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Saisonanalyse Teil 8: Narain Karthikeyan
Lesen Sie im achten Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von Jordan-Toyota-Pilot Narain Karthikeyan
(Motorsport-Total.com) - Unter dem Titel "Nur des Geldes wegen in der Formel 1?" hat 'F1Total.com' Narain Karthikeyan vor Saisonbeginn in die Kategorie der klassischen und meist nicht übermäßig mit Talent gesegneten Bezahlfahrer einsortiert, doch der Inder lieferte in seinem ersten Jahr in der Königsklasse mit durchaus viel versprechenden Ansätzen den Gegenbeweis.

© Jordan
Narain Karthikeyan, im Bild in Spanien mit seinem Freund Sachin Tendulkar
Das PS-Märchen begann eigentlich schon lange vor dem Auftaktrennen 2005 in Melbourne, denn Karthikeyan saß vor seinem ersten Start probeweise bereits in Formel-1-Boliden von Jaguar, Minardi und Jordan, und im Februar gehörten ihm sämtliche Schlagzeilen in den heimischen Sportmagazinen. Als Erster Inder in der Formel 1 genoss er zwar viele kommerzielle Vorteile, gleichzeitig lastete aber auch ein enormer Druck auf seinen Schultern.#w1#
Zu Saisonbeginn war Karthikeyan klar stärker als Monteiro
In Australien stieg er dann standesgemäß mit einer Superleistung in die Saison ein: Als Zwölfter der beiden Qualifyings - freilich begünstigt durch die wechselhaften Wetterverhältnisse - nahm er seinem ursprünglich wesentlich höher eingeschätzten Teamkollegen Tiago Monteiro gleich einmal mehr als drei Sekunden ab. Im Rennen belegte er zwar nur den 15. Platz, doch mit seiner schnellsten Runde stellte er Monteiro neuerlich um 1,029 Sekunden in den Schatten.
Schon im Albert Park offenbarte der erfrischend ungestüme 28-Jährige seinen Beobachtern seinen Fahrstil, der von der Aggressivität her ein wenig an Takuma Sato erinnert - spektakuläre Drifts und gelegentliche Ausritte gehörten da zum täglichen Brot. Im Gegensatz zu Monteiro, der es zunächst ruhiger angehen ließ und sich von unten hinauf an das Limit des Jordan-Toyota EJ15 tastete, fand Karthikeyan dadurch aber schneller seine Pace.
Sein bestes Einzelresultat lieferte der WM-18. als Vierter in Indianapolis ab, doch zu jenem Zeitpunkt hatte er seinen anfänglichen Bonus schon ein wenig aufgebraucht - und dass bei nur sechs gestarteten Autos ausgerechnet sein Teamkollege hinter den beiden Ferraris auf das Podium kam, dürfte ihm innerlich ein wenig weh getan haben. Es folgte ein paar Wochen später ein Rüffel von Teamchef Colin Kolles - und plötzlich ging es wieder aufwärts.
Beinahe-Bestzeit im Regen von Suzuka als Saisonhöhepunkt
Das absolute Highlight setzte Karthikeyan schließlich beim Grand Prix von Japan, als im vierten Freien Training der Regen die Bridgestone-Reifen begünstigte und der krasse Außenseiter wenige Augenblicke vor Schluss plötzlich als Führender angezeigt wurde. Erst in allerletzter Sekunde unterbot Renault-Pilot Giancarlo Fisichella die Zeit noch um 14 Tausendstel. Zwei Stunden später klassierte sich Karthikeyan im Qualifying überraschend an elfter Position.
Trotz seiner wilden Fahrweise waren übrigens nur zwei seiner insgesamt fünf Ausfälle selbst verschuldet: In Montréal gab der gelbe Jordan-Toyota-Renner nach einem Mauerkuss den Geist auf, doch das ist angeblich ja selbst Weltmeistern schon passiert, und beim Saisonfinale in Shanghai verursachte Karthikeyan mit seinem massiven Crash die zweite Safety-Car-Phase. Immerhin verabschiedete er sich so aber lautstark aus seiner ersten Formel-1-Saison.
Dieselbe Kragenweite wie ein Jenson Button?
Das Fazit muss also positiv ausfallen - und Ex-Sportchef Trevor Carlin attestierte dem Inder dementsprechendes Potenzial: "Ich glaube, dass Narain dieselbe Kragenweite hat wie zum Beispiel ein Jenson Button. Vielleicht ist er noch nicht so reif oder konstant, aber er hat definitiv den nötigen Speed", so der Brite. Dies mag zwar etwas zu hoch gegriffen sein, doch nur des Geldes wegen ist Karthikeyan bestimmt nicht im Grand-Prix-Sport gelandet.
Übrigens: Der mediale Druck aus seiner Heimat - als Neulinge im Motorsport wussten nur die wenigsten indischen Journalisten, dass man mit einem Jordan-Toyota keine Rennen gewinnen kann - nahm im Laufe der Saison nicht wirklich ab, doch der neue Nationalheld freundete sich ab dem Grand Prix von Spanien mit Cricket-Superstar Sachin Tendulkar an, der ihm diesbezüglich einige Tipps und Tricks verraten konnte...
Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

© xpb.cc
Der zweite Platz im vierten Freien Training in Suzuka war eine Talentprobe Zoom
Marc Surer: "Karthikeyan ist unberechenbar. Manchmal fährt er schnelle Zeiten, zum Beispiel im Regen in Suzuka, aber dann steht er wieder nirgendwo. Er scheint ein Talent zu haben, aber es war schon in der Formel 3 oft so, dass er ein Rennen gewonnen hat - und dann war er beim nächsten plötzlich nur noch Siebenter. Genauso fährt er auch in der Formel 1."
Hans-Joachim Stuck: "Was man optisch so sieht, hat er eine unglaubliche Car-Control, ein echter Beißer! Wenn ich von den Jordan-Fahrern der vergangenen Saison einen auswählen müsste, würde ich ohne langes Überlegen Karthikeyan nehmen. Hinzu kommt, dass Indien auf der Formel-1-Landkarte noch grünes Auenland ist - und mit dem indischen Markt kann man bestimmt etwas machen."
Statistiken zu Narain Karthikeyans Saison:
Fahrerwertung: 18. mit 5 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 19 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 16,5 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 11. (Japan)
Bestes Ergebnis Rennen: 4. (USA)
Gefahrene Führungsrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Ausfallsrate: 26 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 14 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 4.114 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 1 (Gesamtübersicht)

