• 18.04.2010 15:13

Schumacher kommt nicht aus der Schusslinie

Michael Schumacher ist nach Schanghai selbstkritisch, bekommt aber auch von den Experten Niki Lauda und Christian Danner schlechte Noten ausgestellt

(Motorsport-Total.com/SID) - In seiner Glanzzeit fuhr Michael Schumacher im Regen einst Kreise um die Konkurrenz, nach dem Chaosrennen in Schanghai stand der Rekordweltmeister aber da wie ein begossener Pudel. "Ich habe keinen guten Job gemacht", gibt der Rückkehrer nach Platz zehn beim Grand Prix von China, wo er am 1. Oktober 2006 den bislang letzten seiner 91 Siege gefeiert hatte, ehrlich zu.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher gegen Lewis Hamilton

Symbolbild: Lewis Hamilton zieht an Michael Schumacher vorbei

Immer wieder wurde der Mercedes-Pilot im Feld durchgereicht. Nach packenden, aber letztendlich vergeblichen Kämpfen mit Jungstars wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel musste er am Ende sogar Formel-1-Neuling Vitaly Petrov ziehen lassen - fast eine Demütigung für den einstigen "Regengott".#w1#

Klare Fronten bei Mercedes

Vom dreifachen Weltmeister Niki Lauda, heute Experte bei 'RTL', gab es prompt deftige Kritik an der Vorstellung des 41-Jährigen: "'Schumi' hat im Vergleich zu Nico eine schwache Leistung gebracht", sagt Lauda mit Blick auf Schumachers Teamkollegen Nico Rosberg, der zum zweiten Mal in Folge auf Platz drei fuhr und in der WM-Wertung mit 50 Punkten jetzt Zweiter ist. Schumacher hat dagegen nur zehn Punkte auf dem Konto.

"Er ist nicht richtig in die Gänge gekommen, obwohl solche Bedingungen eigentlich seiner Erfahrung aus der Vergangenheit helfen sollten", kritisiert Lauda. "Michael muss hart an sich selbst arbeiten und besonders mit dem Auto arbeiten, damit er das ganze Paket einfach schneller hinbekommt, denn im Moment geht die Reise nicht nach vorne. Er steckt im Moment auf einer mittelmäßigen Leistung, würde ich sagen."

Auch 'RTL'-Experte Christian Danner bilanziert schonungslos: "Schumacher war heute ganz klar langsamer als Rosberg. Im Leben von Michael Schumacher hat es das noch nie gegeben, dass er hinterherfährt und so von seinem Teamkollegen abgesägt wird. Da muss er sich erst einmal ein bisschen drauf einstellen, muss in sich gehen und natürlich auch für sich die Konsequenzen ziehen", erklärt der ehemalige Formel-1-Pilot.


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von China, Sonntag


Die großen Hoffnungen auf den überarbeiteten Silberpfeil beim Europa-Auftakt am 9. Mai dämpft Schumacher allerdings ein bisschen: "Ich glaube nicht, dass man das fehlinterpretieren darf. Wir werden sicher Fortschritte machen, es gibt neue Teile. Aber es ist sicherlich kein radikaler Umbau", sagt Schumacher. "Das darf man nicht erwarten. Was wir aber auch erwarten dürfen: dass die Konkurrenz zulegt."

Keine Ausreden

Zulegen muss aber auch er selbst. Er schiebt die Schuld nämlich nicht auf sein Auto, sondern kreidet sich selbst Fehler an: "Das ganze Wochenende war kein gutes Wochenende für mich und wahrscheinlich auch von mir. Insofern muss man das als Erfahrung abhaken und sich auf das nächste Rennen konzentrieren", meint er.

"Definitiv war das heute ein Pokerspiel. Die Reifen richtig zu positionieren, war heute für mich das Schwierigste", erklärt der Rekordweltmeister. Er habe die Reifen zu hart rangenommen, sagt er: "Am Ende konnte ich mich nicht mehr wehren. Es hat zwar noch Spaß gemacht, sich mit Felipe in alter Kart-Manier auseinanderzusetzen, aber es war ziemlich hoffnungslos." Sein Freund und früherer Ferrari-Kollege Felipe Massa hatte ihn kurz vor Schluss noch auf Rang zehn verdrängt.

Niki Lauda und Christian Danner

Niki Lauda und Christian Danner üben Kritik an Michael Schumacher Zoom

Die Zweikämpfe mit Vettel oder Hamilton habe er zwar genossen, "es ist aber trotzdem frustrierend, wenn man im Prinzip seine Reifen nicht beisammen halten kann", sagt er und muss eingestehen, dass man trotz "Superhirn" Ross Brawn am Kommandostand "auch nicht allzu gut gepokert" habe: "Am Ende war ich mit stumpfen Waffen unterwegs."

Rosberg schreibt seinen erfahrenen Teamkollegen trotzdem nicht ab: "Vor Saisonbeginn hatte ich gehofft, auf einem Level mit Michael fahren zu können. Jetzt bin ich vor ihm", meint der 24-Jährige. "Das ist großartig, aber ich denke, dass er schon am nächsten Rennwochenende wieder da sein und hart kämpfen wird."