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Rosberg: "Spaltung wäre nicht gut für den Sport"
Nico Rosberg zweifelt inzwischen an, dass es zu einer Einigung zwischen FIA und FOTA kommt - Williams mit Upgrades in Silverstone noch weiter vorn?
(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg macht sich ernste Sorgen um die Formel 1. Der Williams-Pilot ist sich nicht mehr sicher, ob es zwischen FIA und FOTA zu einer Einigung kommt. Für Rosberg bedeutet das politische Tauziehen aber auch, dass er selbst nur schwer eine Entscheidung über seine eigene Zukunft treffen kann. Bei seiner Medienrunde in Silverstone sprach der Deutsche über die Politik und Kontakte zu anderen Teams wie BMW, aber auch über die Stärken von Williams und seine Erwartungen für das kommende Wochenende:

© xpb.cc
Nico Rosberg hofft, dass das politische Gezerre in der Formel 1 bald aufhört
Frage: "Nico, wie wird das Auto hier laufen?"
Nico Rosberg: "Ich bin ganz zufrieden damit, wie das Auto in den letzten Rennen gelaufen ist, ich habe einen sechsten und einen fünften Platz geholt. Vor allem das letzte Rennen war wirklich ein Fortschritt. Es war sehr schön, das zu sehen. Denn in den vergangenen Jahren sind wir ab der Türkei immer ein bisschen zurückgefallen und in diesem Jahr war das Gegenteil der Fall. Unsere direkten Gegner, Toyota und Ferrari, hatten in der Türkei schon recht umfangreiche Updates dabei und wir haben hier für Silverstone unseren großen Sprung geplant."#w1#
"Wir haben einen neuen Unterboden und andere neue Teile. Das bringt uns einen großen Schritt nach vorn und deshalb freue ich mich auf das Wochenende. Ich denke, dass wir ganz gut dastehen können. Obwohl Silverstone für uns in der Vergangenheit das schlechteste Rennen war, habe ich in diesem Jahr irgendwie das Gefühl, dass unser Auto auf allen Strecken viel konstanter ist und sogar auf einer Highspeedstrecke wie Silverstone ganz gut funktionieren könnte. Wir könnten ganz gut abschneiden."
Frage: "Was sind deine Ziele für dieses Rennen, bisher hast du P6 bis P8 als realistisch eingestuft?"
Rosberg: "Dann jetzt fünf bis sieben (lacht; Anm. d. Red.). Ich hoffe auf alle Fälle auf Punkte. Vielleicht sind wir auch besser und ein Platz in den Top 6 ist drin."
Frage: "Kann man morgen nach dem zweiten Training schon einschätzen, ob alles wie geplant funktioniert?"
Rosberg: "Nein, das wird bis zum Qualifying dauern. Weil der Vergleich im Training sehr schwierig ist, vom Benzinlevel her und so weiter. Da muss man wirklich bis zum Qualifying abwarten."
Frage: "Istanbul war dein bisher bestes Rennen in dieser Saison, und das, obwohl Ferrari dort schon die Upgrades hatte. Wie schön war es, Ferrari im direkten Fight zu schlagen?"
Rosberg: "Es war schon überraschend. Wir haben Ferrari ganz klar geschlagen, wir konnten ihnen davonfahren, sie hatten keine Chance. Das war schön und wir hätten nicht erwartet, dass es so ist."
Frage: "Was hat sich im Team geändert, dass es in diesem Jahr in der Entwicklung keine Stagnation gibt?"
Rosberg: "Ich glaube, dass uns vor allem das neue Reglement hilft. Es war für alle ein Neustart und wir müssen nicht die ganze Zeit aufholen. Man schlägt seine eigene Richtung ein, setzt seine eigenen Ideen um und das hat uns sehr geholfen."
Frage: "Fühlst du dich immer noch als Teil eines 'kleinen' Teams oder hat sich das geändert, seit ihr dank des neuen Reglements vorne mitfahrt?"
Rosberg: "Es ist schon noch irgendwo ein 'kleines' Team. Aber ich bin in diesem Team groß geworden, deshalb kenne ich nichts anderes. Deshalb empfinde ich es nicht als 'kleines' Team, sondern als ein Team wie alle anderen auch. Ich glaube an die Kompetenz der Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Die Technikabteilung wird von sehr kompetenten Leuten geführt."
Konstant in Q3

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Der FW31 ist konstant schnell und soll jetzt noch einen Schritt nach vorn machen Zoom
Frage: "Wie ist es für einen Fahrer, wenn er an eine Strecke kommt und weiß, dass das Auto überall funktioniert, also wahrscheinlich auch hier, im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem man zittern musste, es in Q2 zu schaffen?"
Rosberg: "Es ist ein schönes Gefühl, wenn hierher kommt und weiß, dass man gute Chancen hat. Ich bin bisher an jedem Rennwochenende in der Startaufstellung in den Top 10 gestanden, das ist nur mir und Jenson gelungen. Wir waren vorn dabei, in jedem Rennen, egal wo. Das ist gut und ich gehe davon aus, dass es hier ähnlich ist, wenn nicht sogar besser."
Frage: "Sogar dein Teamkollege Kazuki Nakajima steigert sich. Liegt es am Fahrer oder am Auto?"
Rosberg: "Ich denke, dass Kazuki immer besser wird, aber das Auto auch. Ich würde sagen, dass wir in der Türkei in der Qualifikation auf einem ähnlichen Level waren, nur im Rennen konnten wir dann einen Schritt nach vorn machen. Was wir bisher schaffen ist, konstante Ergebnisse zu holen. Wir sind immer im Bereich der Top 8, ich hoffe aber, dass wir in Silverstone noch einen Schritt nach vorn machen."

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Rosbergs Teamkollege Kazuki Nakajima konnte sich zuletzt auch steigern Zoom
Frage: "Sam Michael wurde kürzlich mit den Worten zitiert, er sei enttäuscht, das Team müsse bei der Performance des Autos weiter vorn sein. Stimmst du dem zu?"
Rosberg: "Ich bin bin Siebter der Weltmeisterschaft, vor mir ist Brawn, Red Bull und Toyota. Und es wird wohl jeder zustimmen, dass diese Autos schon die gesamte Saison über die schnellsten Autos waren. Das sind die einzigen, die vor mir sind. Wir sind auf der Position, die wir im Moment verdienen. McLaren liegt eineinhalb Punkte vor uns, aber wir werden sie bald überholen. Die Saison ist noch lang und wenn wir vor sie kommen, sind wir Fünfte bei den Konstrukteuren. Mehr haben wir im Moment auch nicht verdient. Deshalb denke ich, dass das, was Sam sagt, nicht ganz stimmt. Im Moment vielleicht schon, aber in zwei Rennen werden wir auf Platz fünf bei den Konstrukteuren sein und das ist mehr oder weniger auch die Position, auf die wir gehören."
Frage: "Auffällig ist, dass du immer gute Starts hast, hast du da eine spezielle Technik oder liegt das an der Technologie des Autos?"
Rosberg: "Die Technologie ist beim Start sehr wichtig. Der erste Teil des Starts hängt nur von der Technologie ab, da hat der Fahrer keinerlei Einfluss. Es hängt nur davon ab, wie die Kupplung greift und das stimmen die Ingenieure ab. Dann erst kommt der Fahrer ins Spiel. Man braucht ein Gefühl für das Griplevel und muss im richtigen Moment das Richtige machen. Man muss den Grip optimal nutzen. Es ist also eine Kombination aus beidem."
Flirt mit BMW?
Frage: "Du wirst von anderen Teams sehr genau beobachtet, schaust du dich auch nach anderen Teams um?"
Rosberg: "Ja. Das muss ich tun. Es ist an der Zeit, über die Zukunft nachzudenken. Ich sehe mich also um, gleichzeitig spreche ich aber auch mit Williams, denn sie machen einen tollen Job. Sie haben einen großen Schritt nach vorn gemacht. Und falls im nächsten Jahr das Budgetlimit kommen sollte, wird Williams davon sehr profitieren."
Frage: "Es war zu lesen, dass du nächstes Jahr zu BMW gehst, was sagst du dazu?"
Rosberg: "Gar nichts. Ich denke, ich sage jetzt lieber gar nichts mehr. Wir müssen jetzt einfach mal die nächsten paar Wochen abwarten und dann schauen wir mal. BMW ist aber auf jeden Fall ein interessantes Team."
Frage: "Hast du schon mit BMW gesprochen?"
Rosberg: "Das möchte ich nicht sagen."
Frage: "Hängt das von der politischen Lage ab oder nicht, denn derzeit bist du in einem Nicht-FOTA-Team?"
Rosberg: "Das ist natürlich im Moment ein großes Durcheinander, auch für jemanden wie mich, der versucht, sich für nächstes Jahr zu entscheiden. Das ist natürlich nicht so einfach, das muss man ganz ehrlich sagen. Denn man weiß überhaupt nicht, was insgesamt passieren wird."
Sorge um die Zukunft der Formel 1
Frage: "Wie siehst du die politische Lage?"
Rosberg: "Es ist sehr schade. Ich denke, dass es sehr kritisch ist. Es besteht die Gefahr, dass die Formel 1 nicht mehr so sein wird, wie sie in diesem Jahr ist, von den Teams und den Fahrern her. Und das wäre wirklich schade, denn so, wie es im Moment ist, ist die Formel 1 toll aufgestellt. Klar ist, dass wir Kosten sparen müssen, aber leider kann man sich nicht darauf einigen, wie. Ich hoffe, dass man zu einer Einigung findet. Denn eine Spaltung wäre nicht gut für den Sport."
Frage: "Als dein Vater damals Weltmeister wurde, war die Lage genauso. Hast du mit ihm einmal darüber gesprochen?"
Rosberg: "Ja, deshalb habe ich bis jetzt immer gedacht, dass sich das schon wieder legen wird und dass sie schon einen Weg finden werden. Aber inzwischen bin ich mir schon ein bisschen unsicher, das muss ich ganz ehrlich sagen. Bisher habe ich immer gedacht, dass die Formel 1 ihren Weg schon finden wird, denn bisher wurde so etwas immer gemeistert, also werden sie es jetzt auch schaffen. Aber ich bin mir jetzt unsicher."
Frage: "Ist das für einen Fahrer, der für das nächste Jahr keinen Vertrag hat, besonders frustrierend? Wenn alles so offen ist, muss man nicht zuerst entscheiden, ob McLaren, BMW oder Ferrari, sondern FIA oder FOTA..."
Rosberg: "Natürlich macht es das extrem schwierig, jetzt für die Zukunft zu planen. Weil man einfach nicht weiß, was kommt. Aber das ist ja nicht nur bei mir so, sondern bei allen Teams, die schon nächstjährige Autos bauen müssen. Oder für die Sponsoren - für ein Team wie Williams, das jetzt versucht, Sponsoren für nächstes Jahr zu finden, ist die Situation auch sehr schwierig. Was sagen die Sponsoren denn, wenn sie jetzt von Williams ein Angebot für nächstes Jahr bekommen? Das ist alles sehr schwierig."
Was tun bei zwei Serien?
Frage: "Wenn es zwei Serien geben würde - wie wichtig wäre es für dich, gegen Ferrari zu fahren? Mit anderen Worten: Würdest du Ferrari folgen?"
Rosberg: "Nein, das würde ich überhaupt nicht. So wichtig ist Ferrari auch nicht."
Frage: "Verliert man ein bisschen den Respekt, wenn man feststellt, dass die 'schlauen' Teamchefs und Max Mosley seit einem halben Jahr nicht fähig sind, zu einer Einigung zu kommen? Denn eigentlich wollen ja beide Seiten das Gleiche, alle wollen sparen..."
Rosberg: "Dazu kann ich nur sagen, dass ich es schade finde. Dass man den Respekt verliert, kann ich nicht sagen, denn man weiß nicht genau, was Sache ist. Das weiß keiner genau, der nicht selbst mit drin ist. man weiß nicht, warum man nicht zu einer Eingung findet."
¿pbvin|512|1635||0pb¿Frage: "Aber rein vom Wettbewerbsgedanken her will man doch dort fahren, wo man die besten Fahrer um sich hat, oder?"
Rosberg: "Natürlich würde man lieber da fahren, wo die besten Fahrer und die besten Teams sind. Besonders die Fahrernamen sind sehr wichtig für den Sport, die, die da vorn unterwegs sind. Ein Hamilton und mittlerweile auch ein Button und so weiter sind extrem wichtig für den Sport. Für die für die Fans sind sie wohl das Wichtigste und machen die Attraktivität des Sports aus. Danach kommen dann die Teams, die schon auch einen gewissen Stellenwert haben."
Frage: "Wünscht man sich als Fahrer die Entscheidung so früh wie möglich, damit man den Kopf wieder frei hat?"
Rosberg: "Natürlich."
Frage: "Glaubst du, dass du in diesem Jahr - einmal unabhängig vom politischen Gezerre - länger brauchst, um dich zu entscheiden, einfach weil auch sonst viele Fragen offen sind? Wer ist nächstes Jahr gut, wer könnte gut sein...?"
Rosberg: "Es ist schon so, dass man länger abwarten muss. Aber die eine Entscheidung soll ja morgen fallen. Auch sonst ist es super schwierig. Aber ich kann mich ja genauso fragen, was mit Williams ist. Schaffen sie noch den kleinen Schritt, den ich sehr gern sehen möchte? Beim letzten Rennen waren wir Fünfter und wir sind immer in den Punkten. Da müsste man noch einen kleinen Schritt schaffen. Mit dem limitierten Budget, das sie haben und das mit Sicherheit um einiges geringer ist als bei manch anderem Team, machen sie in diesem Jahr einen tollen Job. Auch von der Entwicklung her: Wir sind immer noch dabei, wir sind noch nicht zurückgefallen. Da muss man schon auch ein Lob aussprechen. Wir entwickeln uns konstant weiter. Natürlich wären wir gern noch etwas weiter vorn, aber wir sind auf dem richtigen Weg."
Frage: "Dann müsste man rein theoretisch sagen: Je kleiner das Budget wäre, umso besser würden Teams wie Williams damit zurechtkommen. Wenn die anderen auch ein so kleines Budget haben müssten..."
Rosberg: "Die Budgetgrenze wäre sicher für uns von Vorteil, auf jeden Fall. Denn wir haben uns schon auf diesem Budgetlevel eingearbeitet und andere Teams müssten Riesenänderungen machen."
Frage: "Wo soll der kleine Schritt, den du dir noch erhoffst, gemacht werden? Wo kann Williams, wenn alles gut läuft, in diesem Jahr noch landen?"
Rosberg: "Ich denke mal hinter Brawn und Red Bull. In der Meisterschaft vielleicht weniger, aber von der Pace her. Es wird schwierig, Toyota und Ferrari einzuholen, aber es könnte so kommen, dass wir minimal schneller sind als sie. In der Türkei waren wir schneller als Ferrari und nur ein Zehntel von Toyota weg, wir sind also schon sehr knapp dran."
Faszination der Formel 1
Frage: "Was bedeutet die Formel 1 grundsätzlich für dich? Ist es für dich Glamour, ein Zurschaustellen oder ist es für dich nur der Sport?"
Rosberg: "Die besten Autofahrer der Welt, die besten Teams der Welt, die besten Techniker der Welt, die alle auf der Strecke gegeneinander antreten."
Frage: "Blendest du das andere außenrum aus oder gehört es dazu?"
Rosberg: "Ich blende das eigentlich sehr aus, ich weiß auch überhaupt nichts. Ich weiß nur ein bisschen, weil ich mit Frank Williams gesprochen habe, der Insider ist."
Frage: "Wir oft sprichst du mit Frank?"
Rosberg: "Am Rennwochenende sprechen wir natürlich die ganze Zeit miteinander, zwischen den Rennwochenenden telefonieren wir gelegentlich oder wir treffen uns, wenn ich in der Fabrik bin."
Frage: "Wie oft bist du in der Fabrik?"
Rosberg: "Recht regelmäßig, ich kann jetzt aber keine Zahl nennen. Das kann man nicht genau sagen."

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Nico Rosberg kann sich vorstellen, wie schwer es Lewis Hamilton derzeit hat Zoom
Frage: "Die beiden Lokalmatadoren Lewis Hamilton und Jenson Button treten hier mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen an den Start. Wie glaubst du, fühlen sich die beiden?"
Rosberg: "Ich glaube, dass die Saison für Lewis sicher schwierig ist. Er hat bisher noch nie erlebt wie es ist, ein schlechtes Auto zu haben - vielleicht sogar in seiner ganzen Karriere noch nicht. Das letzte Mal, dass er ein schlechtes Auto hatte, war, als er mit mir im Gokart gefahren ist. Damals sind wir in der Königsklasse gefahren und hatten ein Katastrophen-Kart, das ein ganzes Jahr lang überhaupt nicht lief. Das war wahrscheinlich das letzte Mal, dass er so etwas erlebt hat. Und das ist sicher nicht einfach, vor allem, wenn er hierher kommt, zu seinen ganzen Fans. Und das auch noch in einem Jahr, in dem ein anderer Brite vorneweg fährt. Das ist dann natürlich noch herber. Für Jenson ist es natürlich toll, mit einer guten Chance auf den Sieg hierher zu kommen."
Frage: "Wie war es denn damals mit Hamilton als Teamkollege?"
Rosberg: "Rein sportlich war es sehr schwierig, darüber hinaus überhaupt nicht. Wir haben uns sehr gut verstanden und uns sehr respektiert, auch auf der Strecke. Wir waren immer im Kampf, zwei Jahre lang. Und dabei hatten wir nie ein Problem. Das war eine super Zeit."
Frage: "Wird dir diese Strecke hier fehlen?"
Rosberg: "Ja, ich werde sie vermissen. Die Stimmung ist toll, die Veranstaltung ist klasse, man kann hier in seinem Motorhome übernachten. Ich finde es fantastisch. Es ist schade, dass wir hier nicht mehr fahren."

