• 26.08.2002 13:57

Sauber: "Wir wollen unsere Deutsch-Lastigkeit nutzen"

Sauber über die Verpflichtung Frentzens, warum er bei Massa übermütig war und wie er zwei Deutsche im Team nutzen will

(Motorsport-Total.com/sid) - Erfahrung und Schnelligkeit, diese Fähigkeiten von Heinz-Harald Frentzen haben den Schweizer Formel-1-Teamchef Peter Sauber zur überraschenden Verpflichtung von "HHF" bewogen. "Heinz-Harald hat in den letzten anderthalb Jahren beachtliche Leistungen gezeigt, auch mit unterlegenem und schlechtem Material. Wir sind sicher, dass er es noch kann", begründete Sauber in einem Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) die Verpflichtung des 35-jährigen Gladbachers als Partner seines Mönchengladbacher Ortsrivalen Nick Heidfeld.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber sieht keinen Nachteil darin, zwei Deutsche im Team zu haben

"Wir wollten neben Nick einen schnellen und erfahrenen Fahrer, und da ist die Auswahl nicht so groß", sagte der 58-jährige Sauber, der Frentzen 1994 zum Einstieg in die Formel 1 verholfen hatte: "Die Kontakte zu Heinz-Harald waren immer da, wir sind uns dann schnell einig geworden." Vorerst für ein Jahr und ein geschätztes Salär von 2,8 Millionen Dollar wird Frentzen ("Ich habe immer gesagt, dass ich irgendwann in dieses Team zurückkehren möchte") wieder zum Sauber-Mann.

Und das nicht als Gegner für den zehn Jahre jüngeren Heidfeld, sondern als neuer Ansporn. "Der Teamkollege legt immer die Messlatte, deshalb ist es wichtig, ebenbürtige Fahrer zu haben. Es ist normal, dass sich ein Fahrer in der Regel nach seinem Partner richtet", meinte Sauber. Eine feine Umschreibung dafür, dass der junge Brasilianer Felipe Massa Heidfeld offenbar nicht an seine Grenzen getrieben hat.

"Wir müssen eingestehen, dass wir nach dem Erfolg mit Kimi Räikkönen etwas übermütig waren, es mit Massa noch mal zu versuchen", erklärte der Teamchef, der Räikkönen 2001 nach einem hervorragenden Debüt-Jahr an McLaren-Mercedes verlor. Allerdings nimmt Sauber den 21-jährigen Massa, der zuletzt in Ungarn ein couragiertes Rennen fuhr, in Schutz: "Für sein Alter und seine Möglichkeiten war es eine gute Saison. Ich könnte mir vorstellen, dass es in den letzten Rennen noch besser wird."

Deshalb ist es bei Sauber derzeit auch kein Thema, Massa noch in diesem Jahr durch Frentzen zu ersetzen: "Das steht nicht zur Diskussion, auch wenn man in der Formel 1 nie etwas 100-prozentig ausschließen kann." Auch ein sofortiger Einsatz von Frentzen als Testfahrer ist nicht geplant. "Zum einen testen bei uns die Piloten, um Praxis zu bekommen. Außerdem müsste man erst prüfen, ob Frentzen ins aktuelle Auto passt. Unsere beiden Fahrer sind eher klein und leicht", sagte Sauber.

Für die kommende Saison hat sich das Team vorgenommen, den Titel "Best of the Rest" hinter Ferrari, BMW-Williams und McLaren-Mercedes zurückzuerobern. "Es ist unser erklärtes Ziel, Renault wieder abzufangen", erklärte Sauber, dessen Rennstall bei vier noch ausstehenden Rennen vier Punkte hinter Renault liegt.

Dass die ungewöhnliche Kombination mit zwei Fahrern aus einer Stadt Probleme im Sponsorenbereich bringen könnte, glaubt Sauber nicht: "Wenn sich das Interesse der Sponsoren in eine Richtung bewegt, finde ich das positiv. Wir wollen die Deutsch-Lastigkeit nutzen."