Rennleitung: Keine Strafen für "Tunnel-Zwischenfälle"
In den Augen der Stewards erfordern die beiden Zwischenfälle im Tunnel mit den Schumacher-Brüdern keine Sanktionen
(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Michael Schumacher und Erzrivale Juan-Pablo Montoya müssen wegen des Unfalls beim Formel-1-Rennen in Monte Carlo mit keinen Sanktionen rechnen. Die FIA-Sportkommissare werteten den Zwischenfall nach Anhörung beider Piloten als einen "normalen Rennunfall". Beide Fahrer sowie die Teamverantwortlichen mussten vorsprechen und mit der Auswertung der Telemetriedaten die Unschuld ihres Fahrers belegen.

© xpb.cc
Alonsos Renault nach dem Crash - der Spanier sah die Schuld bei Ralf
Schumacher schleuderte in der 46. Runde im Hafentunnel mit seinem Ferrari während einer Safety-Car-Phase in die Leitplanke, nachdem er zuvor vom hinter ihm fahrenden Kolumbianer Montoya im BMW-Williams berührt worden war. Schumacher hatte offenbar heftig gebremst, um so die Bremsen seines Autos auf die nötige Temperatur für die Freigabe des Rennens zu bringen.#w1#
Das Safety Car war auf der Rennstrecke, weil in Runde 42 der Spanier Fernando Alonso ebenfalls im Tunnel beim Überrunden von Ralf Schumachers Williams-BMW in die Streckenbegrenzung geprallt war. Für Schumacher war es der erste Ausfall seit dem 6. April 2003 in Sao Paulo. Beim Großen Preis von Brasilien war der Deutsche damals im Regenchaos wegen eines Fahrfehlers ausgeschieden. Danach hatte er bis Monte Carlo 18 Rennen in Serie in den Punkten beendet und davon elf gewonnen.
"Michael bremste sehr hart, da er seine Bremsen aufwärmte und ich fuhr auf die rechte Seite der Strecke, um den Aufprall zu verhindern, aber er verkleinerte die Lücke und da berührten wir uns", erklärte der Kolumbianer den Vorfall aus seiner Sicht. "Wir sagten ihm, dass das Safety Car reinkommt und dann ist es üblich, dass die Fahrer ihre Bremsen aufwärmen", so Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari. "Ich versuche mich selbst zu zügeln, aber es ist sehr frustrierend, durch so etwas aus dem Rennen geworfen zu werden."
Grundsätzlich darf der vorausfahrende Pilot in der Safety-Car-Phase das Tempo bestimmen und der Auffahrende trägt die Hauptschuld bei Unfällen, doch es war wohl etwas unüberlegt von Schumacher ausgerechnet im Tunnel, in dem er wohl selbst im Rückspiegel kaum erkennen konnte, wie nah ihm der Kolumbianer war, eine derartige Bremsung zu vollführen. "Man muss sich schon fragen, ob es schlau war, das im Tunnel zu tun", kritisierte Patrick Head, Technischer Direktor des Williams-Teams, den Weltmeister.
"Es gibt immer zwei verschiedene Ansichten", so Head weiter. "Juan-Pablo sagte, dass Michael einen Burn-out machte, stark beschleunigte und dabei die Hinterräder durchdrehen ließ und dann stark in die Bremsen stieg. Juan-Pablo wich nach rechts aus, aber Michael zog ebenfalls rüber und da berührten sie sich leicht. Ein ähnliches Problem hatten wir 2000 in Monza, als Michael genau vor Jenson Button hinter dem Safety Car fuhr und das Gleiche tat, weswegen Jenson von der Strecke flog, um eine Kollision mit ihm zu verhindern."
Auch im Falle der unglücklichen Situation zwischen Ralf Schumacher und Fernando Alonso, bei der der Spanier beim Überrunden des BMW-Williams-Piloten in die Leitplanken krachte, sah die Rennleitung keinen Grund zum Handeln. "Mir tut es wirklich Leid für Fernando, denn er war ja in einer guten Position", so Ralf Schumacher nach dem Rennen. "Aber vielleicht fehlt es ihm noch ein wenig an Erfahrung. Man kann einfach nicht im Tunnel neben die Ideallinie fahren."
Der Spanier selbst sah die Schuld ganz klar beim Deutschen und war stinksauer: "Ralf ging im Tunnel nach rechts und als wir nebeneinander waren, stieg er wieder auf das Gas und drückte mich in die Leitplanken. Der Unfall wurde direkt von Ralf verursacht wie fast alle Unfälle, in die er verwickelt ist. Wir waren schnell und das war gefährlich, aber vielleicht mag Ralf das ja. Vielleicht sollte man ihn aus der Formel 1 schmeißen."

