Schumacher: "Es war ziemlich hoffnungslos"
Mercedes-Pilot Michael Schumacher über den Reifenpoker von Schanghai, die Boxenstrategie seines Teams und die Modifizierungen für Barcelona
(Motorsport-Total.com/ORF) - Für Michael Schumacher hielt der Große Preis von China 2010 in erster Linie eines bereit: Viele Besuche in der Boxengasse - und in den Schlussrunden ein Kampf mit stumpfen Waffen. Weil der 41-Jährige schon frühzeitig seine Reifenwahl traf, musste Schumacher deutlich länger mit seinen Pneus auskommen und zahlte wenige Meter vor dem Rennende einen hohen Preis dafür. Das Wochenende in Schanghai wertet der Mercedes-Pilot in seiner Medienrunde daher nicht unbedingt als Erfolg.

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Michael Schumacher musste in den letzten Rennrunden einige Federn lassen
Frage: "Michael, war das heute ein Pokerspiel in mehreren Runden?"
Michael Schumacher: "Das war definitiv ein Pokerspiel - vor allem, was die Reifen anging und diese zu positionieren. Das war für mich heute das Schwierigste. Besonders im Hinblick auf die Informationen, die ich zur Verfügung hatte. Dennoch muss man sagen: Ich habe diesbezüglich keinen guten Job gemacht."#w1#
Schumacher unzufrieden mit China-Leistung
Frage: "Weshalb nicht?"
Schumacher: "Weil ich die Reifen unterm Strich zu hart rangenommen habe. Dadurch war zum Schluss nichts mehr übrig. Ich hatte quasi nur noch Slicks und damit konnte ich mich nicht mehr wirklich wehren. Das war zwar noch einmal interessant und es hat auch Spaß gemacht, sich mit Felipe in alter Kartmanier auseinander zu setzen. Es war aber halt ziemlich hoffnungslos."
Frage: "Es war ein sehr aufregendes Rennen mit vielen spannenden Manövern. Wie hast du diesen Grand Prix erlebt?"
Schumacher: "So war es. Ich hatte ja schon zu Beginn des Rennens einen engen Kampf mit Lewis, wobei wir uns auch einmal heftig berührt haben. Da muss ich jetzt erst einmal schauen, inwiefern das Auto bei dieser Gelegenheit etwas abbekommen hat oder nicht."
"Nichtsdestotrotz muss man sagen, dass dieses Wochenende kein glückliches für mich gewesen ist - auch in Bezug auf meine eigene Leistung. Daraus kann ich sicherlich etwas lernen und es künftig besser machen. Man muss das Wochenende als Erfahrung abhaken und sich auf das nächste konzentrieren."
Bei der Reifenstrategie verpokert?
Frage: "Du hast immer recht frühzeitig die Reifen gewechselt. War das rückblickend die richtige Entscheidung, dass man sich spontan zum Boxenstopp entscheidet?"
Schumacher: "Ich denke, das wurde durch unseren ersten Boxenstopp vorgegeben. Da haben wir auf Intermediates gewechselt, sind anschließend aber wieder zurück auf Slicks gegangen. Dann waren wir wohl mit bei den Ersten, die wieder auf Intermediates gewechselt haben."
"Das hat sich in diesem Moment zwar ausgezahlt, gegen Rennende wurde das aber schwierig. Vielleicht haben wir ein bisschen zu früh gewechselt. In den letzten Runden ging auf dem zweiten Satz Intermediates halt gar nichts mehr. Das war zum Schluss nur noch ein Slick."
"Hätten wir das alles noch ein bisschen hinausgezögert, dann wäre natürlich auch das gesamte Rennen etwas anders verlaufen. In den Augenblicken, in denen ich mit halbwegs gleichwertigen Reifen unterwegs war, war ich auch schnell genug. Zum Schluss war halt dann nichts mehr übrig."
Frage: "Wie groß ist jetzt die Vorfreude auf das fast neue Fahrzeug in Barcelona?"
Schumacher: "Das sollte man nicht falsch interpretieren. Wir werden Fortschritte mit dem Auto machen, es gibt neue Teile. Es ist aber sicherlich kein radikaler Umbau. Das darf man nicht erwarten. Man wird aber auch davon ausgehen dürfen, dass die Konkurrenz zulegt. Es wird interessant sein zu sehen, was sich dort ergibt."
Frage: "Und wie sieht die Reiseplanung nun aus? Kommst du überhaupt zurück nach Europa?"
Schumacher: "Das ist die große Frage, die sich im Augenblick alle stellen: Wie und wann kommen wir alle zurück? Ich würde natürlich gerne so schnell wie möglich nach Hause. Die Familie wartet."

