• 31.08.2001 12:10

Schumacher gefasst auf Ende des Ruhms - Unfall geklärt

Der Ferrari-Pilot ist gefasst auf die nächste Welle der Kritik und weiß, dass Ruhm schnell vergänglich ist

(Motorsport-Total.com/dpa) - Alles redet von seinen Triumphen, nur der Weltmeister vom Ende der Euphorie. Mitten in der Begeisterung um seinen vierten Titel hat Formel-1-Jubilar Michael Schumacher Gedanken an die Vergänglichkeit des Ruhms offenbart. "So wie jetzt Alles auf einer Glückswelle schwebt, und mir jeder Komplimente entgegen bringt, wird demnächst irgendwann eine Zeit anbrechen, in der sie wieder anfangen werden, mich zu kritisieren. Oder noch schlimmer, mich wieder niedermachen werden", sagte der Superstar ausgerechnet vor seinem "Heimspiel" in Spa-Francorchamps, der wegen des WM-Gewinns und den vielen deutschen Fans zum "Schumacher-Festival" werden kann. Er erinnerte an "Wellenbewegungen" in seinen zehn Formel-1-Jahren und prophezeite: "Die werden wieder kommen."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher (Scuderia Ferrari)

Schumacher weiß, dass es bei Misserfolgen auch wieder Kritik geben wird

Den Auftakt zu seinem Jubiläum in Spa ging Schumacher aber ganz entspannt an. Der Weltmeister tauchte am Donnerstagabend überraschend bei einem Fußball-"Länderspiel" zwischen deutschen und englischen Journalisten auf und spielte eine Halbzeit mit. Er erzielte beim 7:2-Sieg der Deutschen einen Treffer und bereitete einige Tore vor.

Knapp zwei Wochen nach dem souveränen vorzeitigen Titel-Triumph in Budapest betonte der 51-malige Grand-Prix-Sieger, dass sein Beruf für ihn immer eine Herausforderung bleibt und keine Gelegenheit zum Nachlassen bietet. "Es wird nicht immer so glatt laufen wie zuletzt", meinte er vor dem Großen Preis von Belgien. Bei Misserfolgen werde es Fragen geben wie "hat er jetzt schon Urlaub?" - da werde Kritik kommen, "ob ich Meister bin oder nicht".

Offenbar haben heftige Rückschläge und Negativ-Schlagzeilen der Vergangenheit bei Deutschlands Motorsport-Idol, der in seiner Karriere vom Kfz-Mechaniker zu einem der teuersten Sportstars der Welt aufstieg, Spuren hinterlassen. Schumacher war schon mehrmals in die Kritik geraten, beispielsweise als "Schummel-Schumi" des Jahres 1994 oder als Pisten-"Rambo" nach dem Saisonfinale 1997 mit der denkwürdigen Kollision mit Rivale Jacques Villeneuve.

Der viermalige Champion, der als großer Triumphator an den Ausgangspunkt seiner Karriere zurückkehrte, sieht sein Leben im Vergleich mit seinem Debüt in Spa am 25. August 1991 zwar sehr verändert, sich selbst aber nicht. "Ich glaube, dass der Grundcharakter der gleiche geblieben ist." Durch die Erfolge seien Zufriedenheit und Ausgeglichenheit größer geworden. "Aber den Charakter hat man. Der ist durch meine Eltern sehr früh gefestigt worden." Den Rummel um seine Person empfindet der 32-Jährige inzwischen als "halbwegs normal". In seinem Umfeld sei nach dem vierten Titel alles gleich geblieben. "In meinem Privatleben besteht in der Hinsicht kein Rummel. Also hat sich für mich da nicht viel verändert."

Schumacher machte beim Rückblick auf seine Erfolge seinem Manager Willi Weber ein Kompliment. "Er hat einen großen Anteil daran", sagte der Ferrari-Pilot anerkennend. Weber habe ihm Wege geebnet und geholfen, die richtige Richtung einzuschlagen. Inzwischen verstehe man sich auch ohne Worte. "Wir haben viele Höhen und Tiefen erlebt und sind richtig dicke Freunde geworden."

Unterdessen ist die Ursache für seinen Testunfall von Mugello in der Vorwoche geklärt. "Wir hatten einen Aufhängungsschaden, der dazu geführt hat, dass das Auto außer Kontrolle geraten und der Heckflügel weggeflogen ist. Aber der Heckflügel war nicht die Ursache, wie spekuliert wurde", erläuterte Schumacher. Obwohl der Defekt bereits seinen vierten schweren Unfall in dieser Saison verursachte, hat der Crash das nötige Vertrauen in sein Auto nicht erschüttert. "Nicht, wenn du aufgeklärt wirst und die Lösungsvorschläge hörst", erklärte er seine Einstellung. Bei Ferrari werde offen geredet. Man könne
"sicher gehen, dass Maßnahmen ergriffen wurden". Verantwortlich für den Defekt war ein Element, "das mehrere tausend Kilometer drauf hatte und normalerweise für 10 000 Kilometer zu gebrauchen ist".