Schumacher: "Kein großes Glücksspiel"
Michael Schumacher über seine Rekord-Pole, die neuen Bridgestone-Reifen, die Konkurrenz und die Aussicht auf das Rennen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du kennst sicher die Statistik: Du hast gerade Ayrton Sennas Rekord bei den Pole Positions übertroffen..."
Michael Schumacher: "Ja. Mit dem Auto, das wir haben - wir standen ja schon in Bahrain auf Pole Position -, war eigentlich klar, dass uns das früher oder später wieder gelingen würde. Wir mussten wegen unserer Fehler in den vergangenen Wochen sehr hart arbeiten, um an Boden aufzuholen. Jetzt stehen wir hier - offensichtlich haben wir viel an Boden aufgeholt! Allerdings war das heute nur ein erster Schritt, denn das Rennen ist viel wichtiger. Gut für unsere Strategie ist, dass Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) so weit hinten steht. Hoffentlich ist das am Ende des Rennens auch noch so!"

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Michael Schumacher nimmt sich mit seiner Frau Corinna eine Auszeit
Frage: "Was bedeutet es dir, an diesem wunderschönen Tag ausgerechnet in Imola, also vor Ferrari-Publikum, den Rekord von Ayrton Senna übertroffen zu haben?"
Schumacher: "Der Rekord ist mir eigentlich nicht so wichtig. Darüber denke ich vielleicht einmal nach, wenn ich meine Rennfahrerkarriere beendet habe, aber nicht jetzt. Meine Gefühle waren aber zunächst gemischt, denn als ich an die Box zurückkam, war noch ein Renault auf der Strecke. Ich dachte, dass sich die Positionen vielleicht noch verschieben könnten. Dass ich jetzt als Botschafter von San Marino hier stehe und diese Pole Position für all unsere Tifosi, die es in den letzten Wochen nicht einfach hatten, holen kann, freut mich aber klarerweise sehr."#w1#
Frage: "Abgesehen von der Szene, als sich Felipe Massa in der 'Variante Alta' direkt vor dir verschätzt hat, war es bisher ein problemloses Wochenende, nicht wahr?"
Schumacher: "Ja. Das war ja nicht wirklich ein Zwischenfall, sondern er suchte einfach seine Linie. Unsere Leistung war aber sehr gut. Wir haben immer wieder darüber geredet, aber an diesem Wochenende hörte ich mit dem Reden auf und ging lieber zu Taten über! Jetzt sind wir da."
Frage: "Renault und McLaren-Mercedes stehen relativ weit hinten. Wie siehst du das?"
Schumacher: "Es ist interessant, dieses Wochenende zu analysieren, denn bis zu einem gewissen Punkt war Renault deutlich vor allen anderen Michelin-Teams, aber auf einmal scheint sich das gedreht zu haben. Ich rechne aber, dass sie im Rennen sehr konkurrenzfähig sein werden. Das trifft auch für uns zu, denn wir sind nicht nur auf eine Runde schnell. Wir haben gemeinsam mit Bridgestone sehr hart an der ersten Runde gearbeitet, aber auch an der Rennpace. Ich bin sicher, dass wir das beweisen werden. Es geht nur darum, schneller als die anderen zu sein. Das ist alles, was zählt."
Frage: "Wie fühlst du dich nach dem doch enttäuschenden Rennen in Melbourne?#b
Schumacher: "Nach dem Hin und Her der letzten zwei Rennen ist es natürlich schon schön, dass wir hier unsere Stärke wieder unter Beweis stellen können. Es kommt nicht von ungefähr, sondern von harter Arbeit. Die Basis hat schon im Voraus gestimmt, war bisher nicht verkehrt, aber heute konnten wir es endlich einmal perfekt umsetzen. Als Botschafter von San Marino freue ich mich darauf, das Rennen morgen für unsere Fans gewinnen zu können. Wenn mir die Fans die Daumen drücken, wird es schon klappen!"
Frage: "Du warst das ganze Wochenende über schnell, ich nehme also an, dass das Ergebnis für dich keine Überraschung war..."
Schumacher: "Nein, es ist keine große Überraschung. Wir waren ja nicht nur hier schnell, wir waren auch bei den Tests in Barcelona schnell. Wir waren auch in Australien schnell, aber wir konnten es nicht wirklich die ganze Zeit über sein und nun haben wir mit Bridgestone sehr hart gearbeitet, um einen Reifen zu haben, den wir - um ehrlich zu sein - schon in Australien hatten, aber ihn wegen des schlechten Wetters nicht ausprobieren konnten und deshalb nicht riskieren wollten. Nun wissen wir dennoch, was wir verwenden müssen und er arbeitet augenscheinlich sehr gut."
Frage: "Wie sehr ist die Reifenwahl an diesem Wochenende ein Glücksspiel?"
Schumacher: "Kein großes Glücksspiel. Uns ist völlig klar, was wir hier mitgebracht haben, was wir haben wollten und Bridgestone ist in dieser Beziehung sehr gut, besonders in diesem Jahr, in dem wir große Fortschritte erzielt haben."
Frage: "Es sah zwischen euch ziemlich eng aus, als ihr beide gleichzeitig für die Reifenwechsel an die Box kam..."
Schumacher: "Wir hatten geplant, sehr früh auf die Strecke zu gehen, was bedeutete, dass wir zusammen lagen und wenn man beisammen liegt, dann haben wir in Bezug auf das Erreichen der geplanten Rundenanzahl die gleiche Strategie. Da war es normal, dass wir fast die ganze Zeit über dicht beieinander liegen würden."
Frage: "Es war also nicht zu eng?"
Schumacher: "Nein, nein, nein. Überhaupt nicht, überhaupt nicht. Mein erster Stopp dauerte wegen des Vorderreifen etwas länger, aber es gibt immer einen Zeitpuffer, es war ja kein Stopp während eines Rennens, es funktionierte also gut."
Frage: "Bedeutet es dir etwas, dass du nun der Erste in der Rangfolge der Anzahl der Pole Positions bist?"
Schumacher: "Natürlich hat das für mich eine besondere Bedeutung, aber wie ich schon zuvor gesorgt habe, werden mir diese Statistiken, Rekorde und so weiter mehr bedeuten, wenn man die Karriere hinter sich hat und man auf sie zurückschaut. Im Moment bist du so auf das fokussiert, was als nächstes kommt, dass es eine nette Leistung ist, aber man schenkt ihr nicht so viel Bedeutung."

