Rosberg: "Lebensgefährlich, was die da veranstalten"
Der Williams-Pilot verrät, dass die Rennleitung nach zahlreichen gefährlichen Manövern beim vergangenen Rennen in Brasilien nun härter durchgreifen wird
(Motorsport-Total.com) - Bei der Besprechung der Fahrer mit Rennleiter Charlie Whiting kamen im Vorfeld des Großen Preises von Abu Dhabi einige Zwischenfälle vom vergangenen Rennen in São Paulo noch einmal auf den Tisch, als es gleich mehrere Unfälle gab. So flogen Jarno Trulli und Adrian Sutil ab, Sutil torpedierte dabei auch noch Fernando Alonso. Und Kazuki Nakajima krachte ohne Kontrolle über sein Auto nach einer Kollision mit Landsmann Kamui Kobayashi in die Reifenstapel.

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Nico Rosberg konnte nicht glauben, was er in Brasilien sah
"Man hat in Brasilien gesehen, dass es auf der Strecke wirklich Leute gibt, die unfair sind", so Nico Rosberg. "Die Manöver zwischen Webber und Räikkönen, Kobayashi und Nakajima sowie Kobayashi und Button waren unfair und unnötig."#w1#
"Für einen Außenstehenden, der selbst nicht Formel 1 gefahren ist, ist es schwierig, so etwas zu beurteilen, was gefährlich und was unfair ist", so der Williams-Pilot weiter. "Es sind so kleine Bewegungen, von denen du als Fahrer denkst, dass es katastrophal ist, was derjenige da gerade gemacht hat. Als Außenseiter sagst du, dass das hart aber in Ordnung war. Als Fahrer sagst du, dass man so etwas nicht erlauben kann."
"Was Kobayashi mit Button gemacht hat, war total unfair und gefährlich. Er hat halb zugemacht, Button ging daraufhin auf die Innenseite und dann zog er noch einmal rüber. Er sieht, dass Button nach innen zieht, und macht nochmal zu. Es ist der Ablauf der Bewegungen, auf die es ankommt. Wenn er normal zumacht, dann ist es in Ordnung. Aber diese zwei Stufen, nachdem Button schon entschieden hatte, das ist nicht in Ordnung."
"Häkkinen und Schumacher in Spa, das ist für mich das Parade-Beispiel. Wenn der Hintere schon entschieden hat, dass er irgendwohin fährt und der vordere dann erst rüber zieht, so ist das total gefährlich. Dann hat man die großen Unfälle wie bei Nakajima in Brasilien. Du fährst hinten auf den Reifen, das ist besonders in der Bremszone gefährlich. Und dann fliegst du mit 300 ab und kannst nicht mehr bremsen. Du bist dann mit 300 in der Luft - das sind die gefährlichsten Unfälle."
"Es ist schwierig, das als Außenstehender zu sehen, da es sehr kleine Bewegungen sind", so der 24-Jährige weiter. "Auch die Szene mit Webber und Räikkönen hat die Rennleitung als lediglich aggressiv angesehen. Aber Webber hat sich einmal in Richtung der Mitte der Strecke bewegt, also hat Räikkönen gesagt 'Er hat in der Mitte der Strecke gestoppt, also ziehe ich rein'."
"Also zog der Räikkönen rein und Webber hat noch einmal rüber gezogen. Das geht nicht. Das sind manchmal nur kleine Bewegungen, das ist Millimeter-Arbeit. Aber es macht dennoch einen großen Unterschied aus. Der Räikkönen würde nie dahingehen, wenn er weiß, dass Webber zumacht. Schließlich ist er nicht lebensmüde."
In der Besprechung wurde Webber für sein Verhalten nicht kritisiert: "Ich habe gehört, dass er behauptet hat, dass er dort nichts falsch gemacht hat. In der Fahrerbesprechung selbst habe ich nichts gehört. Es hat ihn keiner direkt angegriffen. Aber deswegen gebe ich da auch immer auf, denn du kannst ihn zwar attackieren, aber er wird dann sagen, dass er nichts falsch gemacht hat."
Die Rennleitung hat sich nach der Besprechung mit den Piloten dazu entschieden, ihr Verhalten zu ändern und härter durchzugreifen: "Nach der Fahrerbesprechung haben sie akzeptiert, dass sie jetzt härter werden müssen. Die Fahrer wollen, dass härter durchgegriffen wird. Das wird auch passieren."
¿pbvin|512|537|sicherheit|0|1pb¿Einige Fans werden das womöglich nicht verstehen, denn sie werden gerade durch Überholmanöver und - zugegebenermaßen - auch durch Zwischenfälle unterhalten: "Gut, die Zuschauer werden es vielleicht nicht verstehen, aber es ist lebensgefährlich, was die da veranstalten. Was die gemacht haben, ist verrückt. Unsere Gesundheit steht an erster Stelle, das muss gestoppt werden. Es ist natürlich ein schwieriges Thema, aber an erster Stelle muss unsere Gesundheit stehen. Es kann nicht sein, dass es so etwas in der Formel 1 gibt."
Gleichzeitig empfindet es Rosberg als unsinnig, solche Manöver während des Rennens mit einer Durchfahrstrafe zu bestrafen: "Dann muss man vielleicht nachträglich zwei WM-Punkte wegnehmen oder so. Man darf halt keine Durchfahrstrafe verteilen. Denn wenn man die Durchfahrstrafe für Mark Webber auf den Nürburgring betrachtet, so hatte sie ihn nichts gekostet, weil er so weit vorne war."
"Ich hatte wiederum in Singapur eine Durchfahrstrafe, die mich wegen des Safety Cars gekillt hat. Da ist also keine Konstanz drin. Es wäre also viel besser, wenn du im Rennen eine Verwarnung bekommst, das Rennen normal weitergeht und du nach dem Rennen Punkte abgezogen bekommst, egal, wo du bist."
Nico Rosberg, Sohn des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg, erachtet sich übrigens selbst als umsichtigen Fahrer: "Ich bin sehr fair. Mein Vater würde sagen, dass ich dafür keinen Orden bekomme. Aber ich tendiere eher in Richtung Fairness."

