Das Interview zum Rennen mit Michael Schumacher

Ein frustrierter Michael Schumacher sieht nach Platz sechs in Silverstone keine WM-Chancen mehr und hadert zunehmend mit dem Schicksal

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, wie ist dieser sechste Platz einzuschätzen?"
Michael Schumacher: "Der ist sicherlich nicht viel wert, vor allem dann, wenn man sich die Zeiten im Rennen anschaut. Das sieht nicht gut aus für uns."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher stellte sich nach dem Rennen enttäuscht den Journalisten

Frage: "Was wäre gewesen, wenn Jarno Trulli am Anfang nicht im Weg gewesen wäre? Hätte das helfen können?"
Schumacher: "Das hätte mir wahrscheinlich gegenüber Button geholfen, mit dem ich dann doch hätte kämpfen können. Unsere Zeiten waren recht ähnlich. Da hätte ich sicherlich durch die Strategie, die wir hatten, ein bisschen Eindruck machen können, wenn ich länger draußen gewesen wäre. Hätte, wenn und aber..."#w1#

Trulli hat Schumacher zu Beginn wieder aufgehalten

Frage: "Wie sehr hat dich Jarno Trulli wirklich aufgehalten?"
Schumacher: "Das konnte man sehen. Nachdem ich ohne ihn vor mir fuhr, konnte ich praktisch eine Sekunde schneller fahren. Alle anderen vor ihm sind auf und davon gefahren. Das war ziemlich offensichtlich."

Frage: "Freust du sich hinsichtlich der Weltmeisterschaft, dass heute Juan-Pablo Montoya gewonnen hat und nicht Fernando Alonso?"
Schumacher: "Ich möchte da keine Missgunst oder sonst etwas unterstellen, denn ich finde, dass jeder, der gewinnt, das auch verdient hat."

Frage: "Wie sehr gönnst du Juan-Pablo Montoya diesen Sieg?"
Schumacher: "Er hat sicher schon einige Probleme gehabt in diesem Jahr, insofern ist das schön für ihn. Wie gesagt: Wer ein Rennen gewinnt, hat es auch verdient."

Frage: "Bei McLaren-Mercedes ist man sich sicher, dass man auch in den nächsten Rennen das stärkste Paket haben wird. Siehst du das ähnlich?"
Schumacher: "Das beweisen sie eigentlich schon seit ein paar Rennen. Wenn überhaupt, dann stellen sie sich meistens selber ein paar Beinchen."

WM-Titel rückt für Schumacher "in weite, weite Ferne"...

Frage: "Wirst du noch um die Weltmeisterschaft fahren?"
Schumacher: "Das wünsche ich mir, aber das rückt sicher in weite, weite Ferne momentan."

Frage: "Das nächste Rennen findet in Hockenheim statt. Inwiefern könnt ihr bis dahin noch Fortschritte machen?"
Schumacher: "Wir werden uns sicherlich verbessern. Wir haben ein neues Aerodynamikpaket, das nach Hockenheim kommt. Auf der anderen Seite muss man ganz klar sagen, dass wir eher rückwärts als vorwärts gegangen sind, wenn man sich Indianapolis, Magny-Cours und jetzt Silverstone anschaut. Ich freue mich auf Hockenheim, würde aber schon gerne ein bisschen mehr Optimismus verbreiten. Aber das müssen wir im Moment sein lassen."

Frage: "Hört man da ein bisschen Resignation aus dir sprechen?"
Schumacher: "Nein. Das heißt ganz einfach, dass die anderen Teams im Verhältnis besser entwickelt haben als wir."

Frage: "Du wirkst aber schon ziemlich enttäuscht. Woran liegt es, dass du im Moment nicht ganz vorne mitfahren kannst?"
Schumacher: "Ach, wenn das so einfach wäre, dann würde ich aus dem Auto steigen und den Ingenieuren sagen, was sie anders machen müssen. Das ist aber nicht so, insofern kann ich da auch nicht weiterhelfen. Ich bin eher gefasst. Ich glaube wie gesagt, dass Platz fünf unter normalen Bedingungen drin gewesen wäre. Jetzt ist es Platz sechs geworden - aber man muss sicherlich den Abstand zur Spitze sehen."

"Haben schon viel schlimmere Phasen durchleben müssen"

Frage: "Du bist siebenfacher Weltmeister, warst in den vergangenen Jahren kaum zu schlagen. Wie bitter ist das, wenn man jetzt so etwas erlebt?"
Schumacher: "Das ist eine Phase, die man durchlebt. Wir haben schon viel schlimmere Phasen durchleben müssen. Natürlich ist das nicht so schön wie die letzten Jahre, aber damit kann ich ganz gut leben."

Frage: "Ab wann wird wieder getestet?"
Schumacher: "Wir sind eigentlich permanent am Testen, aber die Jungs können auch nicht unbegrenzt arbeiten. Wir arbeiten da schon gewissermaßen an unseren Grenzen und müssen uns halt eingestehen, dass wir im Moment im Verhältnis zur Konkurrenz ganz einfach nicht gut genug sind."

Frage: "Aber emotionell gibt es schon Vorfreude auf das Drum und Dran in Hockenheim, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja, ich freue mich schon, nach Hockenheim zu kommen. Ich würde aber natürlich gerne mit etwas besseren Versprechungen nach Hockenheim reisen wollen."