Schumacher: Sollte Ferrari die Saison vorzeitig abhaken?
Michael Schumacher über die Vorstellung von Sebastian Vettel, die Aussichten des Deutschen für die weitere Saison und die Probleme bei Ferrari
(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher verfolgte das 300. Formel-1-Rennen von 'RTL' aus seiner Wahlheimat in der Schweiz, ließ sich aber nach dem Rennen in das Studio schalten. Natürlich zeigte sich der heutige Ferrari-Berater begeistert über die Vorstellung von Sebastian Vettel: "Das war grandios. Da kann man nur mit Spaß zuschauen und das genießen."

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Michael Schumacher wundert sich, wie die Konkurrenz so viel schneller wurde
Der 40-Jährige geht davon aus, dass seinem Landsmann im Verlauf der Saison noch weitere Siege feiern kann: "Es gibt keinen Grund, warum dies nicht der Fall sein sollte. Sie waren in Australien schnell, in China haben sie erneut gezeigt, dass sie schnell sind, sowohl im Trockenen als auch im Regen. Insofern sollten sie mit diesem Auto eine Konstante haben, mit dem sie die Saison über in der Lage sein sollten, um Siege zu fahren."#w1#
Der Rekordsieger kann sich sogar vorstellen, dass das Auto im Verhältnis zu einigen Konkurrenten noch stärker wird: "Wenn demnächst auch noch das neue Aerodynamik-Paket mit dem Doppeldecker-Diffusor kommt, dann sollte er sich zudem noch sehr stark verbessern. Das heißt, das Potenzial in diesem Team ist für dieses Jahr noch sehr groß."
Sein zweiter Sieg sei für Vettels persönliche Reife zwar wichtig, aber "daran gibt es keinen Zweifel, das hat er ja schon im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Für das Team sind diese Resultate aber extrem wichtig. Von diesem Team hätte man nicht unbedingt erwartet, dass sie in der Lage sind, dieses Jahr um die Weltmeisterschaft zu fahren."
"Mit einem solchen Motivator, der gegenüber dem Team so viel Energie freisetzt, setzt dies auch innerhalb des Teams Energie und damit auch Möglichkeiten frei, über die sie vielleicht sogar im Team selbst überrascht sind. Damit können sie dieses Jahr berechtigt um die Weltmeisterschaft mitkämpfen."
Dass Ferrari der Konkurrenz auch in China hinterher fuhr, verwunderte Schumacher nicht mehr: "Das hatte sich schon im ersten Rennen angekündigt. Für uns war das verwunderlich, denn bei den Testfahrten im Winter haben wir eigentlich immer eine solide Leistung gezeigt, wir waren immer mit bei den Schnellsten dabei."
"Wir sind dann davon ausgegangen, dass dies dann auch zum Saisonstart der Fall sein sollte. Aber aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen sind die anderen eine ganze Ecke schneller geworden. Wir sind nicht wirklich langsamer geworden, aber die anderen Teams haben wesentlich mehr zugelegt, als man dies vorhersehen konnte."
Ferrari musste in Schanghai auf den Einsatz von KERS verzichten, machte deswegen einen Schritt zurück: "Es gab Probleme mit den Systemen. Wir wollten das Rennen zu Ende fahren, das hätten wir mit dem KER-System, das wir dabei hatten, nicht geschafft, das war von vorneherein klar. Das hat nichts damit zu tun, dass wir der Meinung sind, dass es ohne KERS schneller geht, speziell in China wäre KERS für uns extrem wichtig gewesen. Das hat uns speziell in der Qualifikation schon extrem eingebremst."
Nach der endgültigen Freigabe des Doppeldecker-Diffusors wird auch Ferrari an einer solchen Lösung basteln: "Das wird eine Weile dauern, je nachdem ist es mehr oder weniger kompliziert, sich daran anzupassen. Teilweise sind zudem die Abstände so groß, dass der Diffusor alleine auch nicht den Unterschied ausmachen wird."
Gerade Ferrari muss sich die Frage stellen, ob man rechtzeitig das Auto so schnell hinbekommt, dass man noch um den WM-Titel mitfahren kann: "Da bedarf es schon noch einige andere Änderungen, das wird eine Zeit lang dauern. Da muss man sich dann schon fragen, inwiefern es Sinn macht, die Saison abzuhaken und sich schon auf das nächste Jahr zu konzentrieren."

