Schumacher muss den WM-Titel zu den Akten legen

Mit 34 Punkten Rückstand ist der WM-Zug für Michael Schumacher wohl abgefahren - Ferrari-Star glaubt aber noch an Siege in diesem Jahr

(Motorsport-Total.com) - Mit 34 Punkten Rückstand bei nur noch acht zu fahrenden Rennen in der laufenden Weltmeisterschaft ist der WM-Zug gestern in Silverstone wohl endgültig ohne Michael Schumacher abgefahren. Der Deutsche, der es diesbezüglich immerhin schon siebenmal zur Endstation Titel geschafft hat, müsste von nun an jedes Rennen gewinnen, gleichzeitig würden Fernando Alonso aber schon lauter dritte und vierte Plätze reichen. Zieht man auch noch die zehn geschenkten Zähler von Indianapolis ab, würde es für Schumacher sogar noch düsterer aussehen.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher weiß, dass seine Titelchancen nur noch gering sind

Gestern in Silverstone blieb ihm lediglich der sechste Platz. Dass der Speed diesmal zu keiner Phase des Rennens vorhanden war, beweist der Blick auf die schnellsten Rennrunden: Mit 1,173 Sekunden Rückstand nahm der 36-Jährige nur den fünften Platz in dieser Rangliste ein. Abgesehen davon, dass man den Titel bei Ferrari nun wohl endgültig zu den Akten legen muss, hat der Traditionsrennstall also auch das Problem, dass man sich seit den Nordamerikarennen noch weiter zurückentwickelt hat.#w1#

"Wir sind momentan nicht aus eigener Kraft siegfähig"

"Das war schon ernüchternd gestern, aber so ist die Situation derzeit nun mal", seufzte Schumacher heute Morgen bei einem PR-Termin in Fiorano. "Wir sind momentan nicht aus eigener Kraft siegfähig, unsere Rundenzeiten werden über die Dauer des Rennens hinweg immer langsamer. Dadurch sind wir auch im Rennen zuletzt nicht mehr wirklich konkurrenzfähig gewesen. Daran müssen wir arbeiten, daran werden wir arbeiten - und dann hoffen wir, dass wir die Situation nochmals drehen können, denn noch ist nichts verloren."

Die Kampfansagen des 84-fachen Grand-Prix-Siegers haben in den vergangenen Wochen erheblich an Glaubwürdigkeit eingebüßt, zumal Ferrari trotz diverser Verbesserungen des F2005-Pakets auch in Magny-Cours und Silverstone nur am Freitag wirklich konkurrenzfähig war. Die Ingenieure stehen vor einem Rätsel, die Fahrer werden für ihren Einsatz nicht mehr belohnt. Selbst taktische Spielchen bleiben ohne Auswirkung: Schumacher wurde gestern mit zwei Stopps Sechster, Barrichello mit drei nur gut eine Sekunde hinter ihm Siebenter.

"Frage nach dem WM-Titel ist jetzt nicht der nächste Schritt"

Daher musste Schumacher erstmals zugeben: "Die Frage nach dem WM-Titel ist jetzt nicht der nächste Schritt", wie er auf seiner Internetsite mitteilte. "Jetzt geht es erst einmal darum, unsere Performance für die Rennen wieder zu verbessern. In den letzten Rennen, das habe ich ja gestern schon gesagt, haben wir uns in die falsche Richtung entwickelt. Diesen Trend müssen wir wieder umkehren. Aber die anderen Teams arbeiten natürlich auch weiter, und sie arbeiten auf einem sehr hohen Level. Deshalb ist unsere Situation momentan schwierig."

Aber: "Wir haben in den letzten Jahren schon schwierigere Momente durchgestanden, und wir werden auch diese Periode durchstehen. Wir sind alle keine Anfänger, und wir akzeptieren auch, dass unsere Konkurrenten derzeit einen besseren Job machen", so Schumacher. Und wie geht es nun weiter? "Der Deutschland-Grand-Prix verleiht zusätzliche Motivation, denn dort will man natürlich gut aussehen. Ich würde zwar gerne wirklichen Optimismus verbreiten können, und das ist momentan natürlich schwer. Aber wie heißt noch mal der schöne Spruch? Die Hoffnung stirbt zuletzt", grinste der WM-Dritte.