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  • 14.07.2012 13:17

  • von Felix Matthey

Rosberg und Moss über die Formel 1 von damals und heute

Nico Rosberg und Stirling Moss sind Mercedes-Piloten aus ganz unterschiedlichen Epochen - beide schildern lebhaft die Unterschiede zwischen damals und heute

(Motorsport-Total.com) - Es kommt nicht häufig vor, dass sich zwei Rennfahrer so unterschiedlichen Alters zum gemeinsamen Interview treffen: Formel-1-Größe Stirling Moss und Nico Rosberg taten dies nun um die beiden Epochen in denen sie gefahren sind, bzw. noch fahren, miteinander zu vergleichen.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Stirling Moss lernte die Formel 1 in ihrer Anfangszeit kennen

Der 82-Jährige Moss bestritt zwischen 1951 und 1961 insgesamt 66 Formel-1-Rennen, u.a. für Maserati und Mercedes. Er war damals Zeuge des letzten Mercedes-Werkssiegs seines Markenkollegen Juan Manuel Fangio für 57 Jahre. Die Siegesflaute beendete erst in diesem Jahr Rosberg, als er in China als Erster die Zielflagge sah. Es war gleichzeitig auch der erste Grand-Prix-Sieg des Deutschen.

Die Unterschiede zwischen der Formel 1 in den 50er Jahren - die Königsklasse steckte nach ihrer Gründung im Jahr 1950 quasi noch in den Kinderschuhen - und der heutigen Zeit ist kaum in Worte zu fassen. "Mein Gott, diese Formel 1 ist heute ein ganz anderer Sport als damals", so Moss im Interview mit der 'Bild'. "Mir wird ja schon schwindelig, wenn ich die ganzen Knöpfe am Lenkrad sehe."

Zu Moss' Zeiten war kein einziger Knopf am Lenkrad zu finden. Die Lenkräder waren zudem viel größer, aus einfachem Material wie Holz und Metall hergestellt und es kam auch des öfteren Mal zu Schrecksekunden: "Einmal hatte ich während eines Rennens das Lenkrad lose in der Hand!", so der Brite.

"Einmal hatte ich während eines Rennens das Lenkrad lose in der Hand!" Stirling Moss

Anhand von Knöpfen am extrem handlichen und komplizierten Formel-1-Lenkrad aus heutiger Zeit kann der Fahrer unter anderem die Bremsbalance und das Differenzial des Autos verstellen: "Wir haben inzwischen so viele, dass sie gar nicht mehr auf die Vorderseite passen", erklärt der 27-jährige Rosberg. "Wir haben auch hinter dem Lenkrad Knöpfe, Wippen und Schalter."

Das Lenkrad ist also eine Wissenschaft für sich geworden. Früher habe man auf ganz andere Dinge Wert gelegt, unter anderem auf das weibliche Geschlecht wie Stirling Moss lebhaft beschreibt: "Ich habe mich um die Mädels gekümmert, die sich vor dem Rennen mit mir verabreden wollten und mir schnell noch ihre Telefonnummer zusteckten", grinst Moss.

Nico Rosberg

Nico Rosberg muss als Topsportler extrem auf seine Ernährung achten Zoom

Auch auf Ernährung habe man damals weniger Wert gelegt als heute. Während man heute laut Rosberg "genau berechnete Müsli- und Nudelportionen" zu sich nehmen müsse und im Cockpit per Knopfdruck "ein von Ernährungswissenschaftler zusammengestellten Elektrolyt-Mix trinkt", habe man laut Moss früher gegessen und getrunken was man wollte: "Ich habe vor dem Rennen am liebsten Spiegeleier gegessen! Ich hatte zum Trinken eine Thermosflasche unterm Sitz. Die musste ich immer verstauen, dass nichts ausläuft, wenn ich um eine Kurve fahre." Und was war da drin? "Ausgepresster Zitronensaft. Wir sind in Monaco ja drei Stunden gefahren, da brauchten wir Vitamine...."