Schumacher: Nicht der letzte Medientermin

Noch kein bisschen Wehmut, aber Michael Schumacher verabschiedet sich von den Medien: "Ich werde euch sicher vermissen, zumindest einige"

(Motorsport-Total.com) - Sollte Michael Schumacher beim Grand Prix von Brasilien nicht noch überraschend auf das Podium fahren und somit zur FIA-Pressekonferenz eingeladen werden, dann war seine heutige Interviewrunde nach dem Qualifying in Sao Paulo sein letzter offizieller Medientermin als aktiver Formel-1-Fahrer, die kurzen TV-Interviews nach dem Rennen einmal ausgenommen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher steht vor dem letzten Grand Prix seiner Karriere Zoom

Das spürte man dann auch, als fast alle Journalisten in der Mercedes-Hospitality den siebenmaligen Weltmeister mit ihren Fragen löcherten, Nico Rosberg aber weitgehend in Ruhe ließen. Als Rosberg dann endlich von einem unserer Kollegen aus dem Tiefschlaf geholt wurde, grinste er nur: "Danke für die Frage, ich weiß das zu schätzen. Sehr freundlich." Danach stand aber wieder Schumacher im Mittelpunkt.

Dessen Verhältnis zu den Medien war in 19 Jahren als Formel-1-Fahrer nicht immer reibungsfrei, trotzdem sagt Schumacher vor seinem Abschied: "Ich werde euch sicher vermissen, zumindest einige. Die Medien gehören dazu, sind nicht das Ermüdendste an meinem Job. Sicher nicht." Und er stellt klar: "Ich arbeite ja weiterhin mit meinen Partnern zusammen und werde daher auch weiterhin Medientermine machen."


Michael Schumacher bei Reinhold Beckmann

Zwar gibt er zu, schon "die Tage bis zu meinem Leben nach der Formel 1" zu zählen ("Ich freue mich darauf"), aber besonders emotional trat Schumacher in Sao Paulo bisher nicht auf. Auch heute im Hotel erwartet er eine ruhige Nacht vor dem 306. und letzten Grand Prix seiner Karriere. Ehefrau Corinna ist übrigens nicht mitgekommen, um ihm die Daumen zu drücken - weil in der brasilianischen Metropole die Kriminalitätsrate zu hoch ist.

Schumacher behauptet, "bisher noch gar nicht" wehmütig zu sein: "Wenn ich im Auto sitze, konzentriere ich mich hundertprozentig aufs Fahren. Vielleicht kommt es in gewissen Momenten - wenn ich auf die Startaufstellung fahre oder bei der Zielflagge -, dass ich emotional werde, wer weiß? Bis jetzt aber nicht." Der erste Rücktritt an gleicher Stelle vor sechs Jahren sei ihm emotional viel schwerer gefallen.


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Brasilien, Samstag


Dass aber Fans aus ganz Südamerika und auch Europa gekommen sind, um sagen zu können, Schumachers letztes Rennen live miterlebt zu haben, ehrt den siebenmaligen Weltmeister sehr wohl: "Das berührt mich und ist eine nette Geste von all diesen Menschen, die Motorsport lieben und mögen, was ich all die Jahre gemacht habe. Es ist sicherlich ein schönes Gefühl", bedankt er sich bei seinen vielen Fans.

Dann heißt es erst einmal Urlaub machen - vielleicht auf der neuen Ranch in Texas, die Schumacher vor allem für Ehefrau Corinna gekauft hat. Angst davor, am 17. März 2013 beim Grand Prix von Australien nur TV-Zuschauer auf der Couch in der Schweiz zu sein, hat er übrigens nicht: "Ich kenne das ja schon, vor dem Fernseher zu sitzen und mir interessiert ein Rennen anzuschauen", verweist er auf die Jahre 2007 bis 2009.