• 11.05.2008 10:08

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Schlägt Kovalainens große Stunde?

Heikki Kovalainen hat Lewis Hamilton im Qualifying offenbar mit mehr Benzin geschlagen - Verwirrung um Hamiltons Reifenwahl

(Motorsport-Total.com) - Heikki Kovalainen war im gestrigen Qualifying in Istanbul um 0,115 Sekunden schneller als Lewis Hamilton, was eigentlich vermuten lässt, dass er etwas mehr Benzin an Bord hat als sein Teamkollege. Doch dem scheint nicht so zu sein: "Ich weiß, dass Heikki schwerer unterwegs ist als Hamilton", verriet Red-Bull-Pilot Mark Webber gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen startet heute zum ersten Mal aus der ersten Startreihe

Kleines Rechenspiel dazu: Zehn Kilogramm mehr Benzin bedeuten in Istanbul ein Handicap von ungefähr 0,4 Sekunden. Eine Zehntelsekunde entspricht also theoretisch etwa zweieinhalb Litern Benzin, Kovalainen müsste heute also eine Runde früher zum ersten Boxenstopp reinkommen als Hamilton. Sollte der Finne aber wie von Webber angekündigt eine Runde später erstmals stoppen, dann war er effektiv um mindestens zwei Zehntelsekunden schneller als der Brite.#w1#

Kann Kovalainen länger fahren?

Für die Webber-Theorie spricht das euphorische Lob von Mercedes-Sportchef Norbert Haug nach dem Kovalainen-Qualifying, wohingegen Hamilton psychologisch angeknackst wirkte: "Immer wenn man im Qualifying keinen perfekten Job macht, ist man enttäuscht", gab Hamilton zu. "Ich denke, das war gut, aber es war nicht gut genug. Platz drei ist besser als in den vergangenen Rennen, denn wir sind in einer Position, in der wir in der ersten Runde angreifen und um den Sieg kämpfen können."

"Wenn man im Qualifying keinen perfekten Job macht, ist man enttäuscht." Lewis Hamilton

Kovalainen wittert indes die Chance auf seinen ersten Grand-Prix-Triumph, schließlich wird er heute erstmals aus der ersten Reihe in ein Formel-1-Rennen starten. Zumindest scheint McLaren-Mercedes näher an Ferrari dran zu sein als zuletzt. Andererseits ist Felipe Massa auf einer seiner Lieblingsstrecken in Topform. Kovalainen gibt sich aber kämpferisch: "Ich werde maximal attackieren. Hoffentlich reicht das, um vor allen anderen zu landen", sagte er.

Als härtesten Konkurrenten sieht auch er Massa: "Unser erster Gegner ist Felipe", so der Finne, der mit einem Sieg voll in den WM-Kampf einsteigen würde. "Felipe hat auch dieses Jahr schon bewiesen, dass er um den WM-Titel kämpfen kann, und hier hat er die beste Ausgangsposition. Ich konzentriere mich nur darauf, in jedem Rennen so viele Punkte wie möglich zu holen, dann sind wir hoffentlich am Ende der Saison vorne dabei."

Verwirrung um Hamiltons Aussagen

Um die Silberpfeile gab es gestern auch ein wenig Verwirrung, denn Hamilton meinte unmittelbar nach dem Qualifying, dass seine Entscheidung für die harten Reifen falsch gewesen sei, aber etwas später ruderte er zurück: "In dem Moment dachte ich, das sei nicht der beste Reifen gewesen, aber inzwischen konnte ich mir die Daten ansehen und ich bin draufgekommen, dass es doch die beste Entscheidung war", so der Vizeweltmeister.

"Ich bin draufgekommen, dass es doch die beste Entscheidung war." Lewis Hamilton

Hamilton hatte im Vorjahr übrigens einen Reifenschaden in der Türkei und landete daher nicht auf dem Podium. Insofern sei der harte Bridgestone "schon richtig" gewesen, aber er hätte das Qualifying anders anpacken können: "Vielleicht wäre eine zweite schnelle Runde besser gewesen", spekulierte der 23-Jährige, der außerdem betonte: "Wir sind hier schon näher dran als in Barcelona. Für die nächsten Wochen bekommen wir aber noch einmal ein paar Updates."

Kovalainen nahm seinen Teamkollegen in puncto Reifenwahl übrigens in Schutz: "An diesem Wochenende ist es besonders schwierig, die richtige Reifenentscheidung zu treffen - vielleicht wegen der Temperaturen", erklärte er und hielt fest, dass er ein anderes Setup als Hamilton fährt: "Wir haben in unterschiedlichen Kurven unterschiedliche Dinge lieber, da kann das Setup schon mal ein bisschen abweichen. Es ist aber kein so großer Unterschied."