• 24.05.2004 10:14

  • von Fabian Hust

Schumacher: "Dummheit von Montoya" - "JPM" kleinlaut

Keiner der Beteiligten möchte die Schuld dem Anderen geben, aber beide halten das Verhalten des Konkurrenten für fragwürdig

(Motorsport-Total.com) - Lange mussten die Journalisten nah dem Rennen im Motorhome von Ferrari ausharren, bis sich Michael Schumacher zum Vorfall im Rennen äußerte, der ihn aus dem Rennen beförderte. Für den Weltmeister war es der erste Ausfall seit 18 Rennen. Bei den "Roten" wollte man erst die Entscheidung der Rennleitung abwarten, bis man sich zu dem Zwischenfall äußerte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher fuhr mit seinem ramponierten Ferrari noch an die Box

Michael Schumacher, in seinem 14. Jahr in der Formel 1, hält seine Gefühle in solchen Momenten mittlerweile im Zaum, auch wenn ihm anzusehen war, dass er innerlich auf Juan-Pablo Montoya stinksauer war: "Der Führende ist von einem Überrundeten über den Haufen gefahren worden", so die klare Aussage des Ferrari-Piloten, der durch den Unfall im Tunnel einen dritten oder vielleicht sogar zweiten Platz verlor.#w1#

Schumacher sieht sein Verhalten als gerechtfertigt an

Doch auch der 35-Jährige musste sich Kritik anhören, weil er ausgerechnet im unübersichtlichen Tunnel bremsen musste: "Es gibt zwei Gründe dafür: Zum einen, um meine Bremsen und die Reifen warm zu machen, wie das so üblich ist. Zum anderen war da vor mir das Safety-Car, das kann ich schlecht über den Haufen fahren", verteidigte sich Schumacher nach dem Rennen.

Der stehende Vorderreifen mag den Eindruck erweckt haben, dass Schumacher eine Vollbremsung durchführte, doch dies war nicht der Fall. Vielmehr habe der Reifen blockiert, weil er kalt war: "Außerdem kommt hinzu, dass wenn man langsam fährt, die Reifen den alten Gummi, der auf der Straße liegt, aufsammeln. Dadurch werden sie um einiges rutschiger und bleiben noch ein bisschen schneller stehen."

"Bisschen Dummheit von ihm"

Absicht möchte Michael Schumacher seinem Erzrivalen nicht unterstellen, sauer ist er dennoch: "Es war einfach ein bisschen Dummheit von ihm, die Situation falsch einzuschätzen und das zu einer Kollision kommen zu lassen. Gar keine Frage, ich bin logischerweise auch ein bisschen sauer." Eine Aussprache mit jenem Fahrer, mit dem er in den letzten Jahren schon so oft aneinander geraten ist wie mit keinem anderen Piloten im Feld, wird es nicht geben.

Wenn man einem eine Hauptschuld an dem Zwischenfall geben kann, dann Montoya, da ist sich die Mehrheit der Formel-1-Experten einig. Wer in Führung liegt, der darf das Tempo bestimmen, der Hintermann muss sich diesem anpassen und dementsprechend Abstand halten. Montoya gab sich nach dem Zwischenfall ungewohnt cool und verzichtete auf die sonst üblichen Beschimpfungen, wohl auch deshalb, weil er dieses Mal von dem Zwischenfall profitierte.

Montoya gibt Schumacher nicht die Schuld

Auch vor der Rennleitung soll der Kolumbianer kleinlaut gewesen sein, denn er wusste wohl, dass er nicht ganz unschuldig war. Montoya erklärte nach dem Rennen, dass er genau die gleichen Beschleunigungs- und Bremsmanöver vollführte wie Schumacher, um seine Reifen und Bremsen auf Temperatur zu bringen - dummerweise im Tunnel nicht synchron mit Schumacher. "Ich werde ihm nicht die Schuld geben. Ich denke, dass es ein Rennunfall war. Wenn er etwas anderes darüber zu sagen hat, dann juckt mich das nicht. Für mich ist die Sache klar, es war jedenfalls keine Absicht von mir."

Dennoch übt der 28-Jährige Kritik am Verhalten des Ferrari-Stars: "Wenn er schon so hart bremst, dann sollte er dies an einer anderen Stelle machen, nicht in der Mitte des Tunnels. Es ist sehr schwierig, das richtig einzuschätzen. Ich fuhr neben die Ideallinie, um zu verhindern, dass ich auf ihn auffahre, aber er fuhr exakt dorthin, wo ich war. Ich konnte nirgendwo ausweichen. Er stand auf die Bremsen und ich sah, dass sein linkes Vorderrad blockierte. Als ich den Rauch sah, versuchte ich sofort, ihm auszuweichen."

Schumachers Verhalten für Montoya fragwürdig

In den Augen von Juan-Pablo Montoya verhält sich Michael Schumacher in solchen Situationen häufiger seltsam: "Wir hatten in Österreich vergangenes Jahr in der Einführungsrunde ein ähnliches Problem. Ich konnte aufgrund seiner Fahrweise den Anschluss nicht an ihn halten. Und man muss sich auch anschauen, was in der Saison 2000 in Monza passiert ist. Jenson musste sein Auto von der Strecke reißen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Es ist also nicht das erste Mal, dass es passiert ist. Es ist nur das erste Mal, dass es ihn traf..."