Qualifying: Hamilton deklassiert die Konkurrenz!

Lewis Hamilton sicherte sich in Abu Dhabi die letzte Pole-Position des Jahres vor Sebastian Vettel - Weltmeister Jenson Button in der dritten Reihe

(Motorsport-Total.com) - Es war schon dunkel, als sich Lewis Hamilton nach seiner vierten Pole-Position in dieser Saison auf die Brust klopfte. Der McLaren-Mercedes-Pilot sicherte sich in seinem zumindest vorerst letzten Qualifying mit der Startnummer eins passenderweise den ersten Startplatz - und zwar in einer Manier, die wahrlich weltmeisterlich war!

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Mark Webber

Lewis Hamilton scheint die mäßige Saison 2009 versöhnlich zu beenden

Vor der atemberaubenden Kulisse des beleuchteten Yas-Marina-Hotels spielte sich der 2008er-Champion regelrecht mit der Konkurrenz, ehe er in seinem allerletzten Versuch den Hammer auspackte: 1:40.948 Minuten mit der Benzinmenge für das Rennen, 0,667 Sekunden Vorsprung auf Sebastian Vettel im Red-Bull-Renault - das war der Konkurrenz dann trotz seiner ohnehin schon starken Trainingsleistungen ein bisschen zu viel.#w1#

Vettel vom Rückstand überrascht

"Der Abstand ist natürlich eine Wucht", gab Vettel kleinlaut zu. "Wir sind ein bisschen überrascht über unseren Rückstand, aber Lewis war schon das ganze Wochenende stark. Warten wir mal die Benzinmengen ab. Ich denke, wir sind etwas schwerer als er - wie viel, das werden wir sehen. Schade, dass wir zwar einen KERS-Knopf haben, aber nichts passiert, wenn ich ihn drücke! Das ist hier vielleicht der Unterschied. Mehr hätten wir heute nicht rausholen können."

Sebastian Vettel

Mehr als Platz zwei war für Sebastian Vettel heute einfach nicht möglich Zoom

Der Deutsche lag vor Hamiltons letzter Runde in Führung, wurde aber nach Ablauf der regulären Zeit noch abgefangen. Bezeichnend: Hamilton war im ersten und dritten Sektor in etwa gleich schnell wie die Red Bulls, auf den langen Geraden aber im wahrsten Sinne des Wortes um Längen schneller. Das liegt sicherlich zum Teil an KERS, deutet aber auch darauf hin, dass der Spritunterschied nicht so groß ist, wie es sich Vettel vielleicht wünschen würde.

Hamilton selbst, der schon gestern vom besten Freitag der gesamten Saison gesprochen hatte, strahlt vor dem letzten Grand Prix jedenfalls Zuversicht aus: "Es ist nie einfach, aber es hat wirklich Spaß gemacht. Das Auto war dieses Jahr noch nie so gut wie heute. Die Runde war auch gut, obwohl ich gar nicht allzu aggressiv zu Werke gehen musste. Ich bin wirklich überglücklich", gab er mit einem selbstbewussten Lächeln im Gesicht zu Protokoll.

Haug wittert KERS-Vorteil

"Sehr" beeindruckt zeigte sich auch Norbert Haug: "Lewis hatte das ganze Wochenende unter Kontrolle. Hoffentlich geht es so weiter. Unser KERS-Hybrid ist im Vergleich zu Red Bull sicher ein großer Vorteil. Ich denke, wir haben den Speed. Hoffentlich können wir es umsetzen", sagte der Mercedes-Sportchef und fügte an: "Bei so einem historischen Rennen, bei dieser Atmosphäre die Pole zu holen, das ist ganz toll!"


Fotos: Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


Bis Hamilton mit seinem letzten Versuch für klare Verhältnisse auf dem 5,55 Kilometer langen Yas-Marina-Circuit sorgte, war das Top-10-Finale ein offener Schlagabtausch, bei dem fünf, sechs Piloten für die Pole-Position in Frage kamen. Hinter Hamilton und Vettel landeten schlussendlich Mark Webber (Red-Bull-Renault/+ 0,778), Rubens Barrichello (+ 0,838) und Jenson Button (beide Brawn-Mercedes/+ 0,944) auf den Positionen drei bis fünf.

Button wirkte an seinem ersten Wochenende als Weltmeister bisher sehr entspannt und ließ jeweils am Ende der ersten (2.) und zweiten (3.) Session mit starken Zeiten aufhorchen. Im Finish fehlte ihm dann das letzte Quäntchen - wahrscheinlich wegen seiner alten Schwäche, dass er mit den härteren Reifen besser umgehen kann als mit den weicheren. Zumindest blieb er aber um fünf Tausendstelsekunden vor dem Italiener Jarno Trulli (Toyota).

BMW zum Abschied solide

Das BMW Sauber F1 Team machte bei seinem letzten Auftritt in der Königsklasse recht gute Figur und brachte Robert Kubica (+ 1,044) und Nick Heidfeld (+ 1,395) in die vierte Startreihe. Kurzzeitig hatte man den beiden sogar mehr zugetraut, am Ende hatten sie im Hundertstelsekundenpoker aber nicht das Glück auf ihrer Seite. Zumindest ließen sie im letzten Qualifying noch zwei deutschsprachige Konkurrenten hinter sich.

Nick Heidfeld

BMW verabschiedet sich mit einer ordentlichen Vorstellung aus der Formel 1 Zoom

Die konnten aber trotzdem mit sich zufrieden sein: Nico Rosberg (9./Williams-Toyota/+ 1,635) hatte sich in Q2 nur dank einer Gewaltleistung noch in die Top 10 katapultiert, während Sébastien Buemi (Toro-Rosso-Ferrari/+ 1,765) aus der Schweiz seine starken Trainingsleistungen bestätigte und Zehnter wurde. Damit gewann er auch das Stallduell gegen Jaime Alguersuari (15.) klar - einmal mehr, wie man inzwischen anmerken muss.

Der große Pechvogel des Abends war Heikki Kovalainen, denn der McLaren-Mercedes-Pilot wäre laut Haug auf jeden Fall finalfähig gewesen, rollte aber im Mittelabschnitt an dritter Stelle liegend mit einem Getriebeschaden aus. Dadurch rutschte er in seinem vielleicht letzten Grand Prix für die Silberpfeile noch auf den 13. Startplatz zurück. Bereits im ersten Qualifying hatte sich Kovalainen gedreht, der Fehler blieb jedoch ohne Folgen.

Bittere Schlappe für Ferrari

Ganz bitter erwischte es in unmittelbarer Nachbarschaft des Themenparks Ferrari-World das Ferrari-Team: Kimi Räikkönen schied als Elfter aus, Giancarlo Fisichella wurde im vielleicht letzten Qualifying seiner aktiven Formel-1-Karriere Letzter. Auch der zukünftige Ferrari-Superstar Fernando Alonso musste sich schon verabschieden, als es noch hell war: Der Spanier scheiterte als 16. völlig überraschend bereits am ersten Cut.

Adrian Sutil

Adrian Sutil hätte sich heute deutlich mehr erwartet als ein Scheitern in Q1 Zoom

Adrian Sutil (Force-India-Mercedes) wurde mit 317 km/h - schneller war nur Button (318) - einmal mehr seinem Ruf als Topspeedwunder gerecht, verlor aber als 18. sein Stallduell gegen Vitantonio Liuzzi um 0,162 Sekunden. "Das war S-C-H", zeigte er sich anschließend enttäuscht. "Ich bin froh, wenn der Winter kommt." Somit musste er sich heute sogar den beiden Japanern Kamui Kobayashi (12./Toyota) und Kazuki Nakajima (14./Williams-Toyota) geschlagen geben.

Der befürchtete Temperaturabfall während der Session war heute übrigens kein Problem - die Luft kühlte nur von 30 auf 29, der Asphalt von 34 auf 31 Grad ab. Diese Daten sind natürlich auch für das Rennen wichtig, das morgen ebenfalls um 17:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MEZ) gestartet wird. Klarer Favorit auf den Sieg ist nach der heutigen Vorstellung wohl Hamilton, der sich sicher am liebsten mit einer Eins von seiner Eins trennen würde...