Rosberg sen.: "Immer schwierig, den Mund zu halten"

Keke Rosberg weiß, dass sich sein Sohn Nico von ihm nichts sagen lässt, kann sich manchmal aber nicht zurückhalten - Rosberg jun. braver als Rosberg sen.

(Motorsport-Total.com) - Gestern in Malaysia war für Nico Rosberg nach einem eher mäßigen Start aus der zweiten Reihe schon nach ungefähr zehn Minuten Endstation, als sein Cosworth-V8-Motor rauchend sein Leben aushauchte, doch die Karriere des 20-Jährigen hat gerade erst begonnen. Ständiger Begleiter ist Vater Keke, 1982 Formel-1-Weltmeister auf Williams-Cosworth.

Titel-Bild zur News: Keke und Nico Rosberg

Keke Rosberg hat gelernt, seinen Sohn sein eigenes Ding machen zu lassen

Rosberg sen. betreut seinen Sohn als Manager und Mentor, hat inzwischen aber gelernt, sich mit seinen Ratschlägen zurückzuhalten. Dafür gab es vor einigen Jahren ein Schlüsselerlebnis: "Einmal in der Formel 3 habe ich ihn beiseite genommen. Die Strecke war noch halbnass. 'Pass auf', habe ich ihm gesagt, 'vergiss die Ideallinie, fahr dort, wo die Piste schon wieder grau ist, also trocken'", so der Finne im Interview mit der 'Welt am Sonntag'.#w1#

Rosberg sen. fällt es schwer, sich nicht einzumischen

"Mein Alter wollte mir gerade erzählen, wo Gaspedal und Bremse ist!" Nico Rosberg

"Nachher habe ich über einen Dritten gehört, dass er gesagt hat: 'Mein Alter wollte mir gerade erzählen, wo Gaspedal und Bremse ist!' Das war der Anfang und das Ende meiner Fahranweisungen. Ich habe gelernt, dass man sich nicht einmischen darf", sagte Rosberg sen. "Es ist immer schwierig, den Mund zu halten, denn ich weiß, dass er meine Ratschläge nicht gerne hört, aber trotzdem rutscht mir ab und zu mal was heraus."

Der einzige Ratschlag, den sich der fünffache Grand-Prix-Sieger nicht verkneifen konnte: "Ich hatte zum Saisonstart manchmal einen Sonnenbrand, also sagte ich: 'Junge, creme dich bloß gut ein!' Er ist ein heller Typ, da hätte er in Bahrain und Malaysia ziemlich gelitten", meinte Rosberg sen., der prinzipiell kein Problem damit hat, seinen Senf nicht mehr überall dazuzugeben: "Mittlerweile muss man anerkennen, dass Nico ein Profi ist, der weiß, was er tut."

Nicht nur deswegen sei er "sehr stolz" auf seinen Sprössling, sondern "auch was das Private angeht. Ich habe meinen Eltern viel Kummer bereitet, als ich jung war. Er hat noch nie Mist gebaut. Er ist ein Sohn, den sich Eltern nur wünschen können", lobte der 57-Jährige, der gegenüber 'Premiere' anfügte: "Es fällt mir gerade nicht allzu schwer, zufrieden auszusehen, das ist klar. Ich hätte nicht damit gerechnet - das konnte man auch nicht."

Gefahren des Motorsports sind kein Thema

"Du weißt als Motorsportler, dass es diese dunkle Seite gibt, aber du vermeidest dieses Thema." Keke Rosberg

Und: "Die Stimmung bei Williams ist einfach sensationell: Es ist völlig unpolitisch und alle arbeiten auf das gleiche Ziel hin. Die Umgebung ist sehr harmonisch. Ein besseres Team könnte ich mir nicht vorstellen", so Rosberg sen., der mit seinem Sohn übrigens nie über die Risken des Motorsports spricht: "Was gibt es da zu besprechen? Du weißt als Motorsportler, dass es diese dunkle Seite gibt, aber du vermeidest dieses Thema."

Übrigens hat es schon einmal ein Rennen Rosberg gegen Rosberg gegeben, als Nico gerade mal zwölf Jahre alt war und in Frankreich Karts fuhr. Keke: "Da passte ich auch rein. Das Rennen ging dramatisch zu Ende. Nico war in Tränen aufgelöst. Er sagte: 'Papa, du kannst ja gar nichts! Du kannst ja nicht einmal bremsen.' Bis dahin war ich sein Held. Plötzlich hat er festgestellt: Mein Held ist nichts mehr wert", erinnerte sich Rosberg sen. an sein einziges Duell mit dem heutigen Formel-1-Nachwuchsstar.