• 24.06.2005 20:12

Sauber: "Werde 20 Prozent behalten"

Auch nach dem Verkauf seines Teams an BMW behält Peter Sauber 20 Prozent der Anteile - Beratervertrag für die kommenden Jahre

(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch nahm Peter Sauber in München ausführlich zum Verkauf seines Rennstalls an BMW Stellung, nun auch gegenüber unseren Kollegen und Partnern vom 'emagazine' der 'Credit Suisse'. Das Interview mit dem Schweizer kann nun auch bei 'F1Total.com' nachgelesen werden.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Burkhard Göschel

Peter Sauber am Mittwoch in München mit Burkhard Göschel von BMW

Frage: "Herr Sauber, was waren Ihre Beweggründe, dem Übernahmeangebot von BMW zuzustimmen?"
Peter Sauber: "Die Formel 1 hat sich in den vergangenen zehn Jahren - insbesondere auf der technischen Seite - extrem entwickelt und dadurch extrem verteuert. Das hat es für die unabhängigen, kleinen Teams enorm schwierig gemacht, in diesem Machtkampf zu bestehen. Wir haben zwar eine exzellente Infrastruktur und ausgezeichnetes Personal, aber ansonsten fehlt es uns doch überall ein bisschen. So mithalten zu können, ist sehr schwierig."#w1#

Sauber: "Bin mittlerweile 62 Jahre alt"

"Darum habe ich schon vor Jahren meine Bereitschaft verkündet, eine starke Partnerschaft einzugehen oder gar zu verkaufen, falls ich damit die sportliche Zukunft des Teams verbessern und die Arbeitsplätze in Hinwil zusammen mit der ganzen Infrastruktur sichern könne. Dann kommt noch ein wichtiger Punkt dazu: Ich bin mittlerweile 62 Jahre alt. Es wurde also langsam Zeit, eine gute Nachfolgelösung zu finden. Auch vor diesem Hintergrund kam der Deal mit BMW genau zu einem idealen Zeitpunkt."

Frage: "Wie sehen die neuen Besitzverhältnisse aus?"
Sauber: "Die 'Credit Suisse' als Hauptaktionär wird über die nächsten drei Jahre sukzessive ihren Aktien auf null runterfahren. Ich werde meine Anteile zwar reduzieren, aber letztendlich noch 20 Prozent behalten, was noch recht viel ist."

Frage: "Wurde die 'Credit Suisse' in diese Verhandlungen miteinbezogen?"
Sauber: "Selbstverständlich. Sie war von Anfang an informiert und hat den Verkauf aus denselben Gründen wie ich begrüßt. Schließlich garantiert er den sportlichen Fortschritt und sichert bis zu einem gewissen Grad auch den Standort Hinwil."

Für die Mitarbeiter wird sich "wenig ändern"

Frage: "Sie sprechen vom Standort Hinwil. Was ändert sich dort für die Mitarbeiter?"
Sauber: "Für sie wird sich wenig ändern. Die Belegschaft von heute rund 300 Mitarbeitern wird sogar noch ausgebaut. Teams wie Renault oder WilliamsF1 beschäftigen 450 bis 500 Mitarbeiter. BMW will zwar nicht ganz in diese Dimensionen vorstoßen, aber es werden doch deutlich mehr werden als heute. Und das ist doch nicht nur für die Mitarbeiter ganz wichtig, sondern für die ganze Region."

Frage: "Somit wird allen heutigen Sauber-Mitarbeitern der Erhalt ihrer Arbeitsplätze garantiert?"
Sauber: "Es gibt keine Garantien für Arbeitsplätze. Ich mache dies nun schon seit 35 Jahren. Ich habe immer interessante Arbeitsplätze geboten und die Firma stetig weiter ausgebaut. Ich bin der Meinung, das ist wichtiger, als über Garantien zu reden."

Frage: "Wie schnell wirken sich die neuen Besitzverhältnisse auf die Arbeit in Hinwil aus?"
Sauber: "Das wird jetzt sehr schnell einen Einfluss haben. Wir haben einen topmodernen Windkanal, den wir heute mangels Personal noch zu wenig nutzen können. Wir fahren ihn nur einschichtig, während die Konkurrenz das dreischichtig tut. Um das zu ändern, werden wir so schnell wie möglich - ohne natürlich unvorsichtig zu werden - dieses Personal aufstocken. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für das Testteam, das heute noch mit lediglich einem Auto fährt, während alle anderen mit zweien testen. Auch dieses Handicap wollen wir möglichst schnell ausmerzen."

"Hier braucht es einen sauberen Schnitt"

Frage: "Welche Rolle wird Peter Sauber im neuen Team innehaben?"
Sauber: "Innerhalb des Teams spiele ich im operativen Bereich keine Rolle mehr. Und das ist auch richtig so. Ich habe diesen Betrieb über die vergangenen 35 Jahre stark geprägt. Wenn ihn nun BMW übernimmt, wird die neue Leitung vieles anders machen wollen. BMW hat auch ganz andere Strukturen. Hier braucht es einen sauberen Schnitt. Allerdings werde ich BMW und dem Team in den nächsten Jahren noch als Berater zur Verfügung stehen."

Frage: "Was geht in Ihnen jetzt vor?"
Sauber: "Das ist für mich ein bisschen schwierig zu beantworten. Auf der einen Seite fühle ich eine enorme Erleichterung, dass ich den Betrieb, mit dem ich so verwachsen bin, in gute Hände geben kann. Seit ich in der Formel 1 bin, sind rund zehn Teams gekommen und auch wieder verschwunden. Auf der anderen Seite ist der Rücktritt aus einem derart aktiven Leben sicher nicht einfach für mich. Ich glaube, hier kommen die entsprechenden Reaktionen in mir erst in ein paar Wochen."

Frage: "Haben Sie nicht irgendwelche Pläne, etwas Neues anzufangen?"
Sauber: "Nein. Insofern bin ich auch um diesen Beratervertrag von BMW froh. Der wird mich noch derart in Anspruch nehmen, dass es keinen Sinn machen wird, irgendetwas Neues parallel dazu anzufangen. Ich hoffe aber doch, dass es für mich etwas ruhiger wird. Mit 19 Rennen ist man in dieser Saison schon ab und zu am Limit strapaziert."