• 13.03.2008 12:03

Rosberg: "Uns fehlen einige Dinge am Auto"

Nico Rosberg erklärt im Interview, wo es am aktuellen Auto hakt und wie er gegen das Technik-Establishment bei Williams kämpft

(Motorsport-Total.com) - Der neue Williams FW30 hat bei Testfahrten in der Wintersaison einen guten Eindruck hinterlassen, trotzdem sieht Nico Rosberg noch viele Baustellen an seinem neuen Dienstwagen. Die Aerodynamik sei gut, aber unter anderem fehle es an mechanischem Grip, so der Deutsche im Interview kurz vor dem Start in die neue Saison. Rosberg erklärt außerdem, warum er immer wieder bei den Technikern in der Williams-Fabrik auf Granit beißt.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg hat am neuen Williams FW30 einige Baustellen ausgemacht

Frage: "Nico, bist du auch hier in Melbourne immer noch so positiv gestimmt, wie bei den Tests. Oder hast du am neuen Williams etwas auszusetzen?"
Nico Rosberg: "Vieles sogar, denn ein Auto könnte immer besser sein. Das Team hat über den Winter einen guten Job gemacht. Insgesamt möchte ich unsere Aerodynamik-Abteilung loben, denn das war in den vergangenen Jahren nicht unsere Stärke. Ich glaube, dass die jetzt zu einer richtigen Größe geworden sind im Bereich Aerodynamik, aber in allen anderen Bereichen hätten wir besser arbeiten können. Das ist für den Start in die Saison nicht super, aber das bedeutet, dass wir in Zukunft eine gute Entwicklung haben können."#w1#

Aerodynamik top, Rest Flop?

Frage: "Das bedeutet, dass die anderen Bereiche vernachlässigt wurden?"
Rosberg: "Nein, das sind unterschiedliche Abteilungen und da ist bei einigen Leuten nicht so ganz das aufgegangen, was sie sich vorgestellt hatten. Das kann ja mal passieren."

"Es fehlen uns halt einige Dinge am Auto. Das hat verschiedene Gründe." Nico Rosberg

Frage: "Wie viel geht euch dadurch auf der Strecke verloren. Geht es da um Zehntelsekunden?"
Rosberg: "Ja, auf jeden Fall. Es fehlen uns halt einige Dinge am Auto. Das hat verschiedene Gründe. Der mangelnde mechanische Grip ist nur ein kleiner Teil davon. Aber da wir jetzt wissen, dass wir bei der Aerodynamik kein Problem haben, ist da keine Panik. Jetzt können wir uns auf die anderen Sachen konzentrieren."

Frage: "Beim Test in Valencia, wo es wegen der engen Kurven auf mechanischen Grip ankommt, warst du aber doch ganz zufrieden, oder?"
Rosberg: "Ja, aber da hatte ich noch keinen Vergleich. Man muss das aber auch einordnen, denn wenn wir uns im Vergleich mit Renault sehen, dann ist doch alles positiv. Die waren im vergangenen Jahr deutlich schneller als wir und wir haben sie eingeholt, ohne das es im mechanischen Bereich tief greifende Regeländerungen gegeben hätte."

"Der Eindruck ist, dass wir über den Winter besser entwickelt haben, als der Doppelweltmeister Renault. Ob das auch am Wochenende auf der Strecke so sein wird, weiß ich nicht. Man muss auch sehr vorsichtig sein, weil man nicht nur das Qualifying in Melbourne für das Kräfteverhältnis heranziehen kann. Man muss da schon mal drei oder vier Rennen abwarten."

Die neue Rolle als Teamleader

Frage: "Welchen Eindruck hast du denn jetzt nach den Wintertests?"
Rosberg: "Realistisch geschätzt liegen wir hinter BMW und gleichauf mit Renault und Red Bull. Fragezeichen sind noch bei den Teams von Toyota und Toro Rosso."

"Ich bin nun mal derjenige, der im Auto drinsitzt." Nico Rosberg

Frage: "Du hast sozusagen ohne Not deinen Vertrag bei Williams im Winter um zwei Jahre verlängert. Warum?"
Rosberg: "Weil ich happy bin, wo ich bin. Ich fühle mich wohl und das Team ist im Aufwind und da bin ich gerne dabei."

Frage: "Du bist jetzt der Williams-Topfahrer, der auch die Entwicklung mit begleiten und vorantreiben muss. Wie hat sich das ausgewirkt?"
Rosberg: "Es ist schon so, dass deine Aussagen dann mehr Gewicht haben. Ich glaube, dass viele gemerkt haben, wie ich im Vergleich mit Alex (Wurz; Anm. d. Red.) im vergangenen Jahr gearbeitet habe und da ist der Respekt gewachsen. Ich denke, dass alle gesehen haben, dass ich als Person Ahnung habe und dadurch der Respekt gestiegen ist und somit merke ich jetzt, dass meine Aussagen mehr Kraft haben im Team. Das ist toll und interessant und ich nutze das auch aus."

Harter Kampf um Entwicklungen

"Natürlich sitzen die dort in der Firma und denken, sie wissen schon was sie machen." Nico Rosberg

Frage: "Es war zu hören, dass du am Ende der vergangenen Saison eine E-Mail an das Team geschrieben hast. Da standen wohl deine Vorstellungen vom nächsten Auto drin. Stimmt das?"
Rosberg: "Das stimmt so nicht, aber es könnte stimmen. Ich bin nun mal derjenige, der im Auto drinsitzt. Natürlich versuche ich dann, so viel wie möglich selbst mit anzuschieben und sage dann, was ich brauche um schneller zu fahren. Natürlich hänge ich mich da sehr rein indem ich sage, wo nach meiner Ansicht die Probleme liegen."

Frage: "Bei Williams ist man sehr an der Technik orientiert. Früher hieß es dort immer, die Fahrer sollen ihren Job machen und das Team macht den anderen Job. Trifft man da bei Williams auf Widerstände?"
Rosberg: "Natürlich trifft man da auf Widerstände, das ist nicht immer ganz einfach. Es ist schwierig, denen einige Dinge klar zu machen und sie zu einer Richtung zu überreden. Natürlich sitzen die dort in der Firma und denken, sie wissen schon was sie machen. Es ist schwierig. Wenn du mit neuen Ideen kommst, dann gar nicht mal so, aber wenn du versucht, eine andere Richtung einzuschlagen, dann schon. Besonders bei den älteren Herrschaften."