Sauber: "Der Motorschaden wäre nicht nötig gewesen"
Peter Sauber im Interview über ein Rennen, in dem viel mehr drin gewesen wäre und warum er Massa schon für Ferrari testen lässt
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Gestern waren sie nach dem achten Platz von Felipe Massa in der Qualifikation noch optimistisch, im Rennen ging dann einiges schief..."
Peter Sauber: "Ja, wir hatten Grund, optimistisch zu sein. Der achte Platz war kein achter Platz, der durch ein leichtes Auto zu Stande gekommen ist. Er war nicht das Resultat einer Dreistoppstrategie sondern wir hatten relativ viel Benzin an Bord. Auch der Jacques Villeneuve hat übrigens im ersten Sektor eine sehr gute Zeit gefahren, die sogar noch schneller war. Leider hat es ihm dann das Auto weggedreht. Aber das Potenzial ist da. Wenn das dann in der ersten Kurve vernichtet wird, ist das schon eine sehr traurige Angelegenheit."

© xpb.cc
Peter Sauber lässt Massa kommende Woche zwei Tage für Ferrari testen
Frage: "Sie sind also enttäuscht?"
Sauber: "Ja, natürlich sind wir enttäuscht. Nach der guten Qualifikation von Felipe Massa haben wir uns sicherlich mehr erhofft."#w1#
Frage: "Was ist alles schief gelaufen?"
Sauber: "Diejenigen, die das Rennen gesehen haben, haben den Crash zwischen Felipe Massa und Nick Heidfeld nach dem Start in der ersten Kurve gesehen. Man kann das unterschiedlich betrachten: Türe zumachen, Reinstechen oder wie auch immer. Ich würde das als Rennunfall bezeichnen, ohne rote Karten zu verteilen."
Frage: "Und dann gab es ja auch noch einen Motorschaden bei Felipe, wohingegen Jacques Villeneuve den Nachteil hatte, von ganz hinten losfahren zu müssen."
Sauber: "Der Motorschaden wäre nicht nötig gewesen, da gab es ein Leck in der Pneumatik. Dadurch haben die Ventile nicht mehr funktioniert und den Motor beschädigt. Aus diesem Grund gab es auch die große Ölwolke. Zu Jacques Villeneuve: Wenn man von soweit hinten losfährt, dann wird es einfach hart. Man muss ihm zugute halten, dass er bei Ralf Schumacher losgefahren ist und vor ihm ins Ziel gekommen ist, dank einer etwas besseren Strategie."
Frage: "Felipe hat gesagt, dass das Auto sogar noch nach dem Wechsel des Flügels sehr, sehr gut war. Es wäre also vielleicht noch etwas drin gewesen..."
Sauber: "Es ist schwer abzuschätzen, ob noch etwas drin gewesen wäre. Er hat sicherlich noch etwas an Abtrieb verloren, es ist nicht nur der Frontflügel kaputt gegangen, das haben wir während dem Fahren an Hand der Telemetrie-Daten gesehen. Dafür ist er sehr schnell gefahren. Vielleicht hätte er sich noch einen Platz nach vorne arbeiten können. Aber unser Ziel, vor Red Bull zu sein, das hätten wir nicht erreicht. Auf die Art zumindest, normalerweise hätte das klappen müssen."
Frage: "Ein Wort zu Jacques Villeneuve?"
Sauber: "Nun gut, Jacques ist relativ weit hinten los gefahren, von einem ähnlichen Ort wie Ralf Schumacher. Vom Ralf Schumacher wissen wir, dass er das Auto hat, das im Moment besser ist als das unsrige. Sie hatten eine ähnliche Strategie wie wir, wobei unsere etwas besser war, weswegen wir davor geblieben sind. Wir hatten etwas mehr Sprit an Bord und konnten deshalb später tanken, wodurch wir vor Ralf Schumacher geblieben sind. Das ist der einzige Trost, den wir aus diesem Rennen ziehen können, doch der bringt keinen Punkt."
Frage: "Wenn sie sich die Probleme bei Ferrari anschauen, sind sie dann froh, dass sie letztes Jahr den Schritt vollzogen haben, den Reifenpartner zu wechseln?"
Sauber: "Ja, aber das wusste ich schon, als wir das erste Mal im November 2004 getestet hatten. Da wusste ich, dass der Schritt richtig gewesen ist und dass wir ihn schon ein Jahr früher hätten machen sollen."
Frage: "Jetzt kommt Monza, davor gibt es noch einen Test..."
Sauber: "Ja, das ist richtig. Wir testen drei Tage, an denen Felipe und Jacques unten sind. Felipe testet die ersten zwei Tage für Ferrari. Felipe Massa wird sich sicherlich freuen, dass er jetzt schon im roten Auto sitzen kann. Jean Todt hat mich diesbezüglich ersucht und ich komme der Anfrage im Interesse des Fahrers gerne nach. Die ersten zwei Tage wird der Jacques fahren."
Frage: "Was erwarten sie vom Rennen in Monza?"
Sauber: "Ich bin sehr, sehr vorsichtig mit Prognosen. Wir sind auch hier sehr zuversichtlich angereist und haben auch gesehen, dass das Auto gut ist. Nur wenn dann ein Fahrer in der Qualifikation einen Fehler macht, das kann überall passieren, dann sieht es nicht gut aus. Was natürlich jetzt schlecht ist, der Felipe muss als Zweiter in die Qualifikation. Schuld daran hat das unglückliche Qualifikationsreglement, was wir haben. Das muss man einmal mehr betonen. Er wird damit nach seinem Ausfall doppelt bestraft. Und wenn man als Zweiter auf die Strecke muss, hat man ein großes Handicap."
Frage: "Ist Monza für sie so eine Art Heimrennen?"
Sauber: "Ja, es gibt sicherlich viele Schweizer, die nach Monza pilgern, das hat Tradition. Eine Prognose ist jedoch schwierig, denn es ist der einzige Hochgeschwindigkeitskurs, und es wird sehr spannend sein zu sehen, welche Arbeit die Teams im Vorfeld dort leisten. Das werden wir schon im Vorfeld ein wenig sehen, war es dort kommende Woche einen Test geben wird."
Frage: "War das Debüt der Formel 1 in der Türkei ein Erfolg?
Sauber: "Nun, ich versuche einmal aus der Kiste auszusteigen und das Ganze von außen zu betrachten. Die Anlage hier ist fantastisch, ebenso die Strecke. Sie kommt nicht nur bei den Teams sondern auch bei den Fahrern gut an. Das ist mal das Wichtigste. Was die Fahrer dann daraus machen, das ist deren eigene Sache. Von unserer Leistung her gesehen bin ich nicht unglücklich, wir konnten sie jedoch nicht umsetzen."

