Schumacher: "Können mit Platz vier zufrieden sein"

Ferrari in Melbourne von den Bedingungen geschlagen: Schumacher wurde Vierter, Barrichello schied nach Unfall aus

(Motorsport-Total.com) - Niemand, so glaubte man, würde Ferrari in Melbourne aufhalten können ? und nach zwei Runden im Rennen führten Michael Schumacher und Rubens Barrichello tatsächlich unfassbare zwölf Sekunden vor dem Rest des Feldes. Das chaotische Wetter machte dem Traditionsrennstall aus Maranello aber einen kräftigen Strich durch die Rechnung.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumachers Zweikampf gegen Räikkönen war hart, aber äußerst fair

Ausnahmsweise hat sich Ferrari auch einmal in strategischen Fragen vertan, wurden die beiden Fahrer doch mit Regenreifen ins Rennen geschickt, obwohl die Strecke rasch abtrocknete. So konnten sie zwar ganz zu Beginn eine deutliche Führung herausholen, die dann aber vom heranstürmenden Montoya auf Trocken-Michelins regelrecht zertrümmert wurde. Trotz des fälligen Boxenstopps hielt Michael Schumacher aber ständig den Kontakt zur Spitze.

"Das wechselhafte Wetter hat uns ein chaotisches Rennen beschert", nahm der Titelverteidiger, der zum ersten Mal seit 1999 in Melbourne geschlagen wurde, seinen vierten Platz gelassen. "Niemand hat vorhersehen können, dass es zwei Safety-Car-Phasen geben würde." Daher sei es "ein reines Glücksspiel" gewesen. Für den "Regenmeister" spricht, dass er mit etwas Glück beim ersten Stopp nur auf Platz sieben zurückfiel und von dort aus wieder angreifen konnte.

Schumacher machte sich auf die Verfolgung und kämpfte ein paar Runden später mit dem sich tapfer wehrenden Räikkönen um die Führung. Zur Überraschung vieler musste er aber vor dem McLaren-Fahrer zum Auftanken an die Box kommen, doch wegen einer Durchfahrstrafe für seinen Konkurrenten übernahm er die Führung. Kurz vor Schluss musste "Schumi" dann jedoch einen von der Rennleitung geforderten Stopp einlegen, um lose gewordene Windabweiser aus Sicherheitsgründen entfernen zu lassen.

"Einmal bin ich über die Kerben gefahren", erklärte der 34-Jährige, "und dabei wurde das Auto ziemlich beschädigt. Ich habe dadurch viel Zeit verloren. Scheinbar haben sich in der Runde vor meinem Boxenstopp Teile gelöst, was das Handling sehr verschlechterte. Ich merkte, dass etwas nicht stimmen konnte, und dachte zuerst an einen möglichen Reifenschaden. Alles in allem können wir daher mit diesem vierten Platz zufrieden sein."

In der Schlussphase konnte Schumacher ohne Barge-Boards noch zu Montoya und Räikkönen aufschließen, eine ernsthafte Attacke auf den zweiten Platz unternahm er aber nicht mehr. Die Begründung dafür lieferte er in Interviews: "Es war ein interessanter Tag mit viel Action und die fünf Punkte werden später im Jahr sicher noch wichtig. Der F2002 ist immer noch ein sehr konkurrenzfähiges Rennauto."

Einen "ganz und gar enttäuschenden" Tag erlebte Teamkollege Rubens Barrichello, der ebenfalls mit Regenreifen ins Rennen ging, am Start seinen zweiten Platz verteidigte und dann aber im Windschatten Schumachers wegen eines Fahrfehlers abflog. Dennoch glaubt er nicht an einen bösen Fluch: "Es ist nicht so, dass ich in Australien immer Pech habe. So etwas kann eben passieren."

"Es gibt keinen Grund, jetzt in Panik zu verfallen", relativierte er anschließend das schlechte Teamergebnis. "Wir müssen uns nun auf Malaysia konzentrieren. Der F2002 ist immer noch gut, das konnte man ja an Michaels Zeiten sehen, obwohl er Teile seines Bodyworks verloren hatte. Wir müssen jetzt dieses Rennen hinter uns lassen, uns auf das nächste konzentrieren und die neuen Regeln rasch verinnerlichen."

Am Start fuhr Barrichello übrigens schon vor dem Erlöschen der Ampel los. Was war los, Rubens? "Das müssen wir noch untersuchen, denn ich stand so hart es ging auf der Bremse", entgegnete der Brasilianer. "Das Auto wollte heute einfach früher anfahren." Die Reifenwahl verteidigte er: "Wir hatten eben das Gefühl, dass die Intermediates am besten sein würden, aber dann trocknete die Strecke ziemlich schnell ab."

"Kurz vor meinem Unfall haben wir uns über Funk noch über meine Zeitstrafe unterhalten", ergänzte er. "Ich bin die fünfte Kurve zu schnell angefahren, hatte Untersteuern und konnte das Auto nicht mehr auf der Strecke halten. Das Auto lief gut, aber die Vorderreifen waren schon angeschlagen, weil die Strecke so rasch trocken wurde und ich hart attackieren musste." Zumindest Medienvertretern gegenüber nahm Barrichello seinen Ausfall aber recht gelassen hin.

Sichtlich unzufrieden gab sich hingegen Teamchef Jean Todt: "Fünf Punkte sind nicht gerade das Punktekonto, das wir nach einer ersten Startreihe ganz in Rot erwarten durften. Das Resultat zeigt, dass die geringsten Fehler hart bestraft werden. Schade für Rubens, der sein Auto verloren hat, als es noch rutschig war, und in die Barriere krachte. Michael hat ? wie wir es von ihm gewöhnt sind ? zu keinem Zeitpunkt aufgegeben, aber bei freier Strecke konnte er nicht maximal pushen, weil sein Auto beschädigt war."

"Das heutige Resultat beendet eine Serie von 53 Rennen hintereinander, in denen immer ein Ferrari auf dem Podium stand", bedauerte der Franzose. "Jetzt müssen wir voll angreifen. Wir wissen, dass diese Saison sehr schwierig wird, aber es sind andererseits auch alle Elemente beisammen, um am Ende wieder um den ersten Platz kämpfen zu können." Übrigens endete noch eine weitere Serie: Zum ersten Mal seit Monza 2000 führt Michael Schumacher nicht die Fahrerwertung an.