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Russell: Mercedes "grottenlangsam" nach rätselhaftem Problem
George Russell erlebt in Imola ein Rätselrennen ohne Pace und findet klare Worte: Mercedes kämpft erneut mit alten Hitze-Problemen
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Pilot George Russell erlebte beim Großen Preis der Emilia-Romagna in Imola ein ernüchterndes Rennwochenende. Nach einem vielversprechenden Qualifying, das Hoffnungen auf ein solides Top-5-Ergebnis weckte, kam der Brite am Ende nur als Siebter ins Ziel - und sprach anschließend Klartext: "Wir waren definitiv nicht vom Pech verfolgt - wir waren einfach grottenlangsam."

© circuitpics.de
George Russell findet klare Worte nach dem Rennen in Imola Zoom
Schon auf dem Weg zur Startaufstellung hatte Russell ein merkwürdiges Gefühl im Auto. "Ich habe auf den Runden zur Startaufstellung bereits Probleme gemeldet. Ich dachte, da ist etwas kaputt", erklärt der 27-Jährige. Doch das Team konnte beim Check nichts Auffälliges feststellen. "Dieses Gefühl hielt dann über 60 Runden an. Wir hatten überhaupt keine Pace."
Die Ursache für das schwache Abschneiden sieht Russell - einmal mehr - in einem bekannten Schwachpunkt des Mercedes W15: der Temperaturempfindlichkeit des Fahrzeugs. "Es ist ein klarer Trend: Wenn es heiß ist, sind wir langsam. Wenn es kalt ist, sind wir schnell. Das war letztes Jahr so, und das ist dieses Jahr wieder so."
Dass Mercedes an diesem Wochenende erneut deutlich hinter Ferrari und sogar phasenweise auf Augenhöhe mit Williams lag, ist für Russell alarmierend. "Es ist nicht das erste Rennen in dieser Saison, in dem wir langsamer waren als Ferrari - und teilweise sogar langsamer als Williams. Auch wenn wir bisher meist noch irgendwie ein Ergebnis retten konnten. Heute hatten wir Glück, dass wir überhaupt Siebter geworden sind."
Reifenprobleme und eine instabile Hinterachse
Ein weiterer Kritikpunkt war das Verhalten des Autos - speziell auf der Hinterachse. "Es war, als ob die Hinterräder sich bewegen. Selbst auf der Geraden hat sich das Auto bewegt. Die Hinterreifen waren völlig überhitzt. Entweder überhitzen die Vorder- oder die Hinterreifen, je nach Strecke. Das ist ein grundlegendes Problem."
Die Aussagen von Mercedes-Teamsprecher Bradley Lord untermauern diese Analyse. "Das große Limit für uns war an diesem Wochenende die Hinterachse. Die Überhitzung dort hat unsere Pace im Rennen massiv eingeschränkt. Wir haben im Verlauf der Saison auch Strecken gehabt, auf denen wir vorne limitiert waren. Diesmal war es eindeutig hinten", erklärt Lord.
Besonders enttäuschend: Die Diskrepanz zwischen Qualifying- und Rennpace habe sich weiter verschärft. "Wenn überhaupt, dann war die Lücke zwischen Qualifying-Performance und Rennleistung diesmal noch größer als in den bisherigen Rennen. Das war genau das Gegenteil von dem, was wir durch unsere Arbeit erreichen wollten."
Strategie durch Reifenzustand diktiert
Auch strategisch musste Mercedes reagieren. Während Ferrari-Pilot Charles Leclerc früh stoppte und Mercedes damit unter Druck setzte, hielt sich Mercedes zunächst an den geplanten Einstopp-Plan mit der Kombination Medium-Hard. Doch besonders der rechte Hinterreifen zeigte laut Lord starke Körnungen. "Das war dann der Auslöser für den Stopp. Es war also keine strategische Entscheidung, sondern eine erzwungene Reaktion."
Ein besonders irritierender Moment für Russell kam etwa ein Drittel des Rennens: "Ich hatte das Gefühl, als ob ein Track Rod gebrochen ist." Dabei handelt es sich um ein entscheidendes Verbindungsglied in der Lenkgeometrie. Das Team fand im ersten Check aber keine technischen Schäden.
"Im Datenmaterial konnten wir nichts Auffälliges erkennen", so Lord. "Die Balance der Reifen zwischen Vorder- und Hinterachse war in der zweiten Rennhälfte besser, was auf ein reifenseitiges Problem hindeutet, nicht auf einen mechanischen Defekt. Aber wir müssen das Auto zurück in der Box haben, um das mit Sicherheit zu sagen."
Mercedes: Laufen Gefahr, den Sommer zu verschlafen
Mit Blick auf die kommenden Rennen ist die Sorge bei Russell groß. "Wir haben nicht unbedingt keine Ideen mehr, wie wir das Reifenproblem lösen könnten - aber es ist irgendwie im Auto eingebrannt. Ferrari war vor ein paar Jahren auch super im Qualifying, aber im Rennen schwach. Jetzt ist es umgekehrt - und sie wissen selbst nicht, warum. Wir brauchen einen besseren Kompromiss, vor allem vor dem nächsten Rennen, denn der Sommer kommt, und das verheißt nichts Gutes für uns."
Trotz der enttäuschenden Leistung bleibt Russell realistisch: "Jedes Team hat irgendwann ein katastrophales Wochenende. Das hier war unseres. Red Bull hatte das in Bahrain. Natürlich bin ich nicht glücklich, aber so ist die Realität in der Formel 1. Man fährt auf unterschiedlichen Strecken, mit unterschiedlichen Temperaturen und Reifentypen. Da kannst du nicht immer vorne dabei sein."
Und in der Tat: Im Vergleich zur Performance war Platz sieben fast noch ein versöhnliches Ergebnis. Doch der Druck auf Mercedes wächst. Nicht nur, weil sich das Team weiterhin schwertut, die Konkurrenz in Schach zu halten - sondern auch, weil sich die technischen Schwächen des Autos mehr und mehr als systemisch herausstellen.


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