• 07.10.2010 14:47

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Sauber von Pérez' Talent überzeugt

Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn erklärt, warum sich Sauber für Sergio Pérez entschieden und den deutschen Bewerbern für 2011 abgesagt hat

(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Team wird nächstes Jahr mit zwei noch jungen Fahrern an den Start gehen: Kamui Kobayashi (derzeit 24 Jahre alt) und Sergio Pérez (20) haben ihre Verträge für 2011 bereits in der Tasche. Das bedeutet, dass für Nick Heidfeld, der in Singapur Pedro de la Rosa abgelöst hat, künftig kein Platz mehr sein wird.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn hat Vertrauen in die zwei jungen Sauber-Fahrer für 2011

Aus deutscher Sicht wurde neben Heidfeld auch Timo Glock Interesse an einem Sauber-Cockpit nachgesagt, aber das war in Hinwil zumindest nie ernsthaft ein Thema: "Es gab auch Gespräche mit anderen Fahrern, mit erfahreneren Fahrern, aber wir haben überhaupt keine anderen Gespräche konkret geführt", erklärt Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, die Pérez für einen "jungen und talentierten Fahrer" hält.

Pérez ist (nicht nur) Bezahlfahrer

Daher lässt sie auch den Vorwurf nicht gelten, man habe Pérez nur unter Vertrag genommen, weil er Sponsor Telmex (eine Firma des reichsten Mannes der Welt, Carlos Slim) und damit geschätzte 15 bis 20 Millionen Euro mitbringt: "Maßgeblich entscheidend war für uns, was das für ein Fahrer ist. Ob er ohne Telmex auch gekommen wäre, ist eine Frage, die sich nie gestellt hat", stellt Kaltenborn klar. Allerdings macht sie auch keinen Hehl daraus, dass Telmex Pérez nicht geschadet hat.

"Sergio fährt schon seit Jahren für die Escudería Telmex. Das ist ein ähnliches Programm wie die Juniorenkader von Red Bull oder Toyota, nur hierzulande weniger bekannt. Aber es gibt Sergio und Telmex nur im Doppelpack. So gesehen gibt es einen kommerziellen Aspekt, aber der basiert auf der natürlichen Verbindung zwischen den beiden", erklärt die Österreicherin und fügt an: "Es wird kein Titelsponsoring sein, Telmex ist aber ein sehr wichtiger Partner für das Team."

Die Entscheidung für den unerfahrenen Mexikaner sei "kein größeres Risiko als bei einem anderen Fahrer, etwa bei Kamui", meint sie weiter. "Wir haben seine Leistungen verfolgt und der zweite GP2-Gesamtrang ist ein recht gutes Ergebnis. Wir sind überzeugt, dass er Talent hat. Es ist schwierig, die Leistungen in der GP2 richtig einzuordnen, aber wir haben ein gutes Bauchgefühl und dieses Team hat schon oft bewiesen, dass es ein gutes Gefühl für Fahrer hat."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Japan, Pre-Events


"Wir haben eine gewisse Geschichte, Junge zu nehmen und aus denen etwas zu machen. So denken wir halt eher, wenn wir einen Fahrer angehen. Das ist die eine Seite", sagt Kaltenborn. "Die andere ist: Wenn man die Gelegenheit hat, mit einer Marke wie Telmex zusammenzuarbeiten, ist das natürlich sehr wichtig für ein Team. Denn je eher wir eine solide finanzielle Basis haben, desto eher haben wir Möglichkeit zur Weiterentwicklung und schlussendlich auch zum sportlichen Erfolg."

Neuer Teamleader: Vertrauen in Kobayashi

Die Verhandlungen mit Pérez fingen ihrer Aussage nach erst "vor kurzem erst an und waren sehr schnell erledigt" - auch, weil man keine Angst hat, dass die Rechnung mit zwei relativ unerfahrenen Piloten nicht aufgehen könnte: "Kamui ist kein Rookie mehr, sondern hat dann schon ein Jahr Erfahrung. Er hat sich dieses Jahr bemerkenswert geschlagen und kann darauf im nächsten Jahr aufbauen. Ich finde, Kamui kann sich mit den meisten erfahrenen Piloten messen."

Eines ist übrigens klar: Telmex kommt zwar als bitter nötiger Großsponsor an Bord, aber Peter Sauber bleibt "hundertprozentiger Eigentümer" des Teams, versichert Kaltenborn. Auch auf die Lackierung wird sich der Telmex-Deal nur teilweise auswirken, denn das Auto soll von der Grundfarbe her weiterhin weiß bleiben. "Das ist schön", lacht Kaltenborn, ist aber froh darüber, dass die Diskussionen um fehlende Sponsoren nun endlich ein Ende haben.

Sergio Perez

Sergio Pérez bringt dank Telmex eine zweistellige Millionensumme nach Hinwil Zoom

Slim hätten sie und Sauber "vor einem Jahr in Monza" erstmals getroffen, so Kaltenborn: "Seither standen wir in Kontakt, aber eher auf persönlicher Ebene - weil wir mit Esteban Gutiérrez, der ebenfalls von Telmex unterstützt wird, ein verbindendes Element hatten." Mit Telmex eines Tages eine so intensive Bindung einzugehen wie früher mit Petronas, ist derzeit kein Thema, aber auch nicht ausgeschlossen: "Wenn es sich eines Tages ergeben sollte, warum nicht?"