Salo: "Der Ferrari hat in jeder Kurve Probleme"

Fernando Alonsos Toprunde auf weichen Reifen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ferrari derzeit ratlos ist - Am Windkanal soll es laut Pat Fry nicht liegen

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso reagiert auf die Drohung von Luca di Montezemolo, Ferrari brauche nicht mit schlechten Zeiten nach Maranello zurückkehren. Der Spanier brannte am Freitag-Vormittag eine persönliche Bestzeit von 1:18,877 Minuten in den spanischen Asphalt.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Panik bei Ferrari? Bei den Roten aus Maranello herrscht Ratlosigkeit

Haben sich die Probleme der bisherigen Tage damit in Luft aufgelöst? Sehr unwahrscheinlich, denn Alonso hatte die weichen Reifen aufgezogen. Alles deutet daraufhin, dass die schnelle Runde vor allem einen Zweck erfüllte: Etwas Druck aus dem Dampfkessel in Maranello entweichen zu lassen.

Denn bisher verbreitete man bei den Tests ausschließlich Negativ-Schlagzeilen: Man müsse das neue Auto erst verstehen lernen und das neue Konzept zum Arbeiten bringen, hieß es Tag für Tag. Alonso gab bisher keinen Kommentar über seine ersten Erfahrungen im F2012 ab. Sogar Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz wunderte sich gegenüber dem 'Blick': "Was ist mit Ferrari los?" Und Ex-Ferrari-Pilot Mika Salo wird von der Schweizer Tageszeitung mit einer alarmierenden Beobachtung zitiert: "Das Auto hat in jeder Kurve Probleme."

Fehlersuche nach dem Zufallsprinzip

Die Herangehensweise von Ferrari riecht nach Verzweiflung. "Wir spielen uns derzeit mit dem Verhalten des Autos in der Kurve, daher probieren wir unterschiedliche Dinge am Kurveneingang, in der Mitte und am Ausgang - es geht wirklich darum, diese Faktoren richtig auszubalancieren", erklärte Technikchef Pat Fry nach dem gestrigen Testtag. "Es handelt sich um eine sehr große Matrix und wir probieren fast bei jedem Run eine andere Konfiguration." Offenbar versucht man nach dem Zufallsprinzip Licht ins Dunkel zu bringen.

Das große Problem aus dem Vorjahr dürfte man abgestellt haben. "Mit der Korrelation zwischen Windkanal und Strecke sind wir ganz zufrieden", sagt der Technikchef. Das bedeutet, dass die Aerodynamik eigentlich passen sollte. Wenn die Ursache für die Ratlosigkeit also im mechanischen Bereich liegt, dann deutet viel auf die eigenwillige Zugstreben-Vorderrad-Aufhängung hin.

Fernando Alonso

Ferrari setzt dieses Jahr auf eine eigenwillige Vorderrad-Aufhängung Zoom

Wann platzt der Knoten?

Doch davon will Fry nichts wissen - er hält das Prinzip, das in der Formel 1 in den vergangenen 20 Jahren kaum zur Anwendung kam, nicht für die Problemquelle. Daher besteht nur noch die Hoffnung, dass sich das neue Auto - wie von Ferrari argumentiert - tatsächlich so stark von den bisherigen Ferrari-Boliden unterscheidet und ein großer Sprung nur eine Frage der Zeit ist. Nach der Theorie: Wenn der Knoten erst mal geplatzt ist, hat man eine viel bessere Basis als in den vergangenen Jahren.


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Jerez


Der Faktor Zeit darf aber nicht unterschätzt werden: In Maranello ist "Geduld" ein Fremdwort. Vor allem nach den Pleiten der vergangenen Jahre. Und auch Alonso fordert dieses Jahr den Titel von seinem Team. Ein gefährlicher Cocktail, der Panikreaktionen nicht ausschließt. Fry selbst hat im Moment auch nicht viel in der Hand, um die Ferraristi zu beruhigen. Auf die Frage, welche Botschaft er ihnen mitteilen möchte, sagte er knapp: "Wir arbeiten sehr hart."