkt gekommen?"
Domenicali: "Ich denke, nach Spanien wissen wir mehr. Dann haben wir eine Idee davon, wie es aussieht. Also werden wir uns das zum Europaauftakt überlegen."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von China, Sonntag


Frage: "Glaubst du, dass der Doppeldiffusor alleine eure Saison retten kann?"
Domenicali: "Nein. Die Situation ist viel komplizierter. Diese Vorrichtung bringt einen Vorteil, aber zu glauben, sie wäre das einzige Kriterium, wäre falsch. Wir sehen, dass Red Bull ein großartiges Auto gebaut hat. Sie hatten mehr Zeit, haben früher als wir mit dem 2009er-Projekt begonnen. Das ist die Realität und das muss uns klar sein. Andererseits müssen wir analysieren, warum unser Auto im ersten Abschnitt des Rennens alles andere als schlecht war. Wir müssen da einiges verstehen."

Frage: "Ihr habt im Winter in Bahrain getestet. Kann das in einer Woche ein Vorteil für euch sein?"
Domenicali: "Schwer zu sagen. Natürlich ist das wichtig, weil wir zumindest eine Ahnung vom Setup haben. Wir können aber in dieser einen Woche keine neuen Teile erwarten. Wir müssen das KERS-Problem lösen, aber das werden wir dort sehen. Ich rechne in Bahrain nicht mit Regen. Bestimmte Autos sollten dort wieder sehr stark sein. Warten wir ab."

Frage: "Eure Fahrer haben den Wunsch geäußert, wieder mit KERS zu fahren. Wird das der Fall sein?"
Domenicali: "Das ist zumindest das, was wir möchten."

Frage: "Bekommt ihr das Problem auf die Reihe?"
Domenicali: "Das müssen wir. Es ist auf jeden Fall das Ziel."