• 25.10.2010 16:08

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Sauber: Zurück in die Zukunft

Peter Sauber freut sich darauf, in Zukunft genau wie früher mit zwei jungen Talenten zu fahren - Suche nach einem Hauptsponsor geht weiter

(Motorsport-Total.com) - Weil er stets kleinere finanzielle Ressourcen zur Verfügung hatte als die großen Teams, machte Peter Sauber irgendwann eine Tugend daraus, keine hohen Fahrergagen an etablierte Stars zu bezahlen, sondern stattdessen jungen und hungrigen Talenten eine Chance zu geben. Meistens ist der Schweizer damit gut gefahren.

Titel-Bild zur News: Sergio Pérez und Peter Sauber

Sergio Pérez gilt als talentiert und bringt viele Millionen von Telmex mit

2011 wird Sauber mit Kamui Kobayashi und Sergio Pérez an den Start gehen. Kobayashi hat Ende 2009 bei zwei Einsätzen auf Toyota überzeugt und bestreitet dieses Jahr seine erste volle Saison, Pérez kommt als unbeschriebenes Blatt aus der GP2, die er hinter Pastor Maldonado als Vizemeister abschloss. Gemeinsam werden die beiden vor dem Saisonauftakt 21 Grands Prix auf dem Buckel haben. Zum Vergleich: Nick Heidfeld wird auf deren 170 kommen.

Der Rookie überzeugt, der Routinier nicht

Zudem ist Kobayashi 24, Pérez erst 20 Jahre jung - zu wenig Erfahrung, um ein Team nach vorne zu bringen? "Dieses Jahr haben wir mit einem Rookie und mit Pedro, der drei Jahre lang keine Rennen gefahren ist, in den ersten acht Rennen einen Punkt gemacht. In den zweiten acht Rennen waren es 36 Punkte", winkt Sauber ab. "Mit einem zuverlässigen Auto ist es also möglich, 36 Punkte zu sammeln, auch mit einem Rookie und einem älteren Fahrer."

Mit Pedro bezieht er sich auf Pedro de la Rosa, der nach dem Rennen in Monza zugunsten von Heidfeld vor die Tür gesetzt wurde. Der Spanier war 39 Jahre alt und konnte 84 Grand-Prix-Teilnahmen vorweisen, war zudem lange Zeit McLaren-Testfahrer. Dennoch konnte er Kobayashi unterm Strich nicht das Wasser reichen. Insofern blickt man der nächsten Saison mit zwei Youngsters in Hinwil recht entspannt entgegen.


Fotos: Sergio Pérez zu Besuch bei Sauber


Sauber traut Kobayashi durchaus zu, in so jungen Jahren schon die Rolle des Teamleaders zu übernehmen: "Wir sind alle überrascht über Kobayashi", streut er dem Toyota-Junior Rosen. "Der Rookie hat in unserem Fall signifikant mehr Punkte geholt als der Routinier. Ich bin sicher, dass er im nächsten Jahr einen Schritt vorwärts machen wird." Davon soll dann auch Pérez profitieren, der sich bei den Wintertests auf die Aufgabe vorbereiten kann.

In der Formel 1 scheint es derzeit einen Trend zu geben: Erfahrene Rückkehrer wie de la Rosa oder auch Michael Schumacher bleiben hinter den Erwartungen zurück, dafür schlagen junge Nachwuchsfahrer wie Kobayashi, die in den unteren Kategorien nicht einmal restlos überzeugt haben, voll ein. "Frank Williams", beginnt Sauber in diesem Zusammenhang zu erzählen, "war nie ein Freund von Rookies. Er hat es probiert mit Hülkenberg - und Hülkenberg ist gut."

Rookie-Rechnung schon oft aufgegangen

"Ron Dennis", fährt er fort, "war überhaupt kein Freund von Rookies. Er hat immer nur die Stars genommen, aber er ist mit Hamilton sehr gut gefahren. Diese Beispiele zeigen, dass es funktioniert. Wir sind nicht die Einzigen, die zeigen, dass es geht. 2001 hatten wir Kimi und Nick. Es war Nicks zweites Jahr in der Formel 1 - im ersten war er bei Prost. Kimi war sogar ein echter Rookie. Mit dem vierten Platz in der Weltmeisterschaft war es für uns trotzdem ein sehr erfolgreiches Jahr."

Mad-Croc

Sponsoren wie Mad-Croc sind ein guter Anfang, aber auch nicht mehr Zoom

Indes geht hinter den Kulissen die Suche nach einem Hauptsponsor weiter: "Wir sind auf einem guten Weg", erklärt der 67-Jährige voller Zuversicht. Pérez bringt zum Beispiel den mexikanischen Telmex-Konzern, der dem reichsten Mann der Welt, Carlos Slim, gehört, mit ins Team. Telmex sei "sehr wichtig" für die Zukunft: "Wir haben verschiedene Richtungen verfolgt, aber für uns ist die Lösung mit Telmex eine sehr gute", sagt Sauber.

Nach dem Ausstieg von BMW übernahm er ein praktisch komplett sponsorenbefreites Auto, das inzwischen zumindest gelegentlich den einen oder anderen Farbfleck (Mad-Croc, Burger King, Scalp-D, etc.) aufweist. Telmex ist der erste wirklich große Schritt in die richtige Richtung. Ist Sauber nun wieder auf Kurs? "Die Zukunft", antwortet der Schweizer, "habe ich immer positiv gesehen, sonst geht das gar nicht. Aber es gibt immer noch viel Arbeit."